Page 12 - nippes-magazin_2018-1
P. 12

12 Gesundheit

Zwei Allgemeinmediziner wissen mehr als einer

Seit 1990 praktizieren Dr. Donata Freiin von Lüttwitz und Dr. Till Nitschke gemeinsam

Unser Gespräch gibt den beiden Hausärzten Dr. Donata Freiin von Lüttwitz (64)               Jahren an Ihrer Arbeit verändert?
und Dr. Till Nitzschke (63) die spontane Gelegenheit für einen Rückblick auf mehr
als 25 Jahre Dienst für ihre Patientinnen und Patienten in Nippes. Fotos: Biber Happe       Dr. Till Nitzschke: Die Gruppe der Pati-
                                                                                            enten ist gemischter und viele haben
Nippes-Magazin: Frau Dr. von Lüttwitz,      de sind auch Psychotherapeuten und              sich vorher ausführlich im Internet
warum haben Sie und Herr Dr. Nitzschke      damit auch in psychosomatischen und             informiert. Ich finde es gut, wenn der
eine Gemeinschaftspraxis eröffnet?          familientherapeutischen Ansätzen ge-            Patient Verantwortung für seine Erkran-
                                            schult. Aber zuerst klären wir immer die        kung übernimmt statt mit der Haltung
Dr. Donata von Lüttwitz: Wir kennen         Symptome medizinisch ab und schauen             >Herr Doktor, Sie richten das schon>
uns seit unserem gemeinsamen Me-            dann weiter.                                    kommt.
dizinstudium in Heidelberg und haben
damals unsere Doktorarbeiten im Fach        Warum sind Sie Allgemeinemediziner              Dr. Donata von Lüttwitz: Die älteren
                                                                       geworden?            Menschen wissen mehr über ihren Kör-
                                                                                            per und wie sie sich zu helfen wissen
                                            Dr. Donata von                                  mit heißen oder kalten Wickeln oder
                                            Lüttwitz: Es macht                              mit Inhalieren. Die Jüngeren holen sich
                                            Spaß, Kinder, El-                               stattdessen die Tipps aus dem Internet.
                                            tern und Großel-
                                            tern zu behandeln.                              Dr. Till Nitzschke: Der Beruf wird in Zu-
                                            So erlebt man den                               kunft weiblich. 60 Prozent der Medizin-
                                            Familienverband                                 studierenden sind Frauen, und wegen
                                            manchmal über                                   der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
                                            Jahrzehnte. Wir                                 werden Ärztinnen sich nicht mehr selb-
                                            kennen das Um-                                  ständig machen, sondern als Angestellte
                                            feld der Patienten                              in größeren Arztpraxen arbeiten. Es gibt
                                            und können vieles                               nicht mehr den einen Hausarzt. Dieses
                                            anders einordnen.                               Modell, das wir lieben, wird sich verän-
                                                                                            dern. Aber das finde ich nicht negativ.
Tropenmedizin geschrieben. Wir sind zur                                Dr. Till Nitzschke:
Feldforschung ein halbes Jahr nach Ka-      Mir macht es auch deshalb Spaß, weil            Dr. Donata von Lüttwitz: Ich habe Ver-
merun gegangen. Das war damals schon        wir hier in Nippes so ein interessantes         ständnis für die jungen Kolleginnen.
etwas Besonderes, denn üblicherweise        und vielfältiges Klientel haben. Das            Mit der Rufbereitschaft und den Wo-
werden Doktorabeiten im Rahmen von          reicht vom Ford-Arbeiter bis zum Me-            chenenddiensten konnte man nie ge-
Laborarbeiten geschrieben.                  dienmenschen. Das ist immer eine Be-            nau seine Freizeit planen. Die wirklich
                                            gegnung auf Augenhöhe und das wird              starke Entlastung kam dann 2004 mit
Ihre Schwerpunkte in der Praxis sind        nicht langweilig. Allerdings sind wir in        dem Zusammenschluss der Praxen hier
Reisemedizin, also eine reisemedizi-        unserer Praxis gut ausgelastet und ich          im Kölner Norden zum Ärztlichen Not-
nische Gesundheitsberatung und Psy-         denke, es gibt noch ein Problem mit der         dienst Köln-Nord. Der deckt die Zeiten
chotherapie für eine ganzheitliche hau-     Versorgung, wenn die Häuser in den              ab, wenn die Praxen geschlossen sind,
särztliche Versorgung. Wie sieht das        Clouth-Werken komplett bezogen sind.            also mittwochnachmittags und am Wo-
aus?                                                                                        chenende.
                                            Dr. Donata von Lüttwitz: Dazu muss
Dr. Donata von Lüttwitz: Zuerst sind        ich aber sagen, dass wir jeden nehmen,          Worin bestehen die Vorteile einer Ge-
wir natürlich Allgemeinmediziner, ha-       wenn es ihm schlecht geht. Die meis-            meinschaftspraxis?
ben zehn Jahre in Kliniken gearbeitet       ten Patienten kommen bei uns ohne
und fast die volle internistische Ausbil-   Termin und das versuchen wir jeden              Dr. Donata von Lüttwitz: Wir haben ein
dung. Wir versuchen aber, körperliche       Tag mit den Patienten zu koordinieren,          geschwisterliches Verhältnis und kon-
und seelische Symptome zu beurteilen.       die einen Termin haben. Dazu kommt,             sultieren uns gegenseitig sehr gerne.
Eigentlich sollte es so sein, dass der Pa-  dass wir mit dem St. Vinzenz-Hospital
tient erst zu uns kommt und wir ent-        ein gutes Krankenhaus in der Nähe ha-           Dr. Till Nitzschke: Es ist angenehm, den
scheiden, welcher Facharzt der richtige     ben. Das ist sehr entlastend für uns, weil      anderen im Rücken zu haben, zu wissen,
ist. Darüber hinaus haben wir aber auch     wir die Patienten bei einem Notfall gut         dass man immer wieder Rücksprache
einen Blick dafür, ob körperliche Ursa-     versorgt wissen und sie gut abgeklärt zu        halten kann. Dadurch macht die Arbeit
chen von Konflikten am Arbeitsplatz         uns zurückkommen.                               Spaß. Und Gedanken übers Aufhören
oder in der Familie herrühren. Wir bei-                                                     haben wir uns noch nicht gemacht. mac
                                            Was hat sich in den zurückliegenden             www.aerzte-nippes.de
   7   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17