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32 Bildung

Magischer Anziehungspunkt für Astronomie-Fans

Planetarium Köln besteht seit einem halben Jahrhundert

Wer es nicht weiß, würde kaum vermuten, dass sich im Leonardo-da-Vinci-Gym-

nasium in der Blücherstraße ein Planetarium und eine Sternwarte befinden. Wäh-

rend letztere zwischen 1960 bis 1963 errichtet wurde, feierte das Planetarium in

diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.        Fotos: Biber Happe

„Wir müssen hier die Treppe hinunter“,        selten“, ergänzt Gundermann und zeich-        Schulkeller. Erst durch viele Stunden auf-
sagt Hermann Gundermann, Leiter des           net die entsprechenden Sternbilder mit        opferungsvoller Eigenarbeit ist dieses
                                                                                            Schmuckstück aus Raumfahrt und Astro-
Planetariums, und kennt die verwun-                        einem Laser nach. Während        nomie entstanden.“
derten Blicke mancher Besucher. „Viele                     Stefan Nowak, seit 38 Jahren
meinen, es müsste doch hinauf gehen,                       ehrenamtlicher Mitarbeiter       Die Idee zum Planetarium entstand
da wir uns mit dem Weltall beschäftigen.                   des Planetariums, den Projek-    während einer Präsentation des Klein-
Unser Zeiss-Kleinplanetarium ZKP-1, das                    tor rotieren lässt, ist Gunder-  planetariums. „Mein Vater, der damals
von Anfang an in unserem Gruppenraum                       mann in seinem Element. „Ich     hier Schuldirektor war, besuchte mit mir
steht, befindet sich jedoch im Keller. Hier                könnte Ihnen unendlich viele     und meinem Freund Werner Oppel eine
können wir für bis zu 30 Personen einen                    Geschichten und Informatio-      Vorführung des Geräts durch die Firma
künstlichen Sternenhimmel projizieren“,                    nen zu den einzelnen Sternen     Zeiss im Brunosaal in Klettenberg. Mein
                                                           erzählen. Da es aber mehrere     Vater war sofort begeistert und schaff-
erklärt der ehemalige Physik- und Mathe-                   tausend Himmelskörper sind,      te es, auch dank der Unterstützung des
matiklehrer, der bis 2002 am Blüchergym-                   würde dies zu lange dauern.“     Astronomie begeisterten Max Adenauer,
nasium unterrichtete. Unzählige Sterne                                                      das Kleinplanetarium für unsere Schule
erscheinen kurz darauf an der Decke des                    Jeden Samstag ab 18 Uhr          für den damals stolzen Preis von 36.000
Raums, der mit Stühlen aus den 1970er         können Hobby-Astronomen einem the-
Jahren ausstaffiert ist. „Man erkennt         menbezogenen Vortrag lauschen; jeden          D-Mark anzuschaffen. Zum Vergleich: Der
hier etwa ein Kreuz, ausgebreitete Flü-       ersten Samstag im Monat veranstaltet
gel, einen langen Hals mit Schnabel und       das Planetarium-Team zudem eine all-          vierte Nachfolger dieses Projektors kostet
Schwanzfedern. Das ist der Schwan. Dann       gemeine Führung für Interessierte. Nach
ist dort der Kassiopeia, der wie der Große    einem Film im Vortragsraum über Astero-       inzwischen rund 400.000 Euro.“ Gunder-
Wagen in unseren Breitengraden das            iden, Kometen und den schönsten Bildern
ganze Jahr zu sehen ist. Allerdings muss      des Weltalls, so wie dem anschließenden       mann und sein Team sind jedoch auch auf
man hierfür einen klaren Himmel haben,        atemberaubenden Blick in den Kosmos,
und der ist in dieser Stadt ja leider höchst  können die Besucher an verschiedenen          ihre Sternwarte stolz, deren größter Teil
                                              Funktionsmodellen aktiv werden, Werk-
                                              stätten und Labore bestaunen oder durch       einschließlich Fernrohre und Kuppeln von
                                              Schaubilder ihr Wissen erweitern. „Unsere
                                              Veranstaltungen, für die Leute sogar aus      ehemaligen Schülern in ihrer Freizeit er-
                                              Aachen und Bonn anreisen, sind stets gut
                                              frequentiert. Dabei freut uns, dass auch      baut wurde. Während ein Spiegelfernrohr
                                              viele junge Personen und Schulklassen
                                              den Weg zu uns finden, die mitunter           der visuellen wie photographischen Him-
                                              bereits einen hohen Informationsstand
                                              mitbringen“, sagt der 78-jährige Gunder-
                                              mann, der mit der Besucherentwicklung
                                              sehr zufrieden ist. Auch die Ausstattung
                                              in den Gängen des Planetariums lädt
                                              zu einem längeren Verweilen ein. „Hier
                                              war über 20 Jahre nur ein verstaubter

                                                                                            melsbeobachtung dient, können Schü-

                                                                                            lerinnen und Schüler mit einem Zeiss-

                                                                                            AS-Refraktor Beobachtungen in eigener

                                                                                            Regie durchführen. Eine spezielle Kamera

                                                                                            ermöglicht zudem die Bildübertragung

                                                                                            von Sonne, Mond und Planeten vom Dach

                                                                                            in den Keller. Ein Besuch des Planetariums

                                                                                            lohnt auch in der sechsten Dekade seines

                                                                                            Bestehens.                  hoe

                                                                                            www.koelner-planetarium.de
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