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24 Handwerk
Ein halbes Leben Leidenschaft für Keramik
Livia Wachsmuth hat ihr Atelier seit 37 Jahren in Nippes
Wenn Livia Wachsmuth nicht unterwegs zu einem Töpfermarkt ist, sitzt sie jeden
Tag in ihrer Werkstatt in der Wilhelmstraße an der Töpferscheibe und bearbeitet
den Ton. Auch nach 40 Jahren hat das Material für die Diplom-Designerin nichts
von seiner Anziehungskraft verloren. Fotos: Biber Happe
„Es ist ein mühseliger Beruf“, sagt Wachs- Faszination verloren. „Es ist einfach so viel werkern. Dort ist es viel beliebiger.“ Wenn
muth, „aber schön.“ Zehn bis 15 Mal möglich mit dem Material Ton. Ich mag dann nach dem Wochenende der Markt
nimmt sie ein Objekt in die Hand, bis Tas- das Drehen auf der Scheibe, und ich mag vorbei ist, werden die Kisten wieder aus-
gepackt und der Verkaufsraum neben der
se, Teller oder Vase fertig für den Verkauf es, Gegenstände zu schaffen, Werkstatt wieder aufgefüllt. Geöffnet ist
sind, zwischen zwei und sechs Wochen die wunderschön sind und hier jeden Mittwoch und nach Absprache.
dauert es, bis eine Keramik fertiggestellt gleichzeitig benutzt werden Regelmäßig nimmt Wachsmuth auch an
ist. Es beginnt mit dem Drehen auf der sollen. Das ist eine sinnvolle Ausstellungen der „Arbeitsgemeinschaft
Töpferscheibe, dem Trocknen, dem Be- und erfüllende Arbeit.“ Dabei Angewandte Kunst Köln“ teil und beim
malen oder Glasieren bis zum Einstellen hat die 64-jährige Diplom-De- Nikolausmarkt auf dem Schillplatz.
in den Ofen und endet beim Brand, der signerin, die in den 1970er Jah-
24 Stunden dauert. Und doch hat die Ke- ren ihre Ausbildung an der Köl- Die Arbeit mit dem feuchten Ton an der
ramik für Wachsmuth nichts von ihrer ner Fachhochschule für Kunst
und Design, den ehemaligen Töpferscheibe ist anstrengend, das Auf-
Werkschulen, absolviert hat,
immer mal wieder überlegt, bringen der Glasur, die beiden Brennö-
den Beruf zu wechseln. „Aber
eigentlich brauche ich das hier fen zu bestücken. Aber noch machen
für meine Seele.“
die Hände mit. Mit Nordic Walking und
Dass sie in all den Jahren – seit 1980 selb-
ständig in Nippes - der Gebrauchskeramik Rückengymnastik hält sich Wachsmuth
treu geblieben ist, hatte auch ganz prak-
tische Gründe. Wachsmuth musste ihre fit. Zur Familie zählt mittlerweile auch
drei kleinen Kinder allein erziehen und
fuhr deshalb nur auf Märkte, die maximal eine Enkelin. „Natürlich ist die Arbeit
eine Autostunde entfernt von Köln lagen.
Die Saison dauert von Mai bis Dezember. körperlich anstrengend, und ich über-
„Dieses Jahr habe ich mich wieder für
zehn Märkte angemeldet, von Bochum bis lege immer wieder, mein Programm zu
Bonn und von Krefeld bis Solingen, obwohl
ich mein Programm reduzieren will. Aber reduzieren oder zu verändern, aber dann
ich mag die reinen Töpfermärkte. Obwohl
viel Konkurrenz dort ist, kommen die Be- habe ich wieder so viele neue Ideen und
sucher gezielt, weil sie Keramik lieben. Das
ist anders als bei den Märkten mit dem ich befürchte, mein Geschirr wird dann
Angebot von verschiedenen Kunsthand-
noch vielfältiger.“ Doch ihrem Stil wird
Livia Wachsmuth treu bleiben: klassische
Formen, die schon in der Vergangenheit
die Tonwaren prägten, verziert mit spi-
ralförmigen Linien oder Punkten, häufig
in grün, grau oder blau. Nicht alltägliches
Geschirr für den Alltag. mac
www.liviakeramik.de
Veedeljöhrlich em Bezirk

