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Leben 23
Ein Gelataio im „wunderbaren Viertel“
Vor 45 Jahren gründete Francesco Sommariva seine Eisdiele
Er schwärmt von Nippes in den höchsten Tönen. „Es ist ein wunderbares Viertel“,
sagt Francesco Sommariva (69), der seit 45 Jahren in der Neusser Straße 181 mit
Ehefrau Marisa (68) eine italienische Eisdiele betreibt. Es ist die älteste im Vee-
del, klein aber fein, mit einem großen Schwarzweißfoto an der Wand. Auf dem ist
Marisas Familie im Jahr 1921 in ihrer Gelateria in Wien zu sehen. „Nostalgie in vier
Generationen“, schmunzelt Francesco. Fotos: Biber Happe
Im Jahr 1950 kam Franceso, damals ein während Francescos Enkelin Sofia (3)
Steppke von drei Jahren, mit seinem Va- von einem Foto auf die Szenerie herab
ter Luigi aus Forno-di-Zoldo in den Do- lächelt. Das Geschäft, so erzählt der Chef
lomiten nach Köln. Der „Papa“, der vor- stolz, lief stets gut und das tut es auch
heute noch. Zwölf Plätze bietet er seinen
her in Stettin als Eis-Konditor tätig war, Gästen in dem 42 Quadratmeter großen
hatte am Rhein mit Kollegen aus der Lokal an, auf dem Bürgersteig stehen
Heimat Kontakt geknüpft und dann auf drei Tische. Junge und alte Stammkun-
der Neusser Straße einen ersten Laden den sind dem „Nippeser Italiener“ stets
eröffnet. 1971 zog die Familie zum heu- treu geblieben. „Jetzt freue ich mich über
tigen Standort wenige Meter stadtein- junge Mütter mit ihren Kindern, die sich
wärts um. Dort war fortan Francesco der bei mir ihr Eis geholt haben, als sie noch
Chef. „Papa“ Luigi hatte noch eine Filiale selber klein waren.“ Allerdings missfal-
in Weidenpesch eröffnet, die aber vor ei- len dem „lustigen Typ“, wie er sich selber
nigen Jahren geschlossen wurde. nennt, der mit seiner Familie über der
Gelateria wohnt, die vielen eintönigen
Friseur-, Döner- und Telefonläden um
ihn herum und die „Raser“ auf der Neus-
ser Straße. „Die Stadt sollte hier eine
30-Kilometer-Zone einrichten“, schlägt
Francesco vor. Besonders seine Frau
In seiner Gelateria bietet Francesco 20 wünsche sich „mehr Ruhe“ im Viertel, in
Eis-Sorten an, gängige wie Vanille und dem es früher nicht so hektisch zugegan-
Schokolade sowie spezielle wie Amarena- gen sei wie heute.
Kirsche, Wiener Mandeln, Pfirsich-Quark
plus Eissplittertorte und italienische
Amarena-Sahne-Torte. Noch immer wer-
kelt der emsige und inzwischen pensio-
Von Mitte November bis Mitte Februar
ist die kleine Gelateria geschlossen, die
Wintermonate verbringt die Familie Som-
mariva in den Dolomiten. Doch Francesco
kehrt immer wieder gern nach Nippes zu-
rück („ich bin froh, wenn ich hier bin“). In
Köln habe er mehr Freunde als in Italien,
die Menschen am Rhein seien ihm gegen-
über stets offen und freundlich gewesen.
nierte Gelataio in der winzigen Eisküche Probleme kenne er überhaupt nicht. Und
mit Blick auf den Hinterhof. Ehefrau Ma-
risa steht derweil Tag für Tag mit Toch- ans Aufhören denkt der Eis-Konditor
ter Mara (40) und Schwiegersohn Oscar
hinter der altmodischen hohen Theke, nicht und lacht: „Ich habe ja Nachwuchs.
Irgendwann führen die Kinder das Ge-
schäft weiter.“ job

