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28 Leben

Auf ein Kölsch im Kappes mit Franz-Josef Höing

Der neue Kölner Baudezernent wohnt in Nippes und fühlt sich hier „total wohl“

Auf seiner letzten beruflichen Etappe war der Stadtplaner in Bremen Senatsbaudi-      ten? Sie waren selbst Assistent von Kuni-
rektor. Davor lehrte der 47-jährige Professor für Städtebau in Münster, war Leiter    bert Wachten in Wien.
der Projektgruppe Hafen-City in Hamburg und hat auch schon in Aachen, Wien
und New York gelebt und gearbeitet. Geboren wurde Franz-Josef Höing in Gescher        Es ist ein schönes Konzept, ein unauf-
im Münsterland.                                                                       geregter städtebaulicher Ansatz. Ich
                                                                                      habe meinen Studenten immer erklärt,
Für Nippes: Herr Höing, wie kommt es, das Selbstverständliche der europä-             Städtebau sei wie Bücherregale bauen,
                                                                                      wobei man allerdings noch nicht weiß,
dass Sie in Nippes wohnen?                ischen Stadt, das ich hier finde.           was einmal drin stehen wird. Aber auch
                                                                                      leer sollten sie schon schön aussehen.
Franz-Josef Höing: Das war Zufall. Als    Findet man das überall in Köln?             Denn Städtebau agiert mit vielen Un-
nach meiner Wahl im Stadtrat klar war,                                                bekannten. Beim Clouth-Gelände ha-
dass ich in Köln arbeiten werde, haben    Nein. Deshalb ist es mein Ziel, die Stadt   ben wir ein stabiles Grundgerüst. Jetzt
wir ins Internet geschaut und die Woh-    städtischer zu machen, die räumliche        muss nur noch für schöne Bücher und
nung schnell gefunden. Drei Tage später   Nähe von verschiedenen Nutzungen            ein vielfältiges literarisches Angebot
war der Mietvertrag unterschrieben.       wieder herstellen. Das ist heute keine      gesorgt werden. Mit der Entwicklungs-
                                                                                      gesellschaft sind wir da flexibler aufge-
                                                                                      stellt und sollten das klug vermarkten.

                                                                                      Beim Stichwort leer fällt mir nur ein,
                                                                                      dass die Stadt das Clouth-Grundstück
                                                                                      vor zehn Jahren gekauft hat und seitdem
                                                                                      nichts vor Ort passiert ist. Das ist doch
                                                                                      unbegreiflich.

Und Sie haben die Wahl nicht einen Tag    Selbstverständlichkeit mehr. Wir sortie-    Ja. Manche Dinge dauern einfach zu lan-
bereut?.                                  ren noch zu sehr auseinander und haben      ge in dieser Stadt. Es sind natürlich auch
                                          dadurch weniger Stadt. Natürlich muss       langwierige, interne Abstimmungspro-
Nein. Für uns ist es perfekt. Ich hatte   auch die soziale Mischung stimmen.          zesse einzuhalten, es müssen politische
wieder Lust, in eine richtige Großstadt   Das ist eine große Herausforderung in       Gremien einbezogen werden, finanzi-
zu gehen, wollte zentral wohnen und       den nächsten acht Jahren meiner Amts-       elle Fragen spielen eine Rolle, manches
nach einem langen Arbeitstag auf          zeit, die man mit Augenmaß und ohne         muss europaweit ausgeschrieben wer-
kurzem Weg und möglichst mit der U-       ideologische Brille bewältigen muss.        den. Aber das sorgt für Ungeduld bei
Bahn nach Hause fahren.                                                               den Bürgern, sie fühlen sich genervt. Da
                                          Beim Clouth-Gelände haben Sie ein aktu-     sind wir in der Verwaltung gut beraten,
Wie muss Großstadt für Sie als Stadtpla-  elles, urbanes Projekt direkt vor der Tür.  einige Prozesse und Strukturen in Frage
ner aussehen?                                                                         zu stellen, die einfach nicht mehr passen.
                                          Das ehemalige Werksgelände ist ein
Eigentlich wie hier in Nippes. Die Mi-    wahnsinnig guter, städtischer Standort      Gehört dazu auch das Baustellen-Ma-
schung stimmt, es gibt ein schönes        und ein spannendes Projekt zum Thema        nagement?
Netz öffentlicher Räume, das Angebot      Stadtentwicklung für Nippes.
an Geschäften und Lokalen ist sehr gut.                                               Ja, damit nerve ich schon seit meinem
Hier habe ich alles, was ich brauche und  Was halten Sie von dem städtebaulichen      Amtsantritt. Das gebaut wird, ist gut.
muss nicht woanders hin fahren. Es ist    Konzept des Büros Scheuvens und Wach-       Das zeugt von einer Dynamik in der
                                                                                      Stadt. Aber wie sehen die Baustellen
                                                                                      aus? Manchmal lässt sich schon mit
                                                                                      wenigen Handgriffen etwas besser ma-
                                                                                      chen. Das trifft für Nippes beispielsweise
                                                                                      an der Baustelle Neusser Straße/Gürtel
                                                                                      zu und für die ganze Stadt. Wir brauchen
                                                                                      eine Diskussion zur Baustellen-Koordi-
                                                                                      nation. Der Leiter des Amtes für Straßen
                                                                                      und Verkehrstechnik hat mir zwar versi-
                                                                                      chert, dass es die schon gibt, aber damit
                                                                                      lässt sich keine goldene Nase verdienen.
                                                                                      Es muss einfach anders aussehen.
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