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Riehler Historie Riehl Intern | 21

genartigerweise waren in dem Branchenver-       wenn es überhaupt schon etwas für die Le-
                                                bensmittelmarken gab. Viele waren auf Ham-
zeichnis für Köln nur die katholischen Kirchen  sterfahrten ins Kölner Umland oder auf den
                                                Schwarzmarkt angewiesen. Tabakwaren wur-
erwähnt. Einen Hinweis auf die evangelischen    den auf dem Riehler Gürtel 8 (Herr Kirsch) ver-
                                                kauft und Schreib- und Spielwaren bot Herr
               Kirchen gab es nicht.            Schwarz in der Hittorfstraße 5 an. Öfen und
                                                Herde konnte man in der Theodor-Schwann-
               Für Riehl wurde so-              Straße 14 bei Gerdes kaufen. Auf Haus- und
                                                Küchengeräte hatte sich Heinrich Weber in
               mit die Kirche St.               der Stammheimer Straße 124 spezialisiert.
                                                Erfreulich – wenn auch nicht lebensnotwen-
               Engelbert erwähnt.               dig - war sicherlich die Gärtnerei Verkerk in
                                                der Xantener Straße 106. Es ist nicht auszu-
               Der Gesundheits-                 schließen, dass in dieser Umbruchzeit weitere
                                                Geschäfte und Unternehmen im Entstehen
               bereich war zwar                 waren, aber noch nicht im Branchenbuch
                                                erfasst waren.
               durch vier Ärzte und

St. Engelbert Luftmine einen Zahnarzt recht

vom 21.4.1944  gut versorgt, eine

Apotheke dagegen fehlte, so dass nur eine

Drogerie in der Hittorfstraße (Stafski) bereit

stand. Weiterhin arbeitete Josefine Tollmann

als Hebamme in Riehl. Im Bereich der Bildung

gab es eine bedeutungsvolle Fehlanzeige. Es

gab keine Schule, die geöffnet war.

Handwerker wurden zum Wiederaufbau drin-        Im Sommer 1945 siedelten sich viele aus-
gend benötigt. Ein Bauunternehmer, ein Elek-    gebombte Riehler und Neubürger in den
troinstallateur, ein Schlosser, ein Maler und   Schrebergärten der Fischersiedlung an oder
Anstreicher und ein Schmied hatten bereits      später auch in der Kaserne Barbarastraße,
in Riehl ihr Gewerbe angemeldet. Als Dienst-    die als Notunterkunft diente. Damals, in der
leister boten sich Architekten, Ingenieure und  Zeit größter Not, konnte niemand wissen,
ein Steuerberater an. In der Hittorfstraße 3    dass Riehl einmal auf mehr als 16.000 Ein-
hatte sich ein Friseur (Schneider) niederge-    wohner anwachsen würde - das war im Jahr
lassen, Kosmetika verkaufte Herr Floß in der    1961 - , dass eine Vielzahl von Geschäften
Johannes-Müller-Straße 12. Wahrscheinlich       die Versorgung der Einwohner sicherstellen
durch die Zerstörung großer Versicherungs-      würde und dass viele Neubauten die Wohn-
gebäude in Köln ließen sich in Riehl – bevor-   lage verbessern würden. Heute leben in Riehl
zugt in den Villen Am Botanischen Garten        11.600 Menschen. Durch den Ausbau des
– verschiedene Versicherungen nieder. Zwei      Niehler Hafens 1968 musste die Fischersied-
Industriebetriebe hatten ebenfalls bereits      lung geräumt werden und auch die Bewoh-
ihre Pforten geöffnet, die Drahtwerke an der    ner in den Notunterkünften der ehemaligen
Amsterdamer Straße und die Werkstatt für        Kaserne in der Barbarastraße zogen nach
Graphische Maschinen in der Stammheimer         und nach in neue Wohnungen in ganz Köln.
Straße 23. Der Bereich Handel war noch sehr     Zudem wohnten weniger Menschen in einer
schlecht bestückt. Es gab zwar vier Kohlen-     Wohnung und einige Gebiete von Riehl wur-
händler in Riehl, aber nicht ein Lebensmittel-  den dem Stadtteil Niehl zugeordnet. So kam
geschäft oder eine Metzgerei waren ange-        es, dass in Riehl im Laufe der Jahre weniger
meldet. Die Riehler mussten somit zu Fuß bis    Menschen wohnten.
nach Nippes oder in die Innenstadt gehen,       www.joachim-brokmeier.de
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