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10 Kommunales

Handfester Konflikt um Ausbau der Gürteltrasse

Bezirksvertretung Nippes will gegen Rat und Verwaltung klagen

Wie geht es mit der bisher unvollendeten Gürtelstrecke zwischen Merheimer Straße          zu korrigieren.“ Schößler kann nun einen
und Mülheimer Brücke weiter? Wird eine Straße gebaut oder entsteht ein reiner             Rechtsanwalt beauftragen und bekommt
Fuß- und Radweg? Das schwarz-grüne Ratsbündnis favorisiert die autofreie Varian-          auch die Vollmacht, einen Prozess im Na-
te, die Bezirksvertretung (BV) Nippes ist mehrheitlich für den Bau einer Autostraße.      men der Bezirksvertretung zu führen.
Die neue Kölner Zuständigkeitsordnung, die den Bezirksvertretungen mehr Rechte
zuspricht, macht es nun richtig spannend: Denn die Nippeser Politiker wollen auf          Die Bezirkspolitiker argumentieren, dass
deren Basis ihre Kompetenz für die Streckenplanung einklagen. Fotos: Biber Happe          der Bau eines Fuß- und Radweges in ihre
                                                                                          Zuständigkeit falle, denn Gehwege und
Seit Mitte der 1960er-Jahre ist geplant,                entschieden, die Planungen        Fahrradstreifen seien nicht von gesamt-
die fehlenden 2,2 Kilometer zwischen                    für den Ausbau als Autostra-      städtischer Bedeutung, sondern nur für
Nippes und der Mülheimer Brücke zu                      ße wieder aufzunehmen. 2016       den jeweiligen Bezirk. Man könne die
bauen. Das Ob und Wie ist seit jeher um-                legte sich das neu gebildete      Wege so bauen, dass ein späterer, nach-
stritten: Die Befürworter einer Autostra-               schwarz-grüne Ratsbündnis         träglicher Bau von Fahrbahnen möglich
ße verweisen auf die bisherigen Umwege                  auf die Rad- und Fußweg-Vari-     bliebe, so die Idee. „Es geht darum, ob Rat
durch Wohngebiete und die Lärm- und                     ante fest. Für beide Ausbauva-    und Verwaltung uns in unseren Rechten
Abgasbelastung gerade in Mauenheim                      rianten hatte das Rotterdamer     verletzen“, erläuterte SPD-Fraktionschef
und Weidenpesch. Die Gegner sorgen                      Planungsbüro „West 8“ einen       Horst Baumann das Ansinnen. Nur eine
sich um die Grünflächen entlang der                     Entwurf geliefert; er sieht vor,  rechtliche Klärung könne endgültig den
Hochbahn quer durch den Stadtbezirk,                    den Fuß- und Radweg auf der       Dissens auflösen. Die Grünen vermu-
befürchten noch mehr Lärm und Emis-                     Südseite der Hochbahn zu          teten dagegen, dass es gar nicht in erster
sionen und, mit einer neuen Straße, zu-                 bauen und später auf die Mül-     Linie um die Bezirkskompetenzen gehe,
sätzlichen Durchgangsverkehr zwischen                   heimer Brücke zu führen. Zu-      sondern nur darum, die eigenen Vorstel-
Ehrenfeld und Mülheim.                     dem entstünde laut städtischer Pläne im        lungen beim Gürtelausbau durchzubrin-
                                           Zuge des Umbaus an der Niehler Straße
Schon mehrmals im Laufe der Jahrzehnte     eine neue Haltestelle für die KVB-Linie 13.    gen. „Die Nagelprobe für die Zuständig-
wurde der Bau einer Autostraße geplant                                                    keit der Bezirke an einem Thema wie
und wieder verworfen. 2010 hatte der Rat   In der BV Nippes sind SPD, CDU und FDP         diesem festzumachen, das immer kon-
                                           für den Bau einer Straße. Die neue Kölner      trovers ist, ist brandgefährlich“, kritisierte
                                           Zuständigkeitsordnung, die die Kompe-          Bärbel Hölzing (Bündnis 90/Die Grünen).
                                           tenzen zwischen Rat, seinen Ausschüssen        Bis der Rechtsstreit entschieden ist, dürf-
                                           und den Bezirksvertretungen regelt und         te eine geraume Zeit ins Land ziehen. bes
                                           den Bezirken mehr Rechte gibt, spielt nun
                                           eine große Rolle bei der Entscheidung.
                                           Denn auf der jüngsten Sitzung der BV
                                           beschlossen die Befürworter - gegen die
                                           Stimmen von Grünen und dem Linken-
                                           Vertreter - den Auftrag an Bezirksbür-
                                           germeister Bernd Schößler (SPD) „alle
                                           rechtlichen Möglichkeiten auszuschöp-
                                           fen, um die Verletzung der Bezirksrechte
                                           festzustellen und die Rechtsverletzung
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