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Mobilität
Wieder sicher auf dem Rad
unterwegs
Fahrradfahren haben die meisten Menschen schon als Kinder gelernt. Doch wer lange Stadt, zumal diese Menschen häufig we-
nig Geld haben und sich Fahrkarten für
nicht mehr auf dem Drahtesel unterwegs war, beherrscht diese Kulturtechnik nicht Bus und Bahn gar
nicht leisten kön-
mehr wirklich sicher. Deshalb hat Anke Prinz vor drei Jahren ihre Radfahrschule eröffnet. nen“, sagt Prinz.
Aber das Radfah-
Mittlerweile hilft sie auch Flüchtlingen in den Sattel. Fotos: Biber Happe, Achim Hoof ren in einer euro-
päischen Groß-
stadt will gelernt
sein und zur tech-
nischen Anleitung
kommt dann noch
die Schulung der
Verkehrsregeln
hinzu.
Die Riehlerin besaß nie einen Führer- „Bei mir gibt es kein >du musst<, son- Ein halbes Jahr hat sich Prinz beim „Ver-
schein, ist aber immer gerne Rad gefah- dern ein: probier doch mal aus. Und da- band deutscher Radfahrschullehrer“
ren. Das ist eine gute Voraussetzung für mit lernt jeder in seinem persönlichen (VDR) zur zertifizierten Radfahrschulleh-
ihren Beruf und noch etwas: „Als Außen- Tempo und nach seinen Fähigkeiten.“ 20 rerin weitergebildet. Vor dem Start in die
stehende bringe ich das nötige Finger- Unterrichtsstunden für Anfänger kosten Selbständigkeit war die Mutter von zwei
spitzengefühl mit, um das Radfahren zu beispielsweise 250 Euro, und es gibt Kur- Kindern sechs Jahre Geschäftsführerin
vermitteln. Wenn Paare beispielsweise se am Wochenende und individuellen Ein- des ADFC Köln, dem Allgemeinen Deut-
sich gegenseitig helfen, gibt das nur Är- zelunterricht. In Zusammenarbeit mit So- schen Fahrradclub. „Schon da habe ich
ger und Frust“, sagt die 48-Jährige, die im zialraumkoordinatoren bietet Anke Prinz gesehen, dass eine Nachfrage nach sol-
Bergischen Land aufgewachsen ist. Aber in Bickendorf, Chorweiler, Mülheim und chen Kursen besteht.“ Jetzt übt sie mit
eigentlich bringen sich ihre Kursteilneh- Vingst auch so genannte „Stadtteilkurse“ ihren KursteilnehmerInnen auf großen
merinnen und Kursteilnehmer das Rad- an, die bezuschusst werden. Parkplätzen oder Schulhöfen; zuerst auf
fahren selbst bei. dem Roller, um den Gleichgewichtssinn
Seit diesem Jahr
hilft Prinz zusam- zu schulen und später dann in ruhigen
men mit dem ka- Wohnstraßen insbesondere in Riehl eine
tholischen Sozi- Fortbewegungsart, die für die meisten
alverband In Via Menschen selbstverständlich ist. „Aber
auch Flüchtlingen gerade Erwachsene schämen sich häu-
in den Sattel. „Vie- fig zuzugeben, dass sie nicht Radfahren
le Unternehmen können“, hat Prinz beobachtet. Mit ihrer
stiften gebrauch-
te Fahrräder. Das
erhöht natürlich
die Mobilität der
Flüchtlinge in der