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22 ... aus der Geschichte von Nippes
Die katholischen Kirchengemeinden (3):
St. Joseph
Die Kirche St. Jospeh im Nippeser Westen wurde zwar schon 1907 eingesegnet, aber
erst am 19. März 1914, am selben Tag wie St. Bonifatius, feierlich durch den Kölner
Weihbischof Joseph Müller konsekriert. Die Mitglieder des St. Josephskirchen-Bau-
verein von 1899 verpflichteten sich, wöchentlich fünf Pfennig in die Kasse zu zahlen.
Schon ein Jahr später war eine Summe von 10.000 Mark angespart. Fotos: Biber Happe
Nach Plänen des Architekten Alfred Tepe Wandfläche des Mittelschiffs - sind aus stammt aus den Trümmern von Groß St.
begann 1905 der Bau. Nach nur zwei Jah- klarem, weißem Glas und lassen viel Hel- Martin. In der westlichen Vorhalle steht
ren Bauzeit war die neue Kirche fertigge- ligkeit in die Kirche. Die Fenster der Seiten- die lebensgroße Figur des Hl. Antonius
stellt. Pfarrer Peter Rosellen von St Marien schiffe und der Chorapsis sind farbig und von Padua. Die Figuren der Apostel Pe-
weihte die Rektoratskirche – die Kirche ei- auf eine sehr schöne, fast klassische Weise trus und Paulus - gerettet aus dem alten
ner Pfarrei, die noch nicht „errichtet“ ist sehr ruhig. Die beiden großen Fenster im Hochaltar - wurden zirka 1990 restauriert
- am 9. Dezember 1907 ein. Die Erhebung Querschiff sind weißgrundig mit zarten und an die beiden Säulen des ersten Lang-
schiff-Joches gesetzt. Durch eine großzü-
zur Pfarrkirche erfolgte am 1. April 1917. Die Zeichnungen von figürlichen gige Spende konnten auch die anderen
Benennung in St. Joseph lag, bei St. Mari- Bildern. In den Seitenschiffen vier Säulen ähnlich geschmückt werden.
en als Mutterpfarrei, nahe. Bewusst wur- standen vor dem Krieg go- Dazu wurde bei einem Tiroler Künstler
de die Kirche preiswert aus Backsteinen tische Schnitzaltäre. Der Rest die Gestaltung der vier Evangelisten in
gebaut, mit Spitzbögen und möglichst des geschnitzten Marienaltars Auftrag gegeben, die Petrus und Paulus
großen, weißen Fenstern, wohlproportio- steht heute nahe dem Vie- ähneln sollten. Dadurch entstand ein au-
nierten Säulen mit achteckiger Basis und rungsaltar links an einer Säule. ßergewöhnlich stimmiger Kirchenraum.
zierlich gestaltetem Blattrankenwerk in An seiner ehemaligen Stelle ist
pastelligen Farben. Diese Kapitelle sind die heute die Sakramentskapelle Im Zweiten Weltkrieg mussten die Kir-
Basis der Rippenbögen, die wiederum das mit Tabernakel und ewigem chengemeinden ihre Glocken für Kriegs-
Licht, daneben an der Wand zwecke einschmelzen. Vorher nahm man
Gewölbe tragen. Der Grundriss zeigt die die Reste der ehemaligen ge- die Stimmen der Glocken auf Schallplatten
übliche Kreuzform: ein Hauptschiff mit schnitzten Kommunionsbank. auf. So konnten die Gläubigen mit Hilfe
zwei Seitenschiffen und einem Querschiff. Darüber befindet sich die De- von Lautsprecheranlagen auf gewohnte
Professor Dr. Theodor Schnitzler, ehemals cke des ehemaligen „Himmels“. Weise zum Gottesdienst gerufen werden.
Kaplan in St. Joseph, nannte die Kirche (Unter dem „Himmel“ trug der Geistliche 1962 wurden neue Glocken aus Bronze
wegen ihres Ebenmaßes „Nippeser Dom“. bei Prozessionen die Monstranz. Der Him- bei der Firma Petit & Gebr. Edelbrock in
Wegen der Lage des Grundstücks wurde mel wurde von vier Männern getragen.) Gescher in Auftrag gegeben. Das Geläut
St. Joseph nicht nach Osten ausgerichtet. wurde musikalisch mit den Glocken der
Die Fenster des Obergadens – die obere Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstörten Nachbarkirchen abgestimmt. Die Geläut-
die Kirche. Um nach 1945 schnell wieder Motive (Kirchenspiel) sind unter anderem
Gottesdienste feiern zu können, wurde ein österliches Halleluja „Christ ist erstan-
der zerstörte Chor und das Querschiff den“ und das Gralsmotiv aus Parsifal, dem
durch eine Rigips-Platte vom Rest der Kir- letzten Bühnenwerk von Richard Wagner.
che getrennt. Das Kreuz an der Chor-Wand
wurde an dieser kahlen Wand befestigt. Felicitas Vorpahl-Allweins
Nach dem Wiederaufbau stellte man in www.archiv-koeln-nippes.de
der Vierung einen Altarberg mit einem
modernen Altartisch aus Naturstein auf. Quellen:
In dem Altartisch sind die Reliquien des - Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum. Vollendung
alten Altares eingelassen. Der Boden be-
steht aus Naturschiefer. Die Orgel wurde der wiederaufgebauten St. Josephskirche, Köln-
1960 von der Leverkusener Orgelbaufirma Nippes, 1957
Ernst Weyland gebaut. Für die Nutzung - Festschrift 100 Jahre St. Joseph, Köln-Nippes, 2007
an Werktagen gibt es eine Kleinorgel der - Interview: Hermann-Josef Hochwald, Köln
Firma Seifert aus Kevelaer. 1970 schuf der
Künstler Sepp Hürten das moderne Kreuz
über dem Altar.
Neben den ersten Säulen im Hauptschiff
stehen die beiden lebensgroßen Figuren
von Maria (links) und Josef, beide jeweils
mit dem Jesuskind. Die Marienstatue

