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30 Leben

Auf ein Kölsch im Kappes mit Gaby Koof

Neben kölschen Chansons gehören gefühlvolle Lieder aus aller Welt zum Repertoire

Unter der Überschrift „Noch einmal durchgestartet“ haben wir im Herbst 2010            haupt musikalischer Genuss auf?

über Gaby Koof berichtet, die sich nach beruflich erfolgreichen Jahren als Unter-      Doch, das klappt, aber dafür brauche
                                                                                       ich den kleinen Rahmen, die Nähe zum
nehmerin ihren Lebenstraum erfüllte und eine eigene CD mit kölschen Chansons           Publikum. Meistens kündige ich mei-
                                                                                       ne Lieder mit einer Inhaltsangabe an,
herausbrachte. Seitdem ist der Kontakt zur Redaktion des Nippes-Magazins nicht         manchmal reicht auch nur ein kurzer
                                                                                       Satz. Und wenn ich singe, dann berühre
mehr abgerissen. 2016 kam die zweite CD „An ming Fründe“ auf den Markt. Jetzt          ich die Menschen um mich herum. Das
                                                                                       motiviert mich, Kontakt zum Publikum
ist wieder Zeit für ein Interview, denn Musik sei ihr Lebenselixier, sagt die 64-Jäh-  aufzubauen. Uns beiden, meinem Pu-
                                                                                       blikum und mir, gefällt diese Nähe, die
rige, deren Heimat seit fast 40 Jahren Nippes ist.  Foto: Biber Happe                  dann zu einem ganz intensiven Konzert-
                                                                                       erlebnis wird. Ich erzähle ja Geschichten
Nippes-Magazin: Gaby, mehr als acht       Sprache zu unterhalten mit schönen,          mit meinen Liedern, mit denen ich mich
Jahre liegt unser erstes Interview zu-    reifen Texten aus dem Alltag, dem Le-        ganz stark identifiziere, mit denen ich
rück. Was ist seitdem passiert?           ben, der Familie. Aber mich haben auch       aber auch anderen Menschen Mut ma-
                                          die 1970er und 80er Jahre musikalisch        chen will, wie beispielsweise beim The-
Gaby Koof: Uff, das ist eine lange Zeit   geprägt, und so interpretiere ich neben      ma älter werden; trotz der Melancholie,
und ich bin nicht nur acht Jahre älter    den eigenen Stücken gerne auch mal           die in vielen Liedern mitschwingt. Ich
geworden, was nicht schlimm ist, son-     Lieder des Franzosen Jacques Brel, des       habe jedenfalls festgestellt, dass Plüsch,
                                                                                       Samt und Rotwein mir besser stehen als
                                                                                       Brauhaus und Bier. Ich weiß nach all den
                                                                                       Jahren, dass ich mit dieser Mischung aus
                                                                                       vier Sprachen in meinen Liedern ange-
                                                                                       kommen bin. Dazu kommt, dass ich
                                                                                       Fremdsprachen liebe, sie mir wirklich
                                                                                       zufallen. Aber es war ein weiter Weg bis
                                                                                       zu dieser Erkenntnis, und das hat seine
                                                                                       Zeit gedauert.

                                                                                       Welche musikalischen Ziele hast du
                                                                                       noch für die Zukunft?

dern vor allem acht Jahre reicher an Er-  chilenischen Sängers Victor Jara und         Zurzeit gebe ich mit meinem Klavier-
fahrung. Und vor allen Dingen ist musi-   auch von Udo Lindenberg.                     spieler Andreas Lasonczyk ein Dutzend
kalisch ganz viel passiert.                                                            Konzerte im Jahr. Das würde ich ger-
                                          Aber hat sich dein Repertoire im Laufe       ne ausbauen, und würde auch gerne
Dein Ziel war nie, die großen Hallen zu   der Jahre verändert?                         mehr im Umland auftreten. Denn hier
füllen, aber du hast kontinuierlich an                                                 in Köln sind die Lokalitäten für kleine
deiner musikalischen Entwicklung wei-     Mein Repertoire ist natürlich viel größer    Konzerte schnell erschöpft. Das fing in
tergearbeitet.                            geworden, hat sich aber vom Stil her         diesem Jahr tatsächlich schon gut an,
                                          nicht großartig verändert. In unserem        wir haben gleich drei Konzerte in der
Als ich mich nach dem Ende des Be-        ersten Interview habe ich gesagt, dass       Schloss-Destille in Zons in diesem Jahr.
rufslebens auf das Hobby Musik kon-       ich gerne op Kölsch singe, weil ich damit    Was wir weiterhin machen werden, sind
zentriert habe, wusste ich noch nicht     Gefühle besser ausdrücken kann. Mitt-        Auftritte auf privaten Feiern. Und dann
genau, wohin ich will. Ich habe mein      lerweile sehe ich das etwas anders. Mei-     würde ich mal gerne mit einem richtig
Leben lang gerne gesungen, als Kind       ne Lieder sind sozusagen Klangträger         großen Orchester auftreten.
schon die Mundorgel rauf und runter,      für Sprache und Kölsch ist eine davon
aber im Berufsleben hatte ich kaum Zeit   und eine sehr melodische. Aber ich kann      Angst auf der Bühne kennst du nicht?
dafür, obwohl ich schon seit 20 Jahren    meine Gefühle durchaus auch in Spa-
Gesangsunterricht nehme. Und Auf-         nisch, Französisch oder Hochdeutsch          Nein, die habe ich tatsächlich nicht,
tritte mit einer eigenen Band habe ich    ausdrücken.                                  denn ich fühle mich auf der Bühne
mir mein ganzes Leben gewünscht. Die                                                   so gut aufgehoben zusammen mit
Idee war dann, das Publikum, außerhalb    Aber wenn ich kaum etwas vom Inhalt          meinem Klavierspieler Andreas Lason-
des Karnevals, mit Chansons in kölscher   der Lieder verstehe, kommt dann über-        czyk, den ich an dieser Stelle unbedingt
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