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Riehler Historie Riehl Intern | 21

Der Block Boltensternstraße zog sich nörd-      Im Bereich des Blocks Boltensternstraße stellte
lich der Barbarastraße in Richtung Kuhweg.      die Stadt bauwilligen Bürgern Land zur Pacht
Auch hier wurde nach dem Krieg bauwilligen      bereit, um sich hier Wohnunterküfte zu schaf-
Menschen aus Köln und vielen Zuwanderern        fen. Viele Flüchtlinge und Aussiedler fanden
durch die Stadt Gelände zum Bau von Eigen-      somit eine Chance auf eine neue Heimat.
heimen zur Verfügung gestellt. An dieser Stel-  Die Wege in diesem Teil waren ebenfalls al-
le entstanden auch Gemeinschaftsbaracken        phabetisiert, um einen Überblick zu behalten.
für mehrere Familien.
                                                Die Gebäude sollten laut Bauvorschrift aus
Die Familie Soujon vor Ihrem Haus               Stein erbaut werden. Sie wurden überwie-
                                                gend aus aufgearbeiteten Ziegeln errichtet.
                                                Die Steine barg man aus dem Schutt von
                                                zerbombten Häusern und entfernte die Mör-
                                                telreste. Als Bausand wurde der Erdaushub
                                                genommen, da der Untergrund sandig war. So
                                                brauchte man nur den Zement zu kaufen. Not-
                                                wendige Eisenteile wurde ebenfalls aus Bauru-
                                                inen geholt. Die übrigen Teile des Grundstücks
                                                wurde zum Gemüseanbau genutzt.

Die Fischersiedlung umfasste ca. 250 Notun-     Wie bereits erwähnt, gab es zwar Strom, das
terkünfte. Auch wenn die Häuser im Fischer-     Wasser musste aber mit Pumpen gefördert
dorf bereits zum Teil vor dem Krieg entstan-    werden, und die Abwässer und Toiletten
den, so fehlte hier doch jede Infrastruktur.    wurden über Sicker-
Dies galt erst recht, als sich nach dem Krieg   gruben im Boden
ein wahrer Bauboom entwickelte. Die Häuser      entsorgt oder zur
hatten zwar Strom das Wasser musst aber         Düngung genutzt.
durch Pumpen aus der Erde geholt und die        Das waren natürlich
Abwässer im Garten über Sickergruben ent-       sehr problematische
sorgt werden.                                   hygienische Verhält-
                                                nisse, und die Körper- Badetag bei Familie Soujon
Wegen der zunehmenden Größe des Gelän-          pflege war nur unter Schwierigkeiten möglich.
des erhielten die Straßen nun die für diese
Siedlung typischen Namen (Aalweg usw).          Die unbefestigten Wege waren nur zum Teil
                                                beleuchtet, und die Ecken der Wege waren mit
Die Schrebergärten im Bereich des Blocks        Kartuschen der Flakmunition abgesteckt. Eige-
Kuhweg, die ursprünglich nur der Versorgung     ne Gemeinschaftseinrichtungen gab es in die-
mit Nahrungsmitteln dienen sollten, hatten      ser Siedlung nicht. Kirche, Schule, Kindergarten
die oben bereits erwähnte Versorgungslage       usw. wurden im Ortskern von Riehl genutzt.
mit Strom, aber ohne Wasser. Die Gartenhäus-
chen dienten zunehmend auch einer dauer-        Nachdem die anfänglichen „Maggelge-
haften Wohngelegenheit. Die Wege wurden         schäfte“ etwas abflauten, erfolgte die Versor-
zur besseren Auffindung alphabetisiert.         gung mit Lebensmitteln überwiegend durch
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