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10 Leben bis zum Schluss
„Jeder Sarg ist ein Unikat“
Sargfabrik Peter Braun seit fast 90 Jahren an der Escher Straße
„Uns kennt hier niemand“, sagt Erich Allescher, der seit 1997 die Sargfabrik in Bil-
derstöckchen leitet, die sein Großvater Peter Braun 1928 gegründet hat. Dabei ist
der Betrieb mit den drei Angestellten eine schöne, große Schreinerei, die in reiner
Handarbeit das letzte Zuhause herstellt. Fotos: Biber Happe
Im Keller unter den Werkstatträumen ein Modell aus un- und Bonn liefert. „Für weitere Entfer-
sind rund hundert Särge gestapelt. Sär- behandeltem Kie- nungen wäre der logistische Aufwand
ge aus Mahagoni-Holz, Eichensärge mit fernholz. „Mittler- einfach zu groß.“
Schnitzerei oder Kiefernsärge, zweifarbig weile werden rund
abgesetzt, können die Bestatter ihren siebzig Prozent Wer echte Handarbeit für seinen Sarg
Kunden anbieten; 156 unterschiedliche der Verstorbenen schätzt, ist mit den Modellen aus der
Modelle insgesamt. „Der Renner ist al- hier in Köln einge- Sargfabrik in Bilderstöckchen gut aufge-
lerdings der Einäscherungssarg“, sagt der äschert. Der Trend hoben. Einmal im Quartal liefert ein Last-
53-jährige Firmeninhaber und zeigt auf ist massiv gestie-
gen, seit die Kran- wagen Holz direkt aus dem Sägewerk an;
kenkassen 2004 überwiegend Eiche und Kiefer aus dem
endgültig das Kölner Umland, um die Transportwege
Sterbegeld gestri- möglichst kurz zu halten. Särge werden
chen haben.“ Bis aber auch aus Buche, Esche oder Linde
dahin erhielten die gefertigt. Die Bretter werden nach Qua-
Angehörigen eines litätsstufen sortiert – die unansehnliche-
Verstorbenen im- ren Stücke werden
merhin noch 525 Euro als Zuschuss zu beispielsweise für
den Bestattungskosten. Vor der Wäh- den Sargboden
rungsumstellung waren es einmal genutzt – ,zurecht
4.200 D-Mark. Doch auch die Billigkon- gesägt und je-
kurrenz aus Osteuropa und das Internet weils drei zu einer
machen der einzigen Sargfabrik in Köln Platte zusammen-
zu schaffen. „1997, als ich die Firma von
meinem Vater übernommen habe, hat-
ten wir 13 Mitarbeiter. Jetzt sind es noch
drei. Wenn ich die Entwicklung damals
geahnt hätte, hätte ich etwas anderes
gemacht“, sagt Allescher selbstkritisch,
der eine Ausbildung zum technischen
Holzkaufmann absolviert hat. „Jetzt
müssen wir uns den Markt erkämpfen.“
Bis zu 3.500 Särge wurden in guten Jah-
ren produziert. Aktuelle Zahlen nennt
Allescher nicht, der als Hersteller seine
Särge nur direkt an Bestatter in Köln
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