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22 ... aus der Geschichte von Nippes
Von Pfarrschulen bis zum Gymnasium – Teil 1
Volle Schulen in Nippes sind nicht erst in unserer Zeit ein Problem. Bereits vor
knapp 180 Jahren fehlten Schulplätze für die Kinder der rasch wachsenden Bevöl-
kerung. Doch kamen die Menschen im 19. Jahrhundert zum Arbeiten, wollen sie
heute im Stadtteil wohnen. Wie sich die Schullandschaft von ihren Anfängen im
Jahr 1838 bis heute entwickelt hat, davon handelt unsere kleine Serie aus der Ge-
schichte von Nippes. Fotos: Archiv für Stadtteilgeschichte, Louise von Marillac-Schule, Biber Happe
Die Kinder aus Nippes gingen bis 1838 in dings an der Grenze zur ersten Rayonzone, für Berufe im Gesundheitswesen. Das
eine „Pfarrschule“ nach Merheim (heu- die das militärisch stark befestigte Köln Schulhaus Ossendorfer Straße 8 wurde
te Stadtteil Weidenpesch) oder Niehl. damals umgab; in dieser Zone durften eine reine Knabenschule.
Zuständig für das Schulwesen war die keine festen Gebäude gebaut werden. Es
Bürgermeisterei Longerich, zu der Nippes wurde also ein Holzbau ausgeführt. Der Die stete Erweiterung des Ausbesse-
rungswerks der „Rheinischen Eisenbahn-
damals gehörte. Elementarschulen wa- war einstöckig und enthielt gesellschaft“ ab 1860 brachte zuneh-
ren damals in Preußen zwar in der Regel neben einem Schulsaal für die mend Leute evangelischer Konfession
„Pfarrschulen“, diese standen aber seit gemischte Klasse noch eine nach Nippes. Besonders die leitenden
1816 unter staatlicher Aufsicht. Lehrerwohnung. Im Dezem- Angestellten des Werkes setzten sich für
Obwohl im preußischen Rheinland seit ber 1838 begann der Unter- eine evangelische Volksschule ein. Der
1825 im Prinzip Unterrichtspflicht be- richt in dem neuen Schulge- Obermaschinenmeister Wilhelm Nohl,
stand, waren zahlreiche Kinder vom Un- bäude. Für Kinder aus Nippes an den heute die Nohlstraße erinnert, war
terricht teilweise oder ganz befreit, weil bedeutete dies eine erhebliche die treibende Kraft bei diesem Projekt. Er
sie in Fabriken arbeiten mussten. Erst Verkürzung ihres Schulweges. verlor zwar durch seine Aktivitäten seinen
1853 wurde die Arbeitszeit für Kinder un- Sie brauchten nun höchstens Sitz im Gemeinderat, hatte aber letztlich
ter vierzehn Jahren auf maximal sechs zwölf Minuten. Im Jahre 1839 Erfolg: Im Schulgebäude an der Nieh-
Stunden pro Tag begrenzt, um ihnen we- gab es an der neuen Schule ler Straße wurde 1872 eine evangelische
nigstens einen Schulbesuch am Abend zu insgesamt 113 schulpflichtige Volksschule eingerichtet.
ermöglichen. Kinder (92 zwischen 7 und 12
1838 entschloss sich die Bürgermeisterei Jahren und 21 zwischen 13 und In den Jahren 1882 bis 1886 baute die Bür-
Longerich, zwischen Nippes und Riehl ein 14 Jahren). Der erste Lehrer an germeisterei Longerich in Nippes, dessen
neues Schulgebäude zu errichten, weil in der neuen Schule hieß Jakob Einwohnerzahl immer weiter zunahm,
diesen Ortschaften eine rasche Zunahme Görres; ihm folgte 1845 Johann noch weitere Schulgebäude: eine einklas-
der Einwohnerzahl zu erwarten war. Die Breidenbach. sige Volksschule in der Hartwichstraße
Wahl fiel auf ein Gelände am Beuelsweg, 91, um den neu entstandenen Ortsteil
in einer Gegend, die „Klein-Nippes“ ge- Nach etwa zehn Jahren war
nannt wurde. Das Grundstück lag aller- das Schulgebäude bereits in „Sechzig“ zu versorgen, sowie ein Schul-
einem schlimmen Zustand; ein Lehrer be- gebäude in der Siebachstraße 68. Im Jahr
richtete sogar, ihm sei beim Betreten des 1888 wurde die ehemalige Bürgermeiste-
Schulhauses ein Dachziegel auf den Kopf rei Longerich nach Köln eingemeindet;
gefallen. Die Bürgermeisterei entschloss Nippes wurde Stadtteil von Köln.
sich daher zu einem größeren Neubau
an der Niehler Straße, dem Beuelsweg Winfried Schumacher
gegenüber. Dieser wurde 1853 fertigge- www.archiv-koeln-nippes.de
stellt. Damit beginnt die Geschichte der
Schule Gellertstraße (angelegt als Neue Quelle:
Schulstraße). Hier gab es zwei Unterrichts- Stadtspuren Band 15:
räume, je einen für Mädchen und für Jun- Eva Christine Raschke, Köln: Schulbauten 1815-1964
gen, und einen Schulgarten mit Obst- und Köln, 2001
Nussbäumen hinter dem Schulhaus. Be-
reits 1865 erwies sich auch dieses Schul-
gebäude als zu klein; es wurde daher eine
zweite Schule an der Ossendorfer Straße
(später Kirchstraße, heute Simon-Meister-
Straße) Nummer 8 gebaut. Die Anzahl der
Schülerinnen und Schüler wuchs weiter
und so wurde 1870 ein weiteres Schul-
gebäude an der Ossendorfer Straße 46
errichtet. Hier wurden nun die Mädchen-
klassen untergebracht. Seit 2014 befindet
sich dort die Louise von Marillac-Schule

