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20 | Riehl Intern Riehler Histrorie 20. Folge
Riehl - gestern und heute
von Joachim Brokmeier
Der Bauboom in den 1920er Jahren über die erforderliche Zahl von Architekten
verfügte, so dass die Planung freien Archi-
In dem Jahrzehnt nach dem Ersten Welt- tekten übertragen wurde, wodurch sich
krieg bis Ende der 1920er Jahre erlebte Riehl eine vielfältige Bauweise in diesem Gebiet
einen wahren Bauboom. Etwa ein Viertel ergab. In der Slabystraße 18-28 und auf
der zirka 800 heute noch bestehenden Ge- dem Riehler Gürtel 74 bis 82 wurden Mehr-
bäude entstand in dieser Zeit oder wurde familienhäuser für die Familien der mittleren
baulich hergerichtet. Dienstgrade der britischen Soldaten errich-
tet. Da die Häuser drei bis vier Geschosse
Durch die Belegung der beiden Kasernen- hoch waren, wurden zum Teil Kohleaufzüge
anlage Barbarastraße und Boltensternstra- eingebaut.
ße mit zirka 3500 britischen Soldaten ent-
Die Bauten für die britischen Soldaten wa-
Tiergartenstraße 10 ren aber nicht die einzigen Großprojekte
in Riehl. Die Braunkohle AG errichtete an
stand großer Wohnungsbedarf, weil den der Amsterdamer Straße 92 - 102 und in der
englischen Soldaten das Recht eingeräumt Matthias-Schleiden-Straße 2 - 20 Wohnhäu-
wurde, ihre Familien am Stationierungsort ser für ihre Mitarbeiter. Dieser Baukomplex
unterzubringen. Von diesem Recht mach- hieß in Riehl dementsprechend die „Braun-
ten insbesondere die höheren Dienstgrade kohlensiedlung“. Bis heute bilden die „gelb-
regen Gebrauch. Das waren im Raum Köln en Häuser“ Hildegardisstraße 1 - 9, Schacht-
388 Offiziere und 889 Unteroffiziere. So straße 2 - 12 und Philipp-Wirtgen-Straße 16
entstanden in der Zeit von 1919 bis 1925 im - 20 des Erbbauvereins ein wichtiges Bauen-
Umfeld des Botanischen Gartens und in der semble aus dem Ende der 1920er Jahre. Die-
Tiergartenstraße etwa 120 Ein- und Zweifa- ser Komplex ist heute als „Solarsiedlung“
milienhäuser. Diese Gebäude mussten nicht bekannt. Den Wohnhauskomplex Esenbeck-
nur gebaut werden. Hier musste auch die straße 1-9 und Riehler Gürtel 66 -72 mit
Einrichtung bis hin zur Haushaltswäsche seiner Backsteinfassade und den betonten
gestellt werden. Aus heutiger Sicht wirkte
sich günstig aus, dass die Stadt Köln nicht Johannes-Müller-Straße

