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16 | Riehl Intern Interview
„Ich komme aus einer Migrantenfamilie“
Seit Januar ist Uwe Rescheleit (48) Wir Menschen sind unser Leben lang auf der
fest angestellter Pfarrer in der Evange- Suche nach einer Heimat. Die Antwort auf
lischen Kirchengemeinde Riehl. Acht Jahre diese Suche ist Gott, eigentlich Kreuz und
Auferstehung Jesu Christi.
Wie kam es, dass Sie Pfarrer geworden sind?
Zunächst wollte ich Lehramt studieren, wie
meine beiden großen Geschwister. Aber
in den 80ern gab es eine solche Lehrer-
schwemme, dass ich es mir anders überlegt
habe. Meine Nähe zur Kirche war schon im-
mer sehr groß und ich bin in einem tiefen
Glauben erzogen worden.
lang hatte er eine „Pfarrstelle mit beson- Von welchen Erlebnissen ist Ihre Jugend
deren Aufgaben“, jetzt ist er unbefristet geprägt?
hier. Riehl intern sprach mit ihm über seine Ich bin in einer sehr lebendigen Gemeinde
Kindzeit, seine Ausbildung und seine Ziele. groß geworden. Und ich hatte schon immer
eine große Liebe zur Musik. wir haben Beat-
Riehl Intern: Bitte erzählen Sie uns etwas Messen gefeiert, Jugendfreizeiten gemacht.
über Ihren familiären Hintergrund. Es war die Zeit der Friedensbewegung. Der
Uwe Rescheleit: Aufgewachsen bin ich in Nato-Doppelbeschluss war eines der wich-
Wülfrath, im Niederbergischen. Heute wür- tigen politischen Erlebnisse meines Lebens.
de man sagen, ich komme aus einer klas- Damals in Wülfrath haben wir versucht, eine
sischen Migrantenfamilie. Meine Großeltern Allianz zu schaffen zwischen allen Parteien
sind zum Ende des zweiten Weltkrieges aus und Glaubensrichtungen. Mit dem einen
Ostpreußen geflohen. Ihre Geschichte ist Ziel: Frieden.
eine deutsche Geschichte von Flucht und
Vertreibung und neuer Suche nach Heimat. Was ist das Besondere an Ihrer Ausbildung?
In diesem Geist bin ich groß geworden. Mein lutherischer Protestantismus hat zwei
Seiten. Er ist mystisch und politisch radikal
Was bedeutet für Sie „Heimat“? zugleich. Ein Theologiestudium bedeutet
harte Arbeit. Ich habe Hebräisch, Altgrie-

