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20 ... aus der Geschichte von Nippes
Die katholischen Kirchengemeinden (5):
St. Marien
St. Marien war die zweite Pfarrkirche in Nippes, die kurz nach der Eröffnung von Ma-
ria Himmelfahrt - heute St. Heinrich und Kunigund - im Jahr 1852 geplant wurde. Es
war voraus zu sehen, dass der Bau einer weiteren Kirche bei der rapide wachsenden
Bevölkerung von Nippes nötig wurde. Denn lebten 1858 erst 951 Menschen in Nippes,
waren es im Jahr 1900, nur 40 Jahre später, schon 27.000 Einwohner.Fotos: Biber Happe
Am 4. Juli 1879 überschrieben die Erben gen blieben. Die Messen wurden wieder renddessen in St. Heinrich und Kunigund
Peter Stock der Gemeinde das Grundstück in der Kreuzkapelle gelesen, nach deren am Schillplatz statt – war die Renovierung
für Kirche und Pfarrhaus am Baudriplatz, Zerstörung im St. Vinzenz-Krankenhaus. abgeschlossen (siehe Seite 35). Pfarrer Mi-
der aber erst 1896 angelegt wurde. Die chael Kuhlmann hat mit interessierten El-
Kirche kostete zirka 140.000 Mark und 1948 begann der Wiederaufbau. Die tern beraten, wie die Taufkapelle während
Glocken läuteten erstmalig am 16. De- der Predigt auch als Kinderkirche genutzt
weitere 10.000 Mark für Orgel und Hoch- zember 1948. Der Innenraum wurde neu werden kann. Die Fatimakapelle – die end-
altar. Bis 1891 waren die Wandmalereien gestaltet. Statt des großen, eindrucksvoll lich wie auch die Taufkapelle beheizbar ist
fertig. Die neue Pfarrkirche übernahm geschnitzten Altares stand in der Apsis - soll noch umgebaut, ein Kircheneingang
den Namen „St. Marien“ und die Aufga- ein neuer Altartisch aus Marmor. Die für die Messen an Werktagen hierhin ver-
ben der alten Kirche, die in „Kreuzkapelle“ Wandmalereien waren verschwunden. legt werden. Vom geplanten neuen „Haus
umbenannt wurde. Die Grundsteinlegung Die Liturgiereform 1964 brachte eine Än- der Kirche“ würde der neue Eingang mit
erfolgte am 1. Mai 1881, die Einweihung derung des Altarraums. Der Altar kam in rollstuhlgerechter Rampe direkt zu er-
am 19. November 1882 durch den Köl- die Vierung, das heißt ins Zentrum der Ge- reichen sein. Hier sollen auch zwei neue
ner Weihbischof Johann Anton Friedrich meinde, die Kommunionbank wurde um- Schaukästen für Pfarrnachrichten aufge-
Baudri; die endgültige Weihe fand am gestaltet und zum Unterbau des Altares. stellt werden. Die Bänke in den Seiten-
23.Mai 1895 durch den späteren Kardinal Statt Kanzel gab es in allen Kirchen den schiffen wurden nicht mehr aufgestellt.
Dr. Antonius Fischer statt. Die vier Glo- Ambo. Die ehemals bunten Fenster hat- Nur im Mittel- und im Querschiff stehen
cken aus Gussstahl stiftete die Witwe von ten immer noch eine weiße Notvergla- jetzt Bänke. Dadurch wirkt die Kirche ins-
Jakob Meyer, der in Nippes geboren war. sung und wirkten schmucklos und kühl. gesamt heller und luftiger.
Ein erstes Läuten erschall am 7. Oktober 1967 wurde Pfarrer Gottfried Loers (1956-
1883. Die Glocken erhielten die Namen Ja- 1970) von der Gemeinde zum 40-jährigen Eigentlich hätte die Orgelelektronik für
kobus, Agnes, Maria und Josef-Johannes. Priesterjubiläum ein Kreuz - gestaltet von zirka 77.000 Euro erneuert werden müs-
Die Glocken überlebten den Zweiten Manfred Otto - geschenkt, das noch heu- sen, nachdem ein Kurzschluss sie un-
Weltkrieg, da sie im Gegensatz zu den te in der Vierung über dem Altar hängt. brauchbar gemacht hatte. Denn da die
Bronzeglocken nicht als „Kanonenfutter“ Gemeinde 1954 nach dem Wiederaufbau
eingeschmolzen wurden. Bei den schwe- Bis 1982 halbierte sich die Anzahl der Ge- nicht mehr genug Geld zur Verfügung
ren Beschädigungen der Marienkirche am meindemitglieder durch Wegzug oder hatte, wurde eine gebrauchte Orgel von
9. Mai 1943 fielen sie in den Schutt, wo sie Tod. Auch der Priestermangel machte sich minderer Qualität gekauft. Nachdem der
unversehrt bis zum Ende des Krieges lie- bemerkbar. Die einzige Kaplanstelle war Kirchenvorstand von St. Marien überlegt
unbesetzt. Diakon und Pastoralreferent hatte, dass selbst nach der Reparatur im-
traten ihren Dienst an. Ab 1975 wurden mer noch eine sehr schlechte Orgel auf
nach und nach die farbigen Fenster - von der Empore stünde, beschloss man, für
Dieter Hartmann gestaltet - eingesetzt. die nächsten Jahre für wenig Geld eine
Aus der Kriegergedächtniskapelle wurde kleine gebrauchte Orgel zu kaufen. Die
eine Taufkapelle. Die Madonnen-Figur kleine Orgel ist seit Weihnachten in Be-
in der Fatima-Kapelle wurde von Pfarrer trieb. Sie steht im rechten Seitenschiff
Hermann Hinsenkamp (1940 - 1956) ge- und nicht auf der Empore. Die alte Orgel
stiftet. Die Marienfigur in der Kirche wur- wird demnächst abgebaut und später
de 1971 von Frau Brabender restauriert. einmal – hoffentlich – durch ein neues
Die letzte Renovierung der Kirche nach großes Instrument ersetzt.
dem Wiederaufbau fand unter Leitung
des Architekten Karl Brand 1964 statt. Felicitas Vorpahl-Allweins
www.archiv-koeln-nippes.de
2016 wurde der Entschluss für eine erneu-
te Renovierung gefasst, weil die Schäden Quellen:
am Dach und der Elektroinstallation zu- - 150 Jahre Katholische Pfarrei St. Marien in Köln-
nahmen. Der Denkmalschutz machte
eine Renovierung nicht leichter. Nach Nippes , 1859 – 2009, Hrsg. Katholische Kirchenge-
zwei Jahren – die Messfeiern fanden wäh- meinde St, Marien, Köln-Nippes
- 100 Jahre Kirchweih St. Marien (1882 - 1982), Hrsg.
Katholische Kirchengemeinde St. Marien, Köln-Nippes
- „Generalinstandsetzung St. Marien“ von Stephan
Neuhoff in: Forum, Pfarrbrief des Seelsorgebereichs
Nippes/Bilderstöckchen, Winter 2018/19

