Page 24 - fuer-nippes_2015-2
P. 24
24 ... aus der Geschichte von Nippes
Der Wilhelmplatz in Nippes
Seit dem Jahr 1900, seit 115 Jahren, findet auf dem zentralen Platz der Markt statt. und Karnevalsveranstaltungen, aber auch
Jeden Tag, von Montag bis Samstag. Das ist einmalig in Köln, und der Bekannt- – in der NS-Zeit – Luftschutzübungen und
heitsgrad des Platzes mitten im Stadtteil ist ebenso einmalig und geht weit über Aufmärsche der NSDAP.
die Grenzen Kölns hinaus. Im Laufe der Jahre hat der Wilhelmsplatz nur sein s ver-
loren, seine Attraktivität allerdings nie. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der
Platz bald wieder als Marktplatz zur
„…die zweite Benen- Verfügung und ist mittlerweile der ein-
nung betreffe den zige Wochenmarkt in Köln, der an je-
Platz, der demnächst dem Werktag stattfindet. In den 1980er
an der Kreuzung der Jahren gab es Pläne, eine Tiefgarage zu
Wilhelm-, August- bauen. Das wäre zwar im Sinne der um-
und Christinastraße liegenden Geschäfte gewesen, hätte aber
in Nippes angelegt eine mehrjährige Unterbrechung des
werden solle. Hier Marktbetriebs bedeutet und ihm damit
werde der Name vermutlich den Garaus gemacht. Diese
‚Wilhelmsplatz‘ für Pläne wurden nicht realisiert, aber der
passend gehalten. Wilhelmplatz wurde 1991/92 renoviert.
Die Versammlung Der Wochenmarkt wurde in dieser Zeit
ist mit dem Namen
einverstanden.“
Der Wilhelmplatz auf einer Ansichtskarte aus dem Nach welchem Der Wilhelmplatz, etwa 1990.
Jahre 1907 „Wilhelm“ der Platz
benannt wurde, ist nicht ganz klar. Die unter die Hochbahntrasse verlegt. Im
Das Gelände, auf dem sich heute der Wilhelmstraße gab es schon seit 1873, der Zuge der Neugestaltung wurde das Toi-
Wilhelmplatz befindet, war 1780 noch Platz wurde also möglicherweise nach letten- und Trafo-Häuschen am Nordrand
Ackerland. Als „Wall-Hoffs-Acker“ ist es der Straße benannt. Deren Namensgeber des Platzes zu einem „multifunktionalen
auf einer Landkarte aus dieser Zeit ver- ist aber mit einiger Sicherheit Wilhelm I, Gebäude“ umgestaltet, das anlässlich der
zeichnet. Als Nippes dann immer mehr deutscher Kaiser 1871 bis 1888. Allerdings Neueröffnung im Mai 1992 vom dama-
anwuchs, kam der Wunsch nach einem gab es noch einen zweiten, wichtigen Wil- ligen Kölner Oberbürgermeister Norbert
eigenen Wochenmarkt auf. Im Gemein- helm in Nippes, Wilhelm Eich, den letzten Burger etwas überschwänglich „Nippe-
derat der Bürgermeisterei Longerich, zu Bürgermeister der eigenständigen Ge- ser Tadsch Mahal“ genannt wurde. 2003
der Nippes seit 1815 gehörte, wurde im meinde Nippes. Festgelegt wurde auch, wurde das Gebäude von dem Nippeser
Jahre 1876 ein entsprechender Antrag be- dass auf dem Platz ein Wochenmarkt Künstler Rolf Jahn bemalt. Die Funkti-
raten. Ein passendes Grundstück sollte, abgehalten werden solle. Nippes hatte onen, die dieses Bauwerk heute erfüllt,
so der Beschluss, von der Bürgermeisterei damals schon etwa 26.000 Einwohner. sind recht beschränkt. Selbst bei der Eröff-
angemietet werden. Aber zunächst pas- nung des Straßenkarnevals, die jedes Jahr
sierte gar nichts. Um 1875 gehörte das Das Terrain wurde eingeebnet und mit an Weiberfastnacht schon ab 9.11 Uhr auf
Gelände des späteren Wilhelmplatzes Bäumen bepflanzt. Die Stadt erließ eine dem Wilhelmplatz stattfindet, bevorzugt
zu einer Ziegelei und diente teilweise als „Markt-Polizeiverordnung“, und dann die „Nippeser Bürgerwehr“ seit einigen
Sandgrube. konnte am 24. Juli 1900 der erste Wo- Jahren eine mobile Bühne, die gegenüber
chenmarkt auf dem Wilhelmplatz statt- des Tadsch Mahal aufgebaut wird.
Bald nach der Eingemeindung von Nip- finden. Dieser wurde jedoch in den ersten
pes 1888 beschäftigte sich der Kölner Jahren seines Bestehens eher schwach Winfried Schumacher
Stadtrat mit dem Wunsch der Nippeser besucht, bis dann im Jahre 1904 der „Ka- www.archiv-koeln-nippes.de
nach einem Marktplatz. Bereits im Jahre tholische Bürgerverein Nippes“ eine Initi-
1889 machte der damalige Stadtbaumei- ative zur Belebung des Wochenmarktes Quellen:
ster Josef Stübben einen entsprechenden startete. Sie richtete sich sowohl an die - Reinhold Kruse, Der Wilhelmplatz. in: Archiv für
Vorschlag. Der Nippeser Gastwirt und Marktbeschicker als auch an die anlie-
Likörfabrikant Paul Bolder verkaufte al- genden Geschäftsleute und nicht zuletzt Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e.V. (Hrsg.)
lerdings erst im Jahre 1897 einige Grund- an die Nippeser Öffentlichkeit und hatte - Stände, Stempel, alte Steine; Köln 1994; S. 51ff.
stücksparzellen in der Mitte von Nippes anscheinend Erfolg. Bis zum Ersten Welt- - Archiv für Stadtteilgeschichte Köln-Nippes e. V.: Loss
zum Preis von 17 350 Mark (das ist be- krieg war der Wochenmarkt fest etabliert.
legt!) an die Stadt Köln. Am 1. September Der Wilhelmplatz diente in der Folgezeit mer jet durch Neppes jon. Köln 32010; S. 42ff.
1898 wurde in einer Stadtverordneten- nicht nur dem Marktbetrieb, sondern es - NippesWiki (wiki.archiv-koeln-nippes.de): „Wilhelm-
versammlung der Name des geplanten gab auch, insbesondere nachmittags,
Platzes festgelegt. Im Protokoll heißt es: alle möglichen Veranstaltungen: Sänger- platz“)
wettbewerbe, Turnfeste, Trödelmärkte

