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32 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Stephan Brings
Der Sänger und Bassist der Gruppe Brings engagiert sich auch politisch
Im nächsten Jahr feiert die Gruppe Brings ihr 25-jähriges Bandjubiläum. Stephan haben bei Clouth auf Schicht gearbei-
tet. Jetzt ist das Klientel viel gemisch-
Brings (49), neben seinem älteren Bruder Peter einer der beiden Namensgeber der ter. Es gibt viele Menschen mit tür-
kischen Wurzeln. Das brauche ich auch
Band, lebt seit 19 Jahren in Nippes. Die fünf Musiker sind seit Jahren erfolgreich, als Ehrenfelder. Damit ist Nippes für
mich sehr kölsch. Alles andere als diese
aber trotzdem auf dem Teppich geblieben. Fotos: Biber Happe Mischung wäre aber auch eine Verblen-
dung und hat mit diesem Land nichts
Für Nippes: Stephan, du bist mit Brings Nippes ist auch ein Stück Heimat für dich, mehr zu tun. Und was ich total mag, ist
gut im Geschäft. Warum wohnst du im- weil du hier deine Kindheit verlebt hast. der kurze Weg zum Rhein. Zu Fuß bin
mer noch in Nippes und nicht in einem ich in zehn Minuten da. Ich gehe ein-
schicken Appartement in einem der Ja klar. Wir stammen zwar aus Ehren- fach gerne am Rhein mit meiner Frau
Kranhäuser im Rheinauhafen? feld, aber als ich sechs oder sieben Jah- spazieren.
re alt war, ist meine Familie nach Nip-
Wir trinken gerade Früh-Kölsch, Brings
ist das Gesicht der Konkurrenz, der Gaffel
Brauerei. Gibt es jetzt Ärger?
Ach Quatsch. Ich will mal eines klarstel-
len: Zwischen Gaffel und Brings gibt es
keinen Vertrag, kein Stück Papier. Wir
haben per Handschlag eine Vereinba-
rung getroffen, aber Geld ist noch nie
geflossen. Wir sind Teil deren Kampa-
gne, und wir profitieren voneinander.
Es ist ein gegenseitiges Geben und Neh-
men.
Stephan Brings: Also, sooo viel Geld ver- pes in die Christinastraße gezogen, in Seit kurzem machst du Werbung für die
dienen wir auch nicht. Brings sind fünf ein Haus der katholischen Kirche. Dort Miet-Fahrräder der KVB. Gibt es dafür
Musiker, wir haben immer zwei Bläser befindet sich noch heute der Kinder- auch kein Honorar?
dabei und eine Crew, die schon 25 Jah- garten. Ich bin hier aufgewachsen, zur
re für uns arbeitet und von uns auch Kommunion gegangen, mein Bruder Genau. Ich mache das gerne, weil ich
gescheit bezahlt wird. Es geht uns gut, und ich haben die Grund- und Haupt- noch nie einen Führerschein hatte und
besser als den meisten Menschen, aber schule in der Bülowstraße besucht. viel mit dem Fahrrad unterwegs bin.
richtig reich sind wir nicht. Und außer- Mein Vater war dort Lehrer. Es ist wie Aber bei dem Deal geht es darum, dass
dem wollte ich im Rheinauhafen auch ein Dorf für mich. Hier will ich auch wir die KVB ins Boot holen, wenn wir im
gar nicht wohnen. Das gefällt mir da bleiben. nächsten Jahr unser 25-jähriges Band-
überhaupt nicht. jubiläum feiern. Hoffentlich wie beim
Was hat sich im Veedel verändert? 20-Jährigen 2011 im Müngersdorfer Sta-
Was gefällt dir an Nippes? dion. Die Eintrittspreise sollen niedrig
Hier wohnt jetzt viel mehr Geld. Früher sein, und die Leute sollen kostenlos mit
Meine Familie ist hier sehr verwurzelt, lebten am Baudriplatz noch Leute, die der KVB an- und abreisen. Darum geht
meine beiden Kinder sind hundertpro- es bei der Geschichte.
zentige Nippeser. Sie sind eng mit Pfar-
rer Thomas Diederichs und der evange- Welches Publikum wollt ihr damit errei-
lischen Kirchengemeinde verbandelt. chen?
Thomas ist für mich die Riesenausnah-
me im theologischen Geschäft. Der Die kleinen Leute. Das hat unser Mentor,
drängt dir keine Debatten über Gott der leider schon verstorbene Karl-Heinz
und die Welt auf. Und trotzdem schafft Pütz, erkannt: Unser Vater Rolly Brings
er es, die Jugendlichen an die Gemeinde singt vor linken pensionierten Lehrern,
zu binden. die eh wissen, worum es ihm in seinen
politischen Botschaften geht. Aber wir
erreichen die anderen Leute. Und das ist
wichtig.

