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14 Kommunales

Polizisten-Trio im „liebenswerten Viertel“ unterwegs

Drei Bezirksbeamte pflegen Kontakte zu Bürgern in Nippes und sorgen für Ordnung

Sie lieben Nippes und ihren Job als Bezirksbeamte im Veedel. Aber nach den                 er. Für die Pänz ist er der „Schutzmann“
                                                                                           oder der „Wachtmeister“. Ihm und sei-
gewaltsamen Ereignissen in der Silvesternacht am Dom werden die Hauptkom-                  nen Kollegen macht eine „Verkehrserzie-
                                                                                           hung rund um den Block“ ebenso Spaß
missare Thomas Weine (48), Wolfgang Manegold (56) und Peter Rossenbach (57)                wie die Ausbildung der Kinder an der
                                                                                           Förderschule Auguststraße zu Straßen-
zunehmend zu Sondereinsätzen in der ganzen Stadt abkommandiert. Das gefällt                bahn- und Busbegleitern. Über mangeln-
                                                                                           den Respekt der Menschen können sich
den langgedienten Polizisten nicht immer, denn: „Das schönste Betätigungsfeld              die „Dorfsheriffs“, wie sie sich scherzhaft
                                                                                           selber nennen, nicht beklagen – im Ge-
ist halt unser Viertel“, bekennt Weine und Rossenbach fügt hinzu: „Wir identifi-           genteil. „Selbst die, die am KVB-Stopp
                                                                                           Neusser Straße/Gürtel Stress machen,
zieren uns mit dem Stadtteil und seinen Menschen.“  Fotos: Biber Happe                     lassen sich von uns beruhigen, wenn sie
                                                                                           merken, dass wir sie kennen“, sagt Ros-
In Nippes leben 35.000 Menschen; deshalb       Polizeihauptkommissar Thomas Weine          senbach.
sind hier drei erfahrene Beamte unterwegs.
Sie verstehen sich nicht nur als Ordnungs-     Sorgen bereitet den Polizisten jedoch eine  So engagiert, wie sie ihren Dienst als
hüter, die Straftäter verfolgen und festneh-   spezielle Szene von jungen Leuten, die Tag  Bezirksbeamte versehen und so gern
men müssen, Streitigkeiten schlichten und      für Tag an der KVB-Haltestelle Neusser      sie mit verschiedenen Behörden zusam-
den Straßenverkehr regeln, sondern auch        Straße/Gürtel herumlungern. „Das ist        menwirken, um Konflikte zu schlichten,
als Informanten, Ratgeber und Betreuer,        ein Brennpunkt“, meint Manegold und         so sehr setzt ihnen „die angespannte
vornehmlich von alten Bürgern in Nippes.       erinnert daran, dass in unmittelbarer       personelle Lage“ bei der Kölner Polizei zu:
„Die sind immer wieder Opfer von En-           Nähe sechs Schulen liegen, die 4000
keltricks“, erzählt Manegold. Ganoven be-      Schüler besuchen. „Die kennen uns zwar,     Polizeihauptkommissar Peter Rossenbach
trügen die gutgläubigen Menschen, indem        oft sogar namentlich, aber sie treten in
sie ihnen vorgaukeln, Verwandte in Geld-       Gruppen rücksichtslos auf“, stellt Weine    „Wir müssen sehr oft unsere Kollegen in
nöten zu sein. „Die haben keinerlei Skrupel.   bedauernd fest. Es sei nicht einfach, hier  ganz Köln unterstützen“, klagen die drei.
Und die Opfer schämen sich hinterher, weil     Konflikte zu schlichten oder Eskalation zu  Sie könnten nicht jeden Tag nur in Nip-
sie leichtsinnig gewesen sind“, berichtet      verhindern, sagt Rossenbach. Wie seine      pes unterwegs sein, darunter leide der
Rossenbach. So bleibt den Beamten häu-         Kollegen setzt er auf einen „runden Tisch“  Kontakt zur Bevölkerung. „Bis vor acht
fig nichts anderes übrig, als die Leute stän-  von Polizei, KVB und Streetworkern, der     Jahren gab’s für Nippes fünf Bezirksbe-
dig zur Vorsicht zu mahnen – zum Beispiel      demnächst eingerichtet werden und ver-      amte, heute sind wir nur noch zu dritt.“
                                               suchen soll, die Situation zu entspannen.
                                                                                           Die Beamten sind gestandene Familien-
Polizeihauptkommissar Wolfgang Manegold        Das Bezirksbeamten-Trio patrouilliert zu    väter, verheiratet und seit über 30 Jahren
                                               Fuß oder im Streifenwagen durch Nip-        in verschiedenen Funktionen bei der Po-
keine Fremden in die Wohnung zu lassen,        pes. „Lieber zu Fuß“, meint Rossenbach.     lizei. Sie wohnen „ganz bewusst“ nicht
Rucksäcke nicht offen auf der Straße zu tra-   Dabei ergäben sich schneller und ein-       im Viertel, um an ihren Feierabenden
gen oder Geldbörsen im Supermarkt nicht        facher Kontakte. Zwar soll demnächst im     in Ruhe vom Dienst abschalten zu kön-
auf dem Rollator abzulegen. Übel und oft       Bürgerzentrum Altenberger Hof eine re-      nen. Für Rossenbach – den einzig „echt
angewandt sei auch der Handwerkertrick,        gelmäßige „Bürgersprechstunde“ einge-       kölschen Jung“ des Trios – ist Nippes ein
erzählt Manegold: „Betrüger dringen unter      richtet werden. Bis es soweit ist, suchen   „liebenswertes“ Viertel. Telefonisch zu
dem Vorwand, Reparaturen ausführen zu          die Beamten spontan das Gespräch mit        erreichen sind die drei Beamten unter
müssen, in Wohnungen von Senioren ein,         jungen und alten Leuten auf der Neusser     den Mobilnummern 0162/23 13 707 (T.
durchwühlen sie und machen sich mit rei-       Straße, in Kneipen, im Straßencafé oder     Weine), 0162/-23 13 708 (W. Manegold)
cher Beute davon“. Ein besonders heißes        beim „Blumen-Manni“ auf dem Markt.          und 0162/23 13 709 (P. Rossenbach). job
Pflaster ist Nippes nach Einschätzung der      „Bei einem Plausch hört man dann, wo
Bezirksbeamten dennoch nicht. „Wir sind        die Menschen der Schuh drückt“, weiß
mittlerer Schnitt in Köln“, versichert Weine,  Weine, der auch ein offenes Ohr für pri-
der von einem „gut gemischten Wohn- und        vate Probleme hat. Besonders gern geht
Geschäftsviertel“ spricht. Wie Rossenbach      er wie Manegold und Rossenbach in die
lobt er die „Multkulti-Atmosphäre“.            Schulen von Nippes: „Die Kinder begeg-
                                               nen uns offen und freundlich“, berichtet
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