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26 Schaufenster Weidenpesch
120 Jahre Kölner Renn-Verein
1898 fand das erste Pferderennen im Weidenpescher Park statt
Die Rennbahn sei ein Kleinod im Verborgenen, sagt Philipp Hein (30), seit 2016
Geschäftsführer des Kölner Renn-Vereins, der im April 1897 gegründet wurde.
Ein Jahr später wurde die Rennbahn eingeweiht. Mittlerweile ist Köln größter
Trainingsstandort für Galopprennpferde in Deutschland. Fotos: Rennverein,
Die 43 Gründungsmitglieder des am 29. viel Grün erinnert an ein kleines, nostal- gewinnen konnte. Bollow (96) lebt in
April 1897 aus der Taufe gehobenen Renn- gisches Dorf erinnert, das auch außerhalb Weidenpesch und ist immer noch regel-
Vereins gehörten zu Kölns feiner Gesell- der Renntage ein beliebtes Fleckchen zur mäßiger Gast auf der Rennbahn.
schaft, allen voran Eduard von Oppenheim, Naherholung ist.
Die Krise im Galopprennsport Anfang des
der das Gestüt Schlenderhan gegründet Am 3. September neuen Jahrtausends ging auch am Kölner
hatte. Mit dem Bau der Rennbahn auf dem 1898 fand der erste Renn-Verein nicht spurlos vorbei. Immer
Kappesfeld in Weidenpesch, das damals Renntag statt. Fast weniger Zuschauer kamen, die Wettein-
noch Merheim-linksrheinisch hieß, wurde fünfzig Jahre später, nahmen flossen nicht mehr wie gewohnt
der Berliner Architekt Otto March beauf- nach dem Ende des und hinzu kam das kommunalpolitische
tragt. Zum Sportzentrum, das auf einer Zweiten Weltkriegs Gerangel um den Verkauf von Grundstü-
Fläche von 55 Hektar – das entspricht fast nahm der Galopp- cken am Rand der Rennbahn. Doch gegen
acht Fußballplätzen - im Weidenpescher rennsport in Köln die Pläne gab es heftigen Widerstand, und
Park entstand, gehörte noch ein Golfplatz dann richtig an Fahrt 2008 kaufte die Stadt schließlich das Ge-
und das Fußballstadion für den VfL Köln auf. Während der lände vom Land, und der Rennverein ver-
1899, den ältesten Kölner Fußballverein. Wirtschaftswunder- längerte seinen Pachtvertrag um 99 Jahre.
Otto March war ein enger Mitarbeiter von jahre strömten die Mit der Verpflichtung von Philipp Hein als
Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffel- Menschen auf die neuen Geschäftsführer, der nach 17 Jahren
turms. Gusseiserne Konstruktionen finden Rennbahn, suchten
sich deshalb auch in der denkmalgeschütz- Unterhaltung und Benedikt Faßbender ablöste, kommt fri-
ten Haupttribüne wieder, um deren Erhal- hatten Geld, um auf
tung sich der Rennverein in den letzten Pferde zu wetten. Aufgrund der deutsch- scher Wind in den allehrwürdigen Verein.
deutschen Teilung war Berlin-Hoppegar-
Jahren bemüht hat. Die Pferderennbahn ten nicht mehr das Trainingszentrum der „Mit der Erfahrung von vier Jahren beim
mit dem grünen Geläuf, den Tribünen, den Bundesrepublik und die meisten großen
verschiedenen Pavillons und dem Gast- Gestütsrennställe wechselten nach Köln. CHIO in Aachen bringe ich einen anderen
haus im Fachwerkstil, eingerahmt von Heute stehen in den Ställen entlang der
Rennbahnstraße rund 400 Rennpferde. Blickwinkel auf den Pferderennsport mit“,
Damit verbunden sind rund 150 Arbeits-
plätze vom Pferdewirt über den Tierarzt sagt Hein. „Ich will in Zukunft mehr Events
und Hufschmied bis zum Jockey. Auf dem
Gelände befindet sich noch heute der zaubern, die für die Zuschauer unterhalt-
Weidenpescher Hof, Namensgeber für
die Umbenennung des Stadtteils Mer- sam und kurzweilig sind.“ Dazu zählte in
heim-linksrheinisch zu Weidenpesch im
Jahr 1952. diesem Jahr erstmalig der Veedels-Renn-
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte tag, zu dem Besucher aus dem Bezirk
der Gerling-Preis zu den besonderen Er-
eignissen im jährlichen Renn-Kalender, Nippes ermäßigten Eintritt erhielten. 14
der immer noch in Köln stattfindet. 1947
kam das Union-Rennen dazu, das älte- Renntage gibt es von April bis Oktober
ste deutsche Zuchtrennen, das seit 1834
ausgetragen wird. Regelmäßig findet im und im Schnitt kommen wieder 13.000
Mai das Mehl-Mühlens-Rennens statt,
der Kölner Klassiker über 1.600 Meter. Besucher. „Mit dem Veedels-Renntag am
Das Renn-Oval misst sogar 2.000 Meter.
Mitte der 1960er Jahre sorgte der Köl- 25. April, der erst um halb fünf begann, ka-
ner Renn-Verein mit der Gründung des
„Großen Preises von Europa“ für viel Fu- men 5.000 Besucher. Das ist schon eine
rore, den 1963 der legendäre Jockey Hein
Bollow auf Hengst Opponent als erster neue Rekordzahl.“ Schließlich bilden die
Renntage die Grundlage, um die gesamte
Anlage instand zu halten. mac
Veedeljöhrlich em Bezirk

