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24 Nachhaltigkeit

Das Müllfeuer schläft nie

Restmüllverbrennungsanlage ist außerschulischer Lernort

Vor 25 Jahren wurde die „Abfallversorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln“

(AVG) gegründet, die die Restmüllverbrennungsanlage in Niehl betreibt. Diese ging

Anfang 1998 in Betrieb. Was in den 1990er Jahren mit dem „Kölner Müllskandal“

begann, hat sich zu einem Vorzeigebetrieb entwickelt, den regelmäßig Delegati-

onen aus der ganzen Welt besuchen.         Fotos: Biber Happe

Aber auch der gemeine Kölner interes-      Tonnen und den Sperrmüll anliefern, Fir-     faszinierend und unwillkürlich versucht
siert sich für die RMVA, die Restmüllver-  men aus dem Umland die Abfallreste aus       jeder Besucher zu identifizieren, was noch
brennungsanlage, an der Geestemün-         Gewerbebetrieben. Als in den 1990er Jah-     aus einer großen Stadt übrig bleibt: viele
                                                                                        blaue Müllsäcke, Kunststofffolien und
der Straße. „Am Vormittag kommen die                    ren die Gesetzgeber beschlos-   Kartons, aber auch Bauschutt. Dieser
Schulklassen und am Nachmittag die                      sen, dass aufgrund von Was-     letzten Lagerstelle vor der Verbrennung
Erwachsenen“, sagt Elke Jacob, die die                  ser- und Luftverschmutzung      ist eine Sortieranlage vorgeschaltet. „Das
Besucher gut eineinhalb Stunden durch                   bis 2005 alle Abfälle sortiert  ist das Besondere an der Kölner Anlage“,
die Anlage führt. „Selbst bei unserem                   werden müssen, bevor die-       erklärt Jacob. „In der direkt angeschlos-
Ferienprogramm kamen viele ältere Be-                   se deponiert oder verbrannt     senen Sortieranlage werden der im Tages-
sucher.“ Mit grünem Schutzhelm und                      werden, entschloss sich die     müllbunker angelieferte Hausmüll und
orangefarbener Warnweste ausgestat-                     Stadt Köln zum Bau einer        der Sperrmüll zerkleinert und sortiert.“
tet, geht es in die rund 300 Meter lange                Müllverbrennungsanlage, die     Mit Magneten werden beispielsweise
Anlage. Schon in der Empfangshalle des                  heute zu etwas mehr als 50
Verwaltungsgebäudes entfährt man-                       Prozent zum Stadtwerkekon-             Frische Miesmuscheln
chem Besucher die Bemerkung „oh, ist                    zern gehört und zu 49 Prozent         RieseImnmkeortdeielnesttatgs500 gr
das schön hier“, denn das helle Foyer                   zur Remondis-Gruppe und je-
mit den Kunstobjekten passt nicht zur                   des Jahr gut 700.000 Tonnen       Haus Bolz . Kempener Straße 46 . 50733 Köln
Vorstellung von Abfall, Dreck und dem                   Restmüll verbrennt. Damit ist               Di-So Küche 17.00-22.00 Uhr
damit verbundenem Geruch.                  die Anlage ausgelastet und das schon von
                                           Beginn an.
Erstaunlich wenig Gestank liegt selbst
in der Luft der Anlieferungshalle, wo die  Seit dem 26. Februar 1998, dem Datum
Müllfahrzeuge, beispielsweise auch der     ihrer Inbetriebnahme, ist das Feuer in
AWB, der Kölner Abfallwirtschaftsbe-       den vier Verbrennungsöfen nicht wieder
triebe, den Restmüll aus den schwarzen     ausgegangen. Bei einer Temperatur von

                                           bis zu 1.200 Grad werden pro Stunde zwi-
                                           schen 20 und 25 Tonnen Müll verbrannt.
                                           Dabei nehmen diese Öfen nur den kleins-
                                           ten Teil der Anlage ein. Vorgelagert ist
                                           der 80 Meter lange und 20 Meter breite
                                           Müllbunker, wo sich die Müllberge bis zu
                                           40 Meter auftürmen dürfen. Bis zu einer
                                           Woche lagert der Müll in diesem Beton-
                                           bunker, um abzutrocknen, bevor er ver-
                                           feuert wird. Dabei verlagern zwei Mitar-
                                           beiter den Abfall mit großen Greifarmen
                                           immer wieder, damit eine Mischung ent-
                                           steht, die sich gut verbrennen lässt. Der
                                           Blick aus der verglasten Krankanzel auf die
                                           Müllberge unter den eigenen Füßen ist
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