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30 Büdchen

Kiosk & Back-Shop Kempener Straße

„Heulen, jammern und Angst haben gilt nicht“

Bei Nilüfer Özcelik scheint es so, als ob die  en Mietshauses an der Kempener Straße/       hinten, über den Hof. Da hätte ich mich
Besitzerin des Büdchens an der Kempener        Ecke Merheimer Straße aufgemacht, zu-
Straße in ihrem Kiosk wohnt. Platz gäbe        erst geplant als Backshop. „Ich war eine     vorne aber ziemlich erschreckt.“ Ein „Em-
                                               Zeitlang arbeitslos und dachte, wenn
es genug auf den 100 Quadratmetern.            nach und nach die Leute in das Stellwerks-   ma-Laden“ sei ihr Kiosk, sagt Özcelik. „Al-
Aber tatsächlich fährt die 68-Jährige noch     viertel einziehen, dann ist die Lage meines
jeden Abend nach Geschäftsschluss um           Kiosks gut. Denn der Weg bis zu den Ge-      les, was man am Wochenende braucht,
24 Uhr in ihre Wohnung nach Höhenhaus,         schäften an der Neusser Straße ist weit.“
um am nächsten Morgen um sieben Uhr            Die erste Zeit ging diese Rechnung noch      habe ich.“ Weiß- und Rotwein, Sekt steht
ihren Laden wieder aufzuschließen. „So         auf, doch dann gab es auch einen Kiosk im
viel verdiene ich nicht“, sagt Özcelik, „dass  Neubaugebiet. „Ich gebe trotzdem nicht       im Kühlschrank genau wie Bier, Cola, Was-
ich mir noch Angestellte leisten könnte.“      auf“, sagt Özcelik lachend, „heulen, jam-
Deshalb kommt die Familie sonntags             mern und Angst haben gilt nicht.“ Nilüfer    ser und Säfte, Klopapier gibt es, Zahnbür-
eben zum Feiern in den Kiosk. 2008 hat         Özcelik lacht gerne und lacht gerne über
sie ihren Laden im Erdgeschoss des groß-       die Dinge, die sie nicht ändern kann. „In-   sten und Zahnpasta, Ravioli in Dosen, fünf
                                               nerhalb von drei Monaten ist acht Mal bei
                                               mir eingebrochen worden. Immer geht es       Tageszeitungen, Nudeln, Tee und Wasch-
                                               um Zigaretten.“ Die Eingangstür, die gro-
                                               ßen Fenster zur Straße und alle anderen      mittel. Besonders stolz ist Nülifer Özcelik
                                               Ein- und Ausgänge sind mittlerweile ge-
                                               sichert. „Ich wollte mich schon mal vorne    auf ihr Diplom der „Anadolu Üniversitesi“
                                               in den Laden setzen und Wache halten,
                                               aber dann hatte ich doch Angst und bin       in Eskisehir in Anatolien, das hinter ihrem
                                               abends nach Hause gefahren“, erklärt sie
                                               lachend. „Dann kamen die Einbrecher von      Tresen an der Wand hängt. „Ich habe ein

                                                                                            Fernstudium gemacht, während ich hier

                                                                                            im Laden saß, und auf die Kunden ge-

                                                                                            wartet habe. Das ist mein Hobby und das

                                                                                            zeige ich allen, die denken, sie seien zu alt

                                                                                            zum Lernen.“  mac

                                               AKZ-Hauskrankenpflege

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