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24 ... aus der Geschichte von Nippes
Von Pfarrschulen bis zum Gymnasium – Teil 2
Im Jahr 1888 wurde die Bürgermeisterei Longerich aufgelöst und Nippes wurde Jungen“. Offiziell hieß das Gymnasium
also niemals Blüchergymnasium. Seit 2010
ein Stadtteil von Köln, der schnell wuchs. Neue Schulen mussten gebaut werden. trägt es den Namen „Leonardo-da-Vinci-
Gymnasium“.
Manche Gebäude haben zwei Kriege überstanden und bestimmen noch heute das
Stadtbild von Nippes. Fotos: Archiv für Stadtteilgeschichte
Einen Einblick in den Schulbetrieb in Nip- der neu hinzugekommenen Stadtteile, in Während des Zweiten Weltkriegs wurden
mehrere Schulen stark beschädigt oder
pes vor der Eingliederung nach Köln gibt dem eine „Höhere Schule“ eingerichtet zerstört; so büßte etwa das Gymnasium
seinen Dachstuhl ein. Nach Kriegsende
uns ein Revisionsbericht aus dem Jahre wurde. Bei der Eröffnung im Jahre 1903 mussten viele Schulgebäude wiederauf-
gebaut oder völlig neu errichtet werden.
1876, verfasst vom damaligen Kreis-Schu- Um- und ausgebaut wurden die Schu-
len an der Steinbergerstraße und an der
linspektor. Hier ein paar Zahlen aus die- Siebachstraße, am alten Standort neu
errichtet wurden von 1952 bis 1954 die
sem Bericht: Es gab in der katholischen Gebäude an der Gellertstraße und an der
Kretzerstraße. In den 1960er Jahren be-
Knaben-Volksschule in der Kirchstraße 8 kam Nippes zwei Realschulen: die Edith-
Stein-Schule am Niehler Kirchweg und
(später Simon-Meister-Straße) vier Schul- eine weitere Realschule an der Neusser
Straße, die ehemalige Flipper-Schule, die
jahre mit insgesamt sechs Klassen. Die seit 2005 „Peter-Ustinov-Schule“ heißt. Ab
1962 entstand im Norden der Bülowstra-
Schuljahre drei und vier hatten jeweils ße ein kleines Schulzentrum, in dem sich
heute zwei katholische Bekenntnisschulen
zwei parallele Klassen. Im Einzelnen sah befinden: die Maternus-Grundschule und
eine Hauptschule. 1965 wurde am Niehler
das folgendermaßen aus: 1. Klasse mit 84 Kirchweg, in der Nachbarschaft der Real-
schule, das „Barbara-von-Sell-Berufskol-
Kindern bei Hauptlehrer Rahms, 2. Klasse Der Schulkomplex an der Turmstraße, etwa 1914 leg“ eröffnet. Schließlich gibt es seit 2002
mit 78 Kinder bei Lehrer Orth, 3. Klasse A in Nippes die Louise-von-Marillac-Schule,
eine Schule für Gesundheitsfachberufe.
als Halbtagsklasse I. Abtheilung mit 79 war der für das Gymnasium vorgesehene Seit Dezember 2014 befindet sie sich im
alten, aufwändig sanierten Schulgebäude
Kinder, II. Abtheilung mit 73 Kindern bei Bau allerdings noch nicht fertig; die er- Simon-Meister-Straße 46.
Winfried Schumacher
Lehrer Dahlhausen, 3. Klasse B als Halb- sten 117 Schüler bezogen daher zunächst www.archiv-koeln-nippes.de
tagsklasse I. Abtheilung mit 74 Kindern, Ersatzräume in der Steinbergerstraße. Im
II. Abtheilung mit 77 Kindern bei Lehrer Februar 1907 gab es dort die ersten Ab-
Meerkamp, 4. Klasse A mit 77 Kindern bei schlussprüfungen, die Mittlere Reife; im
Aspirant Meerkamp und 4. Klasse B mit April 1908 wurde dann der repräsentativ
95 Kindern bei Aspirant Wirths. Aus dieser gestaltete Neubau am Leipziger Platz be-
Auflistung geht hervor, dass im Schnitt 80 zogen und die Schule zum „Realgymnasi-
Kinder zusammen in einem Klassenraum um“ aufgewertet. Diese Bezeichnung ist
unterrichtet wurden. immer noch über dem Haupteingang des
Schulgebäudes zu lesen.
Im Jahre 1888 wurde die Bürgermeisterei
Longerich aufgelöst und Nippes wurde In den Jahren 1907 bis 1909 wurden, par-
ein Stadtteil von Köln. Die Schulaufsicht allel zum Bau des Gymnasiums, die Schul-
unterstand weiterhin dem königlich-preu- bauten Turmstraße 3-5 und Kretzerstraße
ßischen Kultusministerium. Es wurden 5-7 errichtet. Beides waren Volksschulen.
rasch neue Schulbauten nötig, denn die Die Schule in der Turmstraße gehört
Einwohnerzahl des neuen Kölner Vorortes schon dem Typus „Schulpalast“ an: Das
nahm rasant zu. 1892 wurde zunächst mit Hauptgebäude hatte vier Etagen und
dem Bau eines neuen, mehrklassigen insgesamt 14 Klassenräume. Außerdem
Schulgebäudes in der Auguststraße 1 be- gab es Flügel- und Nebenbauten mit ei-
ner „Volksbibliothek“ und Ba-
deräumen, in denen die Nip-
peser Bevölkerung für geringes
Geld ein Duschbad nehmen
konnte. Nach dem Ende des
Ersten Weltkriegs wurden
zunächst keine Schulbauten
mehr errichtet; die Stadt Köln
beschränkte sich auf die In-
standhaltung der Gebäude.
Das Gymnasium vom Leipziger Platz her gesehen, etwa 1910 1933 gab es Bestrebungen,
das Realgymnasium umzu-
gonnen. Dieser Bau ist seit der Fertigstel- benennen in „Blücher-Gymnasium“; diese
lung äußerlich einigermaßen unverändert Anträge wurden jedoch abgelehnt. 1938
erhalten geblieben. Bald darauf bekam der wurde die Schule, im Zuge einer national-
neue Stadtteil ein „Real-Progymnasium“. sozialistischen Reform des Schulwesens,
Nippes war nach Ehrenfeld der zweite umbenannt in „Städtische Oberschule für
Entlassungs-Zeugnis der katholischen Mädchen-
Volksschule Nippes aus dem Jahre 1891