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20 | Riehl Intern Riehler Histrorie                                      21. Folge	

Riehl - gestern und heute

von Joachim Brokmeier	

Erinnerungen an Pfarrer Hans Encke                 eingesetzt. Am 11. Oktober 1925 wurde
12. Januar 1896 – 2. August 1976                   er als Pfarrer in der evangelischen Riehler
                                                   Kreuzkapelle in der Stammheimer Straße 22
Vor 120 Jahren wurde der evangelische              eingeführt. Hier blieb er bis zu seinem Ruhe-
Pfarrer Hans Encke geboren, vor 50 Jahren,         stand 1966 und wohnte in seiner Dienstzeit
1966, ging er in den Ruhestand und vor 40          im Haus Am Botanischen Garten 72.
Jahren, 1976 verstarb er. Das sind Anlässe
genug, sich mit dem Leben und Wirken des           Die Jahre als Pfarrer in Riehl waren für Hans
                                                   Encke nicht leicht. Die Wirtschaftskrise um
                             Mannes zu befassen,   1928 erforderte einen tatkräftigen seelsor-
                             der sich für und in   gerischen und sozialen Einsatz. Er gründete
                             Riehl engagiert hat.  mit Unterstützung seiner Ehefrau Leni, geb.
                             Viele ältere Riehler  Lensch, ein Hilfswerk für Arbeitslose, schuf
                             werden sich erin-     Werkstätten und sammelte Lebensmittel für
                             nern, weil sie von    Bedürftige.
                             ihm getauft, konfir-
                             miert oder getraut    Während der Zeit des
                             wurden.
                                                   Nationalsozialismus
                             Hans Encke wurde
                             am 12. Januar 1896    war er Mitbegrün-
                             in Potsdam als Sohn
                             des von 1903 bis      der und Vertrau-
                             1926 in Köln tätigen
                             Gartenbaudirektors    ensmann der „Be-
Fritz Encke (1861–1931) geboren. Er be-
suchte das evangelische Lyzeum, machte             kennenden Kirche“.
am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium im ersten
Weltkrieg sein Notabitur und wurde anschlie-       Diese opponierte
ßend als Soldat eingezogen. Er kämpfte in
Russland. Hier wurde er schwer verwundet           gegen den Versuch
und verlor ein Bein.
                                                   der „Gleichschal-
Hans Encke studierte evangelische Theologie
in Marburg, Bonn und Kiel. Sein Lehrvikariat       tung“ der Kirche im
in der Antoniterkirche begann er 1921 bei
Pfarrer Ernst Nack und erhielt am 11. März         Dritten Reich. Sein
1922 seine Ordination. Ab 1923 war er als
Krankenhausseelsorger in Köln und als Re-          soziales Engage-
ligionslehrer an einer Kölner Berufsschule
                                                   ment, der Versuch,

                                                   Bedrängten zu hel-    Kreuzkapelle um 1925
                                                   fen und mit Papie-

                                                   ren zu versorgen, führte zu Hausdurchsu-

                                                   chungen und einer kurzen Inhaftierung

                                                   am 6. November1937. Ab April1940 war

                                                   Hans Encke in der Vertrauensstelle für die

                                                   nach den Nürnberger Rassegesetzen als Ju-

                                                   den geltenden, getauften Angehörigen der

                                                   evangelischen Kirche in Köln tätig und trat

                                                   mutig für Juden und Judenchristen ein. In
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