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Kultur  25

Ortheil war da

Der Autor begeisterte und berührte sein Publikum im ausverkauften Haus

Ein großer Erfolg war die Lesung mit Hanns-Josef Ortheil im Bürgerzentrum Al-          Lesevergnügen.
tenberger Hof Ende November. Die Scheune war mit 330 Besuchern bis auf den             Denn Ortheil,
letzten Platz ausverkauft. Der Autor signierte anschließend noch eine Stunde sei-      dessen Eltern
ne Bücher.                                                                             aus dem We-
                                                                                       sterwald stam-
Es war schon ein besonderer Abend – so-    auch das Organisationsteam – Bürger-        men, hatte vier
wohl für den Schriftsteller und Professor  verein Für Nippes und Bürgerzentrum         ältere Brüder,
für kreatives Schreiben Hanns-Josef Ort-   Nippes, Buchhandlung Blücherstraße          die alle wäh-
heil, der 1951 in Nippes geboren wurde,    und Stadtteilbüro für Nippes sowie das      rend oder kurz nach dem Krieg im
als auch für sein Publikum. Immerhin       Stadtteilmagazin Für Nippes - das zum       Kindesalter starben. Im neuen Buch
kamen Anhängerinnen seiner Bücher          ersten Mal für diese Veranstaltung koo-     tauchen sie als Brüder der Hauptfigur
aus Bonn und vom Niederrhein ange-         perierte. Ortheil hatte anrührende und      auf, die sich von ihnen bedrängt und
reist. Eine gelungene Premiere feierte     anschauliche Passagen aus seinem neu-       unterdrückt fühlt – ähnlich wie Ortheil
                                           en Roman „Das Kind, das nicht fragte“       seine Kindheit und Jugend erlebt haben
                                           ausgesucht, das von dem Ethnologen          mag, die von seinen toten Brüdern über-
                                           Benjamin Merz handelt, der vier ältere      schattet war. Doch wie ihn dieser Ballast
                                           Brüder hat, in Köln-Nippes (!) lebt und     nicht erdrückte, sondern wie Hanns-
                                           zur Feldforschung nach Südsizilien          Josef alias Benjamin seinen Lebensweg
                                           aufbricht – und dort bleibt, weil er die    geht und seine Berufung findet, ist sehr
                                           Liebe seines Lebens findet. Wer die Bio-    berührend geschrieben. Von dieser wun-
                                           grafie des Schriftstellers kennt, der seit  dersamen Kraft war beim Abend in der
                                           30 Jahren in Stuttgart lebt, für den bot    Scheune viel zu spüren und so konnte
                                           das neue Buch, das Teil eines großen        das Fazit der neuen Kooperationspart-
                                           autobiografischen Selbsterforschungs-       ner nur lauten: Schöne Lesungen für
                                           projektes ist, nochmals ein besonderes      Nippes veranstalten wir wieder. mac
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