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22 ... aus der Geschichte von Nippes
Die Auermühle und die Auerstraße
Aurora mit dem Sonnenstern – das Logo prangt noch heute an einem großen Gebäu-
de in Köln-Deutz, an der Mehlmühle. Die Wurzeln dieses nach wie vor bekannten
Markenmehls reichen allerdings bis nach Nippes.
Namensgeberin war die Auermühle, die 1866 einen eigenen Gleisanschluss. Hin- 65.Geburtstag in seiner Villa, die un-
im Jahr 1850 der erst 25-jährige Kölner zu kam, dass Nippes ab 1. Juni 1863 über weit der alten Mühle auf dem Grund-
Getreidehändler Heinrich Auer, Sohn eine „Post-Expedition“ verfügte. Vor- stück Niehler Straße 31/ Ecke Schen-
kendorfstraße lag. Die abgebildete
des Brennereibesitzers Heinrich Friedrich der- und Rückseite einer am Ansichtskarte – am 31.12.1904 in Nippes
Auer, in der Gegend der später nach ihm 4. Januar 1876 aufgegebenen von den Auer-Kindern Maria, Henny und
benannten Auerstraße nahe der Niehler 5 Pfennig-Postkarte („Ganz- Käthy verschickt – vermittelt einen Ein-
Straße erbaute. Sie war die „erste Dampf- sache“) mit einer Zusatz- druck von der Größe des Anwesens. Es
mühle des Kölner Wirtschaftsraums“ und frankatur von 5 Pfennigen an wurde im Juli 1943 durch Spreng- und
arbeitete zunächst als Stampfwerk, das Julius Thywißen, Venlo ver- Brandbomben zerstört.
die Abfälle, die in einem nahe gelegenen deutlichen das Geschilderte:
Betrieb beim Alabasterabbau anfielen, Zum einen ist Heinrich Auer Hans-Willy Königs
zerkleinerte. Das so gewonnene Pulver mit Unterschrift und Stem- www.archiv-koeln-nippes.de
wurde an Ultramarinfabriken geliefert. pel als Absender vermerkt,
zum anderen die von der Post Quellen:
Bald trat an die Stelle der Alabasterauf- blau dokumentierte Aufliefe- Herrmanns, Heinz: Die Handelskammer für den Kreis
bereitung die Verarbeitung von Getreide rung in „Nippes“ auf den Zug Mülheim am Rhein (1871–1914 ) und Wirtschaft des
durch eine Dampfmühle und die Bear- „COELN/CLEVE“. Köln- Mülheimer Raumes. Hrsg. Rheinisch-Westfä-
beitung von Holz durch ein Sägewerk. lisches Wirtschaftsarchiv, Köln 1969
Diese Geschäftszweige entwickelten Die anhaltend gute Entwicklung ermögli- Trippen, Peter Paul: Geschichtliches aus dem alten
sich gut. Begünstigt wurde dies dadurch, chte es Auer zu expandieren. 1866 erwarb Mauenheim, in Mauenheim Einst und Jetzt, Festschrift
dass Nippes in den Verkehr eingebunden er die Proviantamtmühle in Köln, in der zur Einweihung der St.Quirinuskirche zu Köln-Mauen-
wurde. Denn der Ort lag an der 1855 eröff- Landsbergstraße, 1874 die Obertormühle heim. Hrsg. Peter Schreiber, Köln 1927
neten Eisenbahnlinie, die zunächst von in Neuss und 1880 die Rolfsmühle in Sieg- Schleicher, H.M.: 80.000 Totenzettel aus Rheinischen
Köln bis Neuss reichte, dann aber in den burg. Engagiert zeigte er sich auch in der Sammlungen
Folgejahren bis Kleve verlängert wurde. Lokalpolitik. Er war über viele Jahre Mit- Unterwegs zur Weisheit: Erinnerung an Leben und
Im Verlauf dieses Ausbaus, der anfangs glied des Nippeser Gemeinderates. Nach Werk des Philosophen Peter Wust, Ausstellung der
von der Cöln-Crefelder Eisenbahn und Heinrich Auers Tod 1892 führten seine Diözesanbibliothek und der Stadtbücherei Köln, zu-
ab 1860 durch die Rheinische Eisenbahn Söhne Jacob und Carl das Unternehmen sammengestellt von Barbara Neisser, Köln 1990
betrieben wurde, erhielt die Mühle um weiter. Wegen der günstigeren Verkehrs-
anbindung und der billigeren Wasser-
frachten verlagerten sie das Säge- und
Hobelwerk an den Rhein nach Riehl. Die
gleichen Gründe veranlassten sie, 1909
im Deutzer Industriehafen eine neue Ge-
treidemühle zu bauen. Die Mühle in Nip-
pes wurde im gleichen Jahr abgerissen.
Auf dem freigewordenen Gelände wur-
de 1911 die Auerstraße angelegt, die nach
und nach mit mehrgeschossigen Miets-
häusern, die zum Teil aufwendig gestal-
tet und mit Vorgärten versehen waren,
bebaut wurde. Bemerkenswerter Mieter
in Haus Nummer 5 war der namhafte
katholische Philosoph Dr. Peter Wust, der
während seiner Kölner Zeit als Studien-
rat am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium und
Dreikönigsgymnasium von 1921-1930 in
Nippes wohnte.
Trotz Verlegung des Mühlenbetriebs
behielt Jacob Auer – mittlerweile Stadt-
verordneter und Mitglied des Provinzi-
allandtags – seinen Wohnsitz in Nippes.
Er starb am 11.Juni 1919 kurz vor seinem

