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40 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Annemarie Bökels
Seit 60 Jahren in Nippes und mit der Pfarre St. Marien eng verbunden
Seit 45 Jahre besteht der „Freundeskreis mit Eltern von Kindern mit Behinderung“ Es gab zusammen mit dem Freundes-
in Nippes, den Annemarie Bökels mitbegründete. Anfang der 1970er Jahre gab es kreis und Pfarrer Haas intensive Wo-
in der Öffentlichkeit noch eine große Ablehnung gegenüber Menschen mit Behin- chenenden im Kloster Marienthal im
derung. Dagegen wollten Mitglieder aus der Pfarre St. Marien etwas tun. Doch bei Westerwald. Wir haben dort wirklich
diesem ehrenamtlichen Engagement allein blieb es nicht. Die 85-Jährige war im Bibelarbeit gemacht, und ich habe ge-
Kirchenvorstand und im Pfarrgemeinderat aktiv und vor sechs Jahren maßgeblich merkt, was für ein kostbares Gut die
daran beteiligt, den Klangraum Kunigunde aus der Taufe zu heben. Foto: Biber Happe Begegnung mit Gott ist, die auch be-
wirkte, dass sich die Eltern öffneten
und ein sehr intensiver und hilfreicher
Austausch stattfinden konnte. Daraus
haben sich dann die Familienbildungs-
urlaube ergeben, die seit zwölf Jahren
allerdings reine Ferienfreizeiten sind.
Die Woche am Möhnesee ist immer wie-
der schön. Hinzu kommt einmal im Jahr
eine Schiffstour auf dem Rhein, zu der
Menschen mit Behinderung auch ihre
Freunde einladen können. Und es gibt
für Menschen mit Behinderung Karten
für die Karnevalssitzung „Alles für an-
dere“. Ich muss nochmals wiederholen,
dass Begegnungen der große Reichtum
für mich sind und Begegnungen auch
der Reichtum des Freundeskreises sind,
der mich auch im Alter trägt, nachdem
mein Mann vor 16 Jahren gestorben ist.
Für Nippes: Frau Bökels, beim Vorge- sind regelmäßige Treffen geworden. Für Sie haben mir auch erzählt, dass Sie in
spräch am Telefon haben Sie mir gesagt, die Kinder haben wir Sportangebote ge- St. Marien im Kirchenvorstand und im
dass Ihnen das Thema Motivation wich- macht, einen Chor, später wurden Disco- Pfarrgemeinderat waren. Stammen Sie
tig ist. Abende daraus. Ich meine, Begegnungen aus einem katholischen Elternhaus?
und Gemeinschaft sind ein Reichtum,
Annemarie Bökels: Ja, denn die Moti- für die es keine Alternative gibt. Ja, und zwar aus einem streng katho-
vation, im Dezember 1971 den Freun- lischen Elternhaus in Kleve am Niederr-
deskreis zu gründen, war, die Eltern Der Freundeskreis gehört zur katho- hein. Dort bin ich aufgewachsen und
von Kindern mit Behinderung aus ihrer lischen Kirchengemeinde St. Marien. hatte als Jugendliche dann mit der Kir-
Einsamkeit herauszuholen. Wir wollten che abgeschlossen. Die hatte ich hinter
Türen öffnen für Begegnungen, wir Ja, das fing an, als Pfarrer Haas in die mir, dachte ich.
wollten die Behinderten und ihre Eltern Gemeinde kam. Er wollte sich damals
in die Gesellschaft integrieren. Da waren um die sozialen Brennpunkte in Nippes Und dann kam hier in Nippes die Wende?
wir allerdings noch sehr naiv. kümmern. Aber wir konnten ihm keine
nennen. Der Pfarrer hat sich sehr da- Pfarrer Haase war hartnäckig und wollte
Warum naiv? rum bemüht, mit den Familien in der die, die der Kirche abtrünnig geworden
Gemeinde zusammen zu arbeiten. Aus waren, wieder erreichen. Durch die Ver-
Weil damals Leute im Rollstuhl ange- dieser Motivation heraus ist der Freun- mittlung des Wortes, der Bibel, hat er
gafft wurden, mit der Erklärung „zu we- deskreis entstanden. Noch heute treffen das bei mir auch geschafft. Mit der Bibel
nig Platz“ wurden sie am Betreten von sich regelmäßig alle 14 Tage mehr als ein hängt auch der Klangraum Kunigunde
Cafés gehindert. Die Eltern und Kinder Dutzend Männer und Frauen der ersten zusammen.
haben darunter richtig gelitten. Stunde bei mir. Die jungen Familien von
heute brauchen das nicht mehr. Da sieht Das müssen Sie genauer erklären.
Was haben Sie dagegen unternommen? die Integration von Menschen mit Be-
hinderung ganz anders aus. 2003 gab es das Jahr der Bibel und da-
Wir haben einfach Eltern mit behinder- mals hatte ich die Idee, in der kleinen
ten Kindern zu einem Kaffeetrinken ein- Welche Rolle spielte die Pfarrgemeinde? Kirche St. Heinrich und Kunigund eine
geladen, um sich auszutauschen. Daraus Veranstaltung zu machen. Die gefiel
mir wegen ihrer Ästhetik und der Atmo-
Veedeljöhrlich em Bezirk

