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24 | Riehl Intern Aus dem Veedel

Ersatzfamilie auf Zeit

Ganz unverhofft sind Tina und Die-               nimmt er viel Zeit und Mühe in Kauf. Er
       ter Scheller zu Pflegeeltern gewor-       besorgt im Zoo-Fachgeschäft Wildenten-
den, denn seit einigen Wochen haben 13           Futter und ist auf
Entenküken samt Muttertier den Garten des        der Hut, sobald sich
Paares hinter dem Haus an der Stammhei-          Raubvögel bemerk-
mer Straße 104 zu ihrer Kinderstube aus-         bar machen. „Ich bin
erwählt. Es ist ein wunderschönes Bild: Die      meistens ab vier Uhr
Küken baden im kleinen Teich der wunder-         in der Frühe wach.
                                                 Sobald ich morgens
bar gestalteten grünen Oase oder an der          Elstern krähen höre, heißt es für mich aufste-
eigens angelegten Wasserstelle in einer          hen. Dann springe ich in die Hose und bewaff-
ruhigen Ecke des Gartens, laufen über die        ne mich mit Tannenzapfen.” Komischerweise,
Wiese, watscheln durch Pflanzenbeete und         so Scheller, kämen
das Unterholz, immer auf der Suche nach          die Elstern jedoch
Essbarem. Dabei suchen die Kleinen gezielt       immer nur morgens,
die Nähe der Mutter. Die Schellers kümmern       nie nachmittags. In-
sich liebevoll um die Tiere und achten da-       zwischen haben die
rauf, dass ihnen nichts passiert.                Enten ihre Scheu
                                                 teilweise abgelegt.
„Erstmals aufgefallen sind mir die Tiere An-     Bis auf die ihre Kleinen streng bewachende
fang Juni”, erinnert sich Dieter Scheller. Und   Mutter. „Als ich in den ersten zwei Tagen ein
diesmal sollte die Familie ungestört bleiben.    Jungtier befreien wollte, das sich verheddert
Denn bereits vor vier Jahren hatte das Ehe-      hatte, kam das Muttertier lautstark und mit
paar einige Enten im Garten. Eine Nachbarin      gespreizten Flügeln auf mich zu.” Noch einige
fing die Vögel nach einer Zeit jedoch ein und    Wochen, etwa bis Mitte August, könnten die
lieferte sie in der Flora ab. „Diesmal habe ich  Enten bei den Schellers in ihrer Kinderstube
mir gedacht: Das schaffe ich auch alleine.       leben, bevor sie endgültig flügge werden.
Denn man sagt ja, wo Tiere es gut hatten,        „Sie machen zwar auch ordentlich Dreck“,
dorthin kehren sie immer wieder zurück“,         sagt Scheller. „Die Brücke über den klei-
sagt Dieter Scheller. Für die Pflege der Enten   nen Teich sowie die Wege muss ich täglich
                                                 mit Wasser schrubben.” Aber das Ehe-
                                                 paar genießt jeden Augenblick mit den

                                                                gefiederten Freunden. bes
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