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Leben und Kommentar 35
nicht die Räumlichkeiten, und wenn, kä- Das Titelbild unserer letzten Ausgabe ha- Spezialisiert auf
men die Gäste von außerhalb nach Nip- ben wir im Heimathirsch gemacht und da n Innere Medizin I –
pes. Und darüber wären die Nippeser ist mir mal wieder die witzige Ausstat-
nicht glücklich. tung aufgefallen; ein bisschen Retro, ein Gastroenterologie und
bisschen 70er Jahre-Stil. Allg. Innere Medizin
Wie kommst du zu dieser Einschätzung? Ich habe ganz klar einen Hang zur Tapete. n Innere Medizin II –
Bei Veranstaltungen im Heimathirsch Als Kind habe ich die gehasst, aber heute Diabetologie und
sind im Publikum kaum Leute aus Nip- bekomme ich beim Anblick von Raufaser Endokrinologie
pes. Gut, der Nippeser braucht länger, einen Brechreiz. Ich sehe mich als Bewah- n Innere Medizin III – Kardiologie
bis er mit irgendetwas warm wird. Es rer alter Werte, und ich bin überzeugt, n Innere Medizin IV –
könnte wirklich mehr kulturelle Veran- das die Welt anders aussehen würde, Hämatologie und Onkologie
staltungen und Einrichtungen geben, wenn wir weniger wegwerfen würden. n Chirurgie I – Unfall- und
aber Nippes ist verträumt. Einerseits Es ist doch egal, wenn die Tasse eine Wiederherstellungschirurgie,
fühlen sich die Bewohner als Teil dieser Katsche hat. Wenn ich noch daraus trin- Handchirurgie und Orthopädie
Stadt, benehmen sich aber sehr provin- ken kann, das ist das okay. Das ist auch n Chirurgie II – Allgemein- und
ziell. eine Art von Werteverfall, wenn man Visceralchirurgie
die Dinge nicht mehr schätzt. Für mich n Chirurgie III – Gefäßchirurgie
Apropos Infrastruktur. Ich staune im- sind Stühle nicht wichtig, wenn sie von n Chirurgie IV – Thoraxchirurgie
mer, welche Räumlichkeiten du findest, einem bestimmten Designer sind, son- n Gynäkologie und Geburtshilfe
wie beispielsweise für den Heimathirsch. dern wenn ich gut darauf sitzen kann. n Anästhesie, Intensivmedizin
Oder die kleine Viertelküche, heute das Und ich mag die Gebrauchsspuren da- und Schmerztherapie
Lokal Fink. ran. Dann hat so ein Stuhl gelebt. Es freut n Palliativmedizin
Ich habe einfach einen anderen Fokus, mich, wenn Leute kommen und sagen: n Diagnostische und interventio-
wenn ich durch Nippes gehe oder mit ´Hier ist es ja schön kuschelig. Hier sieht nelle Radiologie
dem Fahrrad fahre. Ich schaue mir die es aus wie bei meiner Oma.` Wenn dann
Häuser an und überlege, ob die Räum- noch frische, nette Kellner dazukommen St. Vinzenz-Hospital
lichkeiten sich für ein schönes Restau- und ein gutes Programm, ist das ist doch Merheimer Straße 221-223
rant eignen oder ob sich der Ort kultu- eine schöne Kombination. 50733 Köln • Tel 0221 7712-0
rell oder für eine andere Dienstleistung info.kh-vinzenz@cellitinnen.de
nutzen lässt. Vielen Dank für das Gespräch. Prost. mac www.vinzenz-hospital.de
Der Kommentar von Holger Hoeck Kaum ein Jugend-Fußballspiel würde
ohne die Transport-Fahrdienste enga-
Ehrenamt?! Unbedingt. gierter Väter ausgetragen; kein Schul-,
Straßen- oder Gemeindefest gelingt
Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht. Ich ohne die wertvolle Hilfe von fleißigen
höre jedenfalls immer wieder in meinem Eltern, Nachbarn oder Gemeindemit-
Bekanntenkreis die gleichen Sätze: „Da- gliedern. Das sind Fakten, die auch von
für habe ich nun echt keine Zeit“ oder „für Nicht-Aktiven gut geheißen werden,
lau ehrenamtlich engagieren? Sehe ich und die sich dabei von Ehrenamtlern ger-
gar nicht ein.“ Gerne erwidere ich dann: ne eine Bratwurst auf den Teller legen
„Wenn alle so denken und handeln wür- lassen. Doch selbst mal im Vereinsheim
den wie du, würde in vielen Bereichen spülen oder beim Auf- und Abbau eines
unseres gesellschaftlichen Lebens gar Kinderfestes mit anzupacken, kommt
nichts laufen.“ Diese Reklamation perlt für viele dennoch nicht in Frage. „Die
jedoch, unterstützt von einem Schul- Arbeit bleibt doch immer an denselben
terzucken und dem Kommentar „selbst hängen“, hört man von denen, die sich
schuld“ an meinem Gegenüber ab. Ist einbringen. Ihnen wird bisweilen erwi-
das wirklich so? Sind die ehrenamtlichen dert, dass sie doch gar nicht für Verän-
Feuerwehrleute, Rettungssanitäter, Trai- derungen und neue Impulse potentieller
ner, Seelsorger sowie die vieltausendfach Ehrenamtler offen seien. Das stimmt
anderweitig engagierten Männer und sicherlich auch und vermutlich liegt die
Frauen da draußen tatsächlich selbst Wahrheit irgendwo in der Mitte. Doch
schuld, dass sie ihre kostbare Freizeit unterm Strich bleibt das Ergebnis, dass
für eine aufopferungsvolle, mitunter ein Ehrenamt Spaß macht, es ist berei-
anstrengende und stets unbezahlte - es chernd und man entdeckt ganz neue
sei denn, man heißt Franz Beckenbauer Fähigkeiten und Seiten an sich. Es ist
- ehrenamtliche Tätigkeit opfern? Oder kein „ich muss“, sondern ein „ich kann“.
sind doch die Sofahocker, Dauer-Griller Probieren Sie es aus!
und notorischen Smartphone-Glotzer
die eigentlichen „Dummen“?

