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38 Leben

In der Uniform des Feindes dem sicheren Tod entkommen

Salomon Perel erzählt Edith-Stein-Realschülern aus seinem Leben als Hitlerjunge

Es war still in der Aula, als Salomon Perel, Spitzname „Sally“, begann, den über die Rolle des ´Jupp´ annahm, entschied ich

50 Zehntklässlern der Edith-Stein-Schule sowie interessierten Lehrern und Eltern mich für Mamas Ratschlag.“ Noch heute

die Geschichte seiner Jugendzeit als Sohn jüdischer Eltern in Nazi-Deutschland zu lebe der Nazi-Junge in ihm fort. „Ich führe

erzählen. „Ihr sollt erfahren, wie es damals war, als ich mich als Hitlerjunge Josef immer noch Streitgespräche mit ihm. Er

´Jupp´ Perjell ausgeben musste, um zu überleben.“	  Fotos: Holger Hoeck kommt immer wieder zurück. Dieser an-

                                                                           dauernde Kampf um meine eigene Iden-

                                                    Doch stets holte tität und dieser Konflikt, ein Jude in einem

                                                    ihn das schlechte Nazi-Körper gewesen zu sein, beschäfti-

                                                    Gewissen ein. „Wie gen mich wohl bis an mein Lebensende.“

                                                    oft habe ich mich

                                                    gefragt, ob ich als Salomon Perel, der in Israel lebt und des-

                                                    Jude wirklich ´Heil sen Lebensgeschichte 1990 verfilmt wur-

                                                    Hitler´ rufen darf.“ de, genießt es, in Schulen zu gehen, über

                                                    Hinzu kommt der sein Leben zu berichten und für Verständ-

                                                    innere Zwiespalt nis und Versöh-

                                                    aufgrund der Tren- nung zu werben.

                                                    nung von seinen „Ich werde das

                                                    Eltern. „Mein Va- so lange machen,

                                                    ter sagte mir beim wie mich mei-

                                                    Abschied: ´Bleibe ne Füße tragen.“

                                                    im Herzen stets Ohne den mora-

                                                    ein Jude!´, wäh- lischen Zeigefin-

                                                    rend meine Mut- ger zu erheben,

                                                    ter wollte, dass ich möchte er die Ju-

                                                    überlebe. Als ich gendlichen zum

Es sei ihm nicht leicht gefallen, seine per-

sönlichen Erlebnisse niederzuschreiben,

räumt der mittlerweile 90-jährige Perel

ein. 1992 veröffentlichte er sein Buch „Ich

war Hitlerjunge Salomon“, das mittler-

weile in der 27. Auflage erschienen ist.            Em Golde Kappes
„Ich habe jahrzehntelang versucht, die

traumatischen Ereignisse zu verdrängen.

Aber es funktionierte einfach nicht. Ich

musste sie mir wirklich erst im wahrsten

Sinne von der Seele schreiben.“ Lebhaft

und spannend berichtet Perel knapp zwei             „Wer uns nicht kennt,
Stunden von aberwitzigen Situationen                 hat Kölle verpennt!“
während seines Doppellebens als Sally

und Jupp sowie seiner inneren Zerrissen-      Die „Kneip op d’r Eck“ in Köln Nippes wurde 2009       Öffnungszeiten:
heit, mal in der Rolle des Opfers zu sein,    von der Cölner Hofbräu P. Josef Früh übernommen       Mo.-Sa. 11-24 Uhr
dann wieder als Täter. „Um nicht als Jude     und hat nach einer umfangreichen Runderneu-            Sonntag Ruhetag
enttarnt zu werden, zog ich die Uniform       erung ihr unverwechselbares Gesicht behalten.
des Feindes an. Ich trug sämtliche Nazi-      Genießen Sie frisch gezapftes Früh Kölsch und
Klamotten mit einem Hakenkreuz auf            leckere traditionelle Küche in rustikalem und gedie-
meiner Mütze, gab mir diesen deutschen        genem Ambiente. Aus der neuen Küche kommen
Namen und rief den Hitler-Gruß, so als        nicht nur kölsche Brauhausgerichte, sondern auch
hätte ich mich tatsächlich mit der Nazi-      Saisonales. Zwei Gesellschaftsräume in der ersten
Ideologie und ihren barbarischen Zielen       Etage bieten Platz für Familien- oder Firmenfeiern,
identifiziert.“                               Stammtische und Vereine.

Perel gibt unumwunden zu, vom dama-                                                                    Neusser Straße 295
ligen Zeitgeist durchaus beeindruckt ge-                                                                    50733 Köln
wesen zu sein. „Die Art und Weise, wie die
Nazis ihre Werte und Ansichten verbrei-                                                              Tel. 0221-92 2 92 640
teten, war wirklich sehr überzeugend.“                                                              www.emgoldekappes.de
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