Page 18 - fuer-nippes_2016-1
P. 18

18 Bildung

Für mehr Bock auf Bildung sorgen

Jugendliche aus vielen Nationen arbeiten in der Jugendwerkstatt Nippes

Bereits seit 1985 gibt es die Jugendwerkstatt in der Florastraße, getragen vom ge-

meinnützigen Verein „Netzwerk“. Die Einrichtung möchte den Jugendlichen eine

berufliche Perspektive eröffnen, die sich in der Schule bisher schwer getan haben

und mit Bildung eher Frust als Lust verbinden.  Fotos: Biber Happe

Es ist eine bunte Truppe, die sich jeden     die Hauswirtschaft. Platz ist für jeweils    Das Team der Betreuer: Maike Althoff, Georg Schnip-
Morgen um acht Uhr in der Jugendwerk-        bis zu acht Jugendliche. „Sie sollen über    pering, Helmut Neubauer und Barbara Kusanke
statt an der Florastraße einfindet: Mo-      die praktische Arbeit wieder Lust auf die
                                                                                          Radiostationen da-
hammed aus Guinea, Tropical aus Nige-                     Schule bekommen, um einen       raus gefertigt.“ Kol-
ria, Leul aus Eritrea, Seburan aus Serbien,               Abschluss nachzuholen oder      lege Helmut Neu-
der Deutsch-Amerikaner Daniel und Fa-                     in ein Angebot zur Berufsvor-   bauer (62), der als
yed aus Tunesien. Ein Jahr lang bleibt die-               bereitung wechseln“, ergänzt    Werkanleiter die
se Gruppe von Jugendlichen im Alter von                   Althoff. Es ist eine sehr nie-  Metallwerkstatt
16 bis 21 Jahren in der Werkstatt für Me-                 derschwellige Einrichtung für   betreut, sieht die
tallverarbeitung, um eine Idee davon zu                   die Jugendlichen, die häufig    Jugendwerkstatt
bekommen, wie es in ihrem Leben wei-                      keine schöne Schulzeit er-      als Spiegel der ge-
tergehen könnte. „Wir werden nicht von                    lebt haben. Dennoch gehört      sellschaftlichen
der Agentur für Arbeit finanziert“, stellt                der Besuch der Berufsschule     Entwicklungen: „In
Maike Althoff klar, die zusammen mit ih-                  zweimal in der Woche auch       den 1990er Jahren
rer Kollegin Barbara Kusanke die insge-                   zu ihren Pflichten.             hatten wir viele
samt 24 Jugendlichen sozialpädagogisch                                                    Teilnehmer vom
betreut. „Wir sind Teil der Jugendhilfe,                  Schon seit 1985 befindet sich   Balkan, demnächst
das heißt, wir helfen hier den Jugend-       die Jugendwerkstatt Nippes in einem          kommen dann die
lichen auf die Sprünge. Im Fachjargon        städtischen Gebäude, einer ehemaligen        Syrer. Überhaupt
heißt das psycho-soziale Stabilisierung.“    Sargfabrik, im Hinterhof an der Florastra-   ist die Zusam-
Dazu gehört Pünktlichkeit, Ausdauer          ße. Für viele Nippeser ist sie aber eher     mensetzung viel
bei der Arbeit, aber auch Frust auszu-       eine Einrichtung im Verborgenen. Träger      bunter geworden.
halten, wenn es mal nicht so klappt wie                                                   In der Metallwerk-
                                             ist der gemeinnützige Verein Netzwerk,       statt haben wir
                                             der seine Geschäftsstelle in Bilderstöck-    acht Teilnehmer aus sechs Nationen.“ Die
                                             chen hat und rund 700 Mitarbeiter be-        Herausforderungen werden nicht kleiner,
                                             schäftigt; in Kitas, offenen Ganztags-       jedem Jugendlichen eine berufliche Per-
                                             schulen oder im Sozialen Dienst.             spektive zu eröffnen und damit einher-

gewünscht. Neben der Metallwerkstatt         Seit 21 Jahren arbeitet Georg Schnippering   gehend ein selbstbestimmtes Leben. Die
gibt es noch den Werkbereich Holz und        (51) in der Holzwerkstatt als Anleiter. Be-  Jugendwerkstatt Nippes wird auch die
                                             sonders erfolgreich war im vergangenen       nächsten Jahre noch gebraucht. mac
                                             Jahr das Projekt „Upcycling“. Aus Schall-    www.net-sozial.de
                                             platten wurden Wanduhren, aus Trittlei-
                                             tern Regale und aus Paletten entstand ein
                                             Strandkorb für den Garten. Die Produkte
                                             begeisterten beim „Tag der offenen Tür“
                                             Mitte Dezember letzten Jahres ganz be-
                                             sonders die zahlreichen Besucher. „Upcy-
                                             cling mache ich eigentlich schon seit 20
                                             Jahren“, sagt Schnippering. „Wir haben zu
                                             Anfang Autoradios ausgebaut und neue
   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23