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42 Kultur
„So wie bisher geht es weiter“
25 Jahre Galerie Arbeiterfotografie
Rund 70 außergewöhnliche Foto-Ausstellungen zeigten Anneliese Fikentscher und
Andreas Neumann im Erdgeschoss ihres Wohnhauses gegenüber der Kulturkirche.
Das Paar hat sich der Arbeiterfotografie gewidmet als einem Teilbereich der sozial-
dokumentarischen Fotografie. Fotos: Biber Happe, Galerie Arbeiterfotografie
„Wir fassen den Begriff Arbeiterfotogra- begründer der Vereinigung
fie sehr weit“, erklärt Fikentscher. „Wenn und seinem Sohn Walter
Menschen ganz allgemein ihre eigene Le- Heilig wurden schon ausge-
benssituation abbilden und gegebenen- stellt. Ein umfangreicher Aus-
falls verändern oder verbessern wollen, stellungskatalog war Walter
gehört das für uns auch dazu. Wir be- Ballhause gewidmet, einem
trachten Bilder als Kulturgut, von dem der wichtigsten Vertreter der
spätere Generationen auch noch etwas deutschen Arbeiterfotografie.
haben sollen.“ Für die beiden Galeristen Zwar ist die Arbeiterfotogra-
ist 1927 das historische Datum der Ar- fie-Bewegung international,
das macht sich auch immer
beiterfotografie. Denn damals gründete wieder in den Ausstellungen
sich die „Vereinigung der Arbeiter-Foto- bemerkbar. Aber der Blick der
grafen Deutschlands“. Vorbild waren die beiden Galeristen geht nicht
Fotografinnen der FSA, der Farm Security nur über Deutschland hinaus.
Administration, in den Vereinigten Staa- Im Jubiläumsjahr war eine Ausstellung
ten. Dorothea Lange oder auch Walker Horst Hahn aus Nippes gewidmet, der
Evans dokumentierten das Leben der auf seinen Reisen die kleinen Geschäfte
Farmer während der großen Depression der Leute fotografiert hat. „Horst Hahn
in den 20er und 30er Jahren des letzten gehört für mich zu den begnadeten
Jahrhunderts. Zur FSA gehörte auch Ma- Amateuren. Die fotografieren aus Lei-
rion Post-Walcott, deren Fotos zur Pho- denschaft und bringen wunderbare
tokina 1994 in Nippes zu sehen waren. Aufnahmen mit“, schwärmt Fikentscher.
Aber auch Bilder von Eugen Heilig, Mit-
Neben Ausstellungen, die häufig mit
Workshops oder Filmabenden kombi-
niert werden, werden in der Galerie auch
Fotopostkarten produziert, schon im 29.
Jahrgang die gleichnamige Zeitschrift he-
rausgegeben und Projekte durchgeführt.
Noch bis 30. September läuft die Frist für
das Jugendprojekt „Meine Zeit - Meine
Welt“. Gefragt sind Alltagsreportagen
von Jugendlichen.
„Denn was heute
stinknormal ist, be-
trachtet man in 10,
15 oder 50 Jahren
mit ganz anderen
Augen, und schafft
damit ein Zeitbild“,
erklärt Fikentscher.
Nach den beiden ersten Ausstellungen im
Jubiläumsjahr von Jos Deenen und Horst
Hahn werden ab 25. Juni Fotos von Hinrich
Schultze gezeigt, der das Pan-Foto-Archiv
betreibt. Dort lagert auch das umfang-
reiche Bildarchiv des Kölner Journalisten
Günter Wallraff. mac
www.arbeiterfotografie.de

