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20 ... aus der Geschichte von Nippes

Nippes: Vom Bauerndorf zum Stadtteil –Teil 1

Am 1. April 2013 ist es genau 125 Jahre her, dass die vorher selbständige Gemein-
de Nippes nach Köln eingemeindet wurde. In zwei Teilen zeichnet das Archiv für
Stadtteilgeschichte noch einmal nach, wie aus dem Bauerndorf ein beliebter Köl-
ner Stadtteil wurde.

1549 wird Nippes erstmals urkundlich              zum „département Roer“ gehört (Dé-              Mauenheim („Maulem“) und Nippes auf der Tran-
erwähnt: „Johann van Wermißkirchen                partementhauptstadt Aachen). Die vie-           chot-Karte von Köln; 1807/08 (Ausschnitt)
am Nippis“ wird in einem Pachtvertrag             len kleinen Dörfer im Norden von Köln,
genannt. Damals scheint es sich um                darunter auch Mauenheim und Nippes,             Nippes gerechnet. Es hieß zunächst nur
ein Wohngebiet (oder nur ein Gebäu-               werden zur „Mairie de Longerich“ zu-            „Zentralwerkstätte (der Rheinischen Ei-
de) innerhalb der „Herrlichkeit Mauen-            sammengefasst.                                  senbahngesellschaft) bei Köln“. 1863
heim“ gehandelt zu haben. Landkarten                                                              waren in Nippes – laut Adressbuch –
aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen            Die Entwicklung im 19. Jahrhundert              immerhin drei Betriebe ansässig: eine
Mauenheim und Nippes dann schon                                                                   Bleiweißfabrik, eine Ziegelei und die
als zwei nebeneinander liegende Ort-              1815 fiel das Rheinland an Preußen. Die         Auer-Mühle. 1871 hatte Nippes schon
schaften: Mauenheim war da, wo der                Verwaltungsstruktur wurde weitgehend            4.621 Einwohner, 1875 bereits 7.728. Der
Niehler Kirchweg in die (heutige) Mau-            von den Franzosen übernommen. Nippes            Sitz der Bürgermeisterei war bis 1862
enheimer Straße einmündet. Dort gab               gehörte nun zur Bürgermeisterei Longe-          Longerich, dann wurde das Amtslokal
es drei größere Bauernhöfe. Das Gebiet,           rich im Landkreis Köln. Die erste preu-         des Bürgermeisters nach Nippes ver-
wo heute Mauenheim liegt, war damals              ßische Volkszählung, die das Rheinland          legt. An der Spitze der Bürgermeisterei
noch freies Feld. Der Ort Nippes lag in           erfasste, fand 1816 statt. Sie weist für        stand seit 1858 Wilhelm Eich (24. 4. 1830
dem Bereich zwischen Neusser Straße               Nippes (Nippes-Dorf und Nippes-Mühle)           bis 17.11.1900).
und „Kappesgasse“ (Florastraße). Die              237 Einwohner aus, für Mauenheim 45.
„Herrlichkeit Mauenheim“ gehörte zum              Eine weitere Bestandsaufnahme von               Eine eigene katholische Pfarrkirche („St.
„geistlichen Fürstentum“ Kurköln und              1843 ergab für Nippes 488 Einwohner,            Mariä Himmelfahrt“, heute: „St. Hein-
unterstand direkt dem Stift St. Kunibert.         davon 12 Juden und 1 (!) Evangelischer, 159     rich und Kunigund“) erhielt Nippes erst
                                                                                                  1859. Vorher gehörten Nippes bezie-
Karte von 1779 mit Feldgemarkungen im Kölner                                 Gebäude, davon 1     hungsweise Mauenheim zur Pfarre St.
Norden. Das rote Rechteck markiert die Wohnge-                               Fabrik, 1 Schulhaus  Katharina in Niehl. Der Straßenname
biete Mauenheim (links oben) und Nippes (rechts                              und 87 Ställe oder   „Niehler Kirchweg“ erinnert noch an
unten mit Mühle). Senkrecht durch den Ausschnitt                             Scheunen. Nip-       diesen Zustand, denn das war der Weg
verläuft die Neusser Straße.                                                 pes war also auch    der Gläubigen zur Kirche im Fischer-
                                                                             1843 noch sehr       dorf Niehl. 1881 wurde in Nippes auch
1794 wurde die „Herrlichkeit“ von den                                        ländlich geprägt,    eine evangelische Kirchengemeinde
Franzosen aufgelöst, denn Köln wur-                                          aber es hatte im-    gegründet, denn die leitenden Ange-
de mit seinem Umland Teil von Frank-                                         merhin schon eine    stellten und die Vorarbeiter des Eisen-
reich. Die Franzosen organisierten das                                       Fabrik und war im    bahn-Ausbesserungswerks gehörten
Rheinland nach französischem Modell:                                         Wachstum begrif-     meist der protestantischen Konfession
Eingerichtet wurden départements                                             fen. Mauenheim       an. Treibende Kräfte dabei waren Emil
(Bezirke), cantons (Kreise) und mairies                                      hingegen blieb       Hermann Hartwich und Wilhelm Nohl,
(Bürgermeistereien). Köln wird Kreis-                                        ländlich. Mit der    die beide leitende Funktionen im Werk
hauptstadt des „canton Cologne“, das                                         Zeit verschmolz      hatten. Die Straßennamen im Sechzig-
                                                                             es mit Nippes und    viertel erinnern noch heute an sie. 1886
                                                                             verlor irgendwann    wurde dann mit dem Bau einer evange-
                                                                             seinen Charakter     lischen Kirche begonnen.
                                                  als eigenständiges Dorf.                        Winfried Schumacher
                                                                                                  www.archiv-koeln-nippes.de
                                                  Das Einwohnerzahl von Nippes nahm in
                                                  den folgenden Jahren immer mehr zu:              Quelle:
                                                  1855 hatte Nippes 698 Einwohner, 1861            Reinhold Kruse, 111 Jahre Köln-Nippes. Köln 1998; S. 10 f.
                                                  bereits 1.454. Im Jahr 1860 war mit dem          NippesWiki (wiki.archiv-koeln-nippes.de), Thema
                                                  Bau der „Zentralwerkstätte“, des spä-            Nippes
                                                  teren Eisenbahn-Ausbesserungswerks,
                                                  begonnen worden. Das Werk, das bald
                                                  zum wichtigsten Arbeitgeber von Nip-
                                                  pes werden sollte und eine Ursache für
                                                  den rasanten Bevölkerungszuwachs
                                                  war, wurde in den ersten Jahren sei-
                                                  nes Bestehens jedoch noch gar nicht zu
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