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8 Ehrenamt
Ein Gewinn für beide Seiten in schwierigen Zeiten
Seit 15 Jahren bietet „Tandem“ Hilfe für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen
In diesem Herbst hat Tandem, der häusliche Unterstützungsdienst für Angehörige
von Menschen mit Demenz, sein 15-jähriges Bestehen gefeiert. 2001 als Modell-
versuch im Stadtbezirk Nippes gestartet, ist das Angebot mittlerweile flächende-
ckend in ganz Köln vorhanden. Freiwillige Helferinnen und Helfer kümmern sich
stundenweise um an Demenz erkrankte Menschen und bescheren den pflegenden
Angehörigen dadurch Zeit für ihre eigenen Bedürfnisse. Fotos: Steffi Machnik, Tandem
Mit einem Fest für die zahlreichen frei- ne Beziehungen, die für beide Seiten sehr tion, Kommunikation und Gesprächs-
willigen Helferinnen und Helfer feierte berührend sind.“ führung, sowie die Rolle als freiwillige
Tandem Anfang November im „Haus der HelferIn. Bei Tandem ist der Übergang
evangelischen Kirche“ in der Südstadt Aufgrund einer Änderung in der Pflege- von bezahlter Arbeit zum Ehrenamt
sein 15-jähriges Bestehen, zusammen mit versicherung vor 15 Jahren stand Geld fließend, hat Regenbrecht festgestellt.
dem Angebot „Das andere Leben beglei- für zusätzliche Betreuungsleistungen für „Oft telefonieren die Begleiterinnen re-
gelmäßig mit den Angehörigen, erledi-
ten“ des DRK, das seit zehn Jahren für den Menschen mit dementiellen gen kleine Einkäufe, sind wertvolle und
Bezirk Ehrenfeld zuständig ist. Katharina Erkrankungen zur Verfügung. zuverlässige Gesprächspartnerinnen.“
Regenbrecht (56) ist stolz auf das Jubi- Die Diakonie in Köln und Regi- Zirka 400 freiwillige Helferinnen und
läum. „Tandem, gestartet als Modellver- on schickte daraufhin Tandem Helfer haben sich in den vergangenen 15
such vor genau 15 Jahren, hat sich ganz an den Start. Freiwillige Helfer Jahren bei Tandem engagiert, die Alters-
schnell als Erfolgsmodell erwiesen“, er- wurden gesucht und in einem spanne reichte von 17 bis 85 Jahren. „So
innert sich die Diplompädagogin, die seit zweimonatigen Qualifizie-
2005 als Koordinatorin bei der Diakonie rungskurs geschult, um Men- vielfältig wie die Menschen sind, die be-
Köln und Region für das Projekt verant- schen mit Demenz zu beglei-
wortlich ist. „Und mir macht die Arbeit ten, so dass die pflegenden gleitet werden, so vielfältig sind auch die
immer noch große Freude. Ich erinnere Angehörigen, häufig die Ehe-
mich an viele schöne Geschichten.“ Wie partner, zumindest einmal in freiwilligen Helfer“, sagt Regenbrecht.
die von der freiwilligen Helferin, die zu der Woche für zwei bis drei
Beginn der Erkrankung noch mit der ihr Stunden Zeit für sich hatten. „Meine Aufgabe ist es dann zu sehen,
anvertrauten Person viele kulturelle An- Die Kosten von 7,50 Euro pro Stunde
werden in der Regel von der Pflegkasse wer zu wem am besten passt, welche
gebote genutzt hat und später, als sich übernommen. „Es ist diese Einzelbeglei-
der Radius immer mehr verkleinerte, zu tung, die Tandem ausmacht, aber darü- gemeinsamen Hobbys es gibt oder ge-
einem wichtigen Teil der Familie wurde. ber hinaus beraten wir die Angehörigen
„Da entwickeln sich einfach ganz schö- und sind in den zuständigen Gremien meinsame Interessen.“ Wunsch ist es,
der Stadt vertreten, um uns untereinan-
der zu vernetzen“, erklärt Regenbrecht. dass die freiwilligen HelferInnen ein Jahr
Als Gruppenangebot gibt es zudem das
Café Sonnenzeit, das zweimal im Monat dabei bleiben, denn Vertrauen, Kontinu-
in Nippes stattfindet. Mittlerweile exi-
stiert in jedem der neun Kölner Stadtbe- ität und Zuverlässigkeit ist wichtig in der
zirk ein solcher Dienst, angesiedelt bei
den Sozialverbänden, bezahlt von der Beziehung. Anmeldungen für die nächste
Stadt. Tandem ist ein niederschwelliges
Angebot. „Wir machen Hausbesuche, Schulung und ausführliche Auskünfte
gehen zu den Betroffenen, und wer sich
früh an uns wendet, für den können wir erteilt Katharina Regenbrecht unter der
viel tun“, versichert Regenbrecht.
Rufnummer 0221/ 97 62 37 73. mac
Ein wichtiger Teil der Arbeit ist die Vorbe-
reitung und Schulung freiwilliger Helfe- www.diakonie-gmbh.de
rinnen und Helfer. In einem zweimona-
tigen Kurs – der nächste beginnt am 7.
Februar 2017 – werden die TeilnehmerIn-
nen in 40 Stunden auf ihre Tätigkeit vor-
bereitet. Dabei stehen Informationen
zur Demenzerkrankung genauso auf
dem Programm wie die eigene Motiva-