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Riehler Historie Riehl Intern | 21
und Kunststopfen an. Besonders im Reparie- gleichen Haus befand sich damals die in Riehl
ren kleiner Löcher und Risse an guter Kleidung beliebte Gaststätte Rörig, die 1998 durch Be-
war sie eine Künstlerin. Sie zog aus einem sitzerwechsel in Körner's umbenannt wurde.
verdeckten Saumteil Fäden und zauberte die
Schäden regelrecht fort. War der Schaden Seit kurzem werden im Haus 102 „Chez Phil“
zu groß, dann stickte sie eine Blüte oder ein Crèpes angeboten, eine Spezialität, die 1960
Sternchen darüber, was mancher Kundin so wohl nur die Riehler kannten, die schon ein-
gut gefiel, dass sie auch neue Kleidung zum mal in Frankreich gewesen waren. Um 1960
Besticken brachte. residierte hier das wohl wichtigste Lebens-
mittelgeschäft von Riehl. Im Laden herrschte
Metzgerei Seuwen - heute befindet sich dort die immer reges Treiben, und die Kundinnen
Feinkostmetzgerei Rita Motz mussten viel Zeit mitbringen. Fast alle Le-
bensmittel – Mehl, Zucker, Reis, Hülsenfrüchte
Bis heute befindet sich in der Stammheimer – wurden aus Säcken und Schubladen lose
Straße 98 eine Metzgerei. Ab 1953 verkaufte verkauft, abgewogen und in entsprechende
dort der Metzgermeister Jakob Seuwen „fei- Tüten verpackt. Dazwischen gab es noch ein
ne Fleisch und Wurstwaren“, wie es die zeit- Schwätzchen über besondere Vorkommnisse
genössische Werbung von 1956 versprach. im Viertel oder in der Familie, denn der Laden
Nunmehr ist seit 25 Jahren Frau Rita Motz die der Wehmeyers war auch Umschlagplatz von
Geschäftsinhaberin. Riehler Neuigkeiten. War die Einkaufstasche
einer Kundin einmal zu schwer gefüllt, so bot
Aufwendig und dekorativ mit Süßwaren und Familie Wehmeyer eine Hauslieferung durch
edlen Pralinen war das Schaufenster von den Sohn an, der ein Motorrad besaß.
Frau Fabricius in der Stammheimer Straße
100 gestaltet. Besonders beliebt war dieses Im Haus 104 roch es immer intensiv nach Far-
Geschäft bei Kindern, denn neben der La- ben. Hier bot Herr Broch, der seine Kunden
dentheke stand eine lange Reihe von hohen stets im grauen Kittel bediente, Lacke und
Glasgefäßen mit Bonbons und Lakritzen. Frau Farben an und alles, was man zur Pflege und
Fabricius füllte auch für zehn Pfennig Him- Renovierung von Fußböden und Wänden be-
beer- oder Rahmbonbons in Tütchen, doch nötigte, denn die großen Heimwerkermärkte
bevorzugter bediente sie die anspruchsvolle gab es damals noch nicht. So konnte man
erwachsene Kundschaft. Heute bietet hier zum Beispiel Schellack kaufen, um das Bala-
der Malergeschäft Lanz seine Dienste an. Im tum, einen damals beliebten und preiswerten
Bodenbelag, wieder aufzufrischen. Heute be-
findet sich in den Räumen ein Lottogeschäft.
In der Seifenhandlung Fitzek im Haus 106
konnte man alle Haut- und Haarpflegepro-
dukte sowie Wasch- und Putzmittel erstehen,
die von Frau Fitzek mit ihrem leichten Sprach-
fehler wortreich angeboten wurden. Hier ver-
sorgt heute die Buchhandlung Till Eulenspiegel
die Riehler mit Lesestoff und Kunstpostkarten.

