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14 Theater
Theater ist sein Leben
Regisseur Rüdiger Pape inszeniert an großen und kleinen Häusern
Rüdiger Pape (56), renommierter und vielfach ausgezeichneter Theaterregisseur, hat
sich nach zahlreichen Engagements bundesweit einen Namen gemacht. Er kam vor
16 Jahren aus Halle an der Saale, wo er damals tätig war, nach Köln. Mit seiner Frau,
der Bühnenbildnerin Flavia Schwedler und drei Kindern lebt er seit 2003 mitten in
Nippes. Und: In Köln hat er sein Faible für den Karneval entdeckt. Fotos: Biber Happe
Für Nippes: Herr Pape, was hat Sie nach weit sowie in der Schweiz und Österreich von Experiment. Das finde ich toll. Erwach-
Köln geführt? tätig. Meine Frau, die als Bühnenbildnerin sene sind verhaltener in ihren Reaktionen,
Rüdiger Pape: Ich bin wegen meiner Frau auch mit mir zusammen arbeitet, trägt aber man kann im Erwachsenen-Theater
an den Rhein gezogen. Sie machte, als entscheidend dazu bei, dass unser Fami- natürlich herausforderndere Stücke und
wir uns begegneten, ein Volontariat als lienleben funktioniert. Die Proben vor ei- Stoffe verhandeln.
Szenenbildnerin beim WDR. Außerdem ner neuen Aufführung, die Ausarbeitung
lernte ich in Dresden bei einem Regie-Se- von Konzepten und die Kontakte mit den Wie bereiten Sie sich auf eine Regiearbeit
vor? Wodurch lassen Sie sich inspirieren?
minar Andrea Gronemeyer vom Ensemble Schauspielern beanspruchen Ich setze mich gern ins Cafe „Eichhörn-
der „Comedia“ kennen. Sie bot mir eine viel Zeit. Aber: Ich kümmere
Regie an und ich inszenierte das Kinder- mich, wann immer es geht, chen“ oder auf die Bank vor meinem
stück „Die Liebe zu den drei Orangen“. Das um die Kinder – so um schu-
war mein Einstieg als Regisseur in Köln. lische Angelegenheiten – und Stammlokal „Bar Centrale“ an der Vier-
An der „Comedia“ arbeite ich bis heute ich mache mit ihnen Ausflüge,
noch wahnsinnig gern. nehme sie mit ins Kino oder ins sener Straße. Von dort schaue ich dem
Theater.
Sie sind Träger des NRW-Kinder- und Ju- Treiben auf dem Markt auf dem Wilhelm-
gendtheaterpreises und haben auch den Sie waren bereits an vielen
Kölner Theaterpreis mehrfach gewonnen. „großen“ Häusern tätig. platz zu. Luigi serviert einen erstklassigen
Inwiefern haben die Auszeichnungen Ihre Letztes Jahr war ich in Ham-
Arbeit in Köln beeinflusst? burg am Thalia Theater tätig, Capuccino. Und dann kommen mir die
Ich bin gut reingewachsen in die Kölner davor am Staatstheater Saar-
Kulturwelt und in das Kölner Leben. Ich brücken, am Düsseldorfer Schauspielhaus besten Ideen.
habe mittlerweile viele Freunde hier und und demnächst werde ich in Mannheim
Kollegen, mit denen ich gut und gern zu- am Nationaltheater inszenieren. Von 2000 Was hat Sie in Köln nachhaltig beein-
sammenarbeite. Im Jahr 2008 hatte mir an habe ich zehn Jahre lang regelmäßig in druckt?
der damalige Intendant Gerhardt Haag Bregenz am dortigen Landestheater ge- Der Archiveinsturz, der sich in unmittel-
angeboten, in das Regie-Team des „Thea- arbeitet. Weitere Stationen waren unter barer Nähe des alten Comedia-Standorts
ters am Bauturm“ einzusteigen. Das war anderem Halle, Heidelberg, Rostock und in der Löwengasse ereignete. Das Unglück,
meine zweite Heimat in Köln. Nun endet Uppsala. Dazwischen auch immer wieder das während einer Romeo und Julia-Pro-
vorerst und verständlicherweise die Zu- freie, kleinere Projekte in Köln. Klar wäre duktion passierte, war eine erschütternde
sammenarbeit mit dem Weggang von es auch mal schön, am Schauspiel Köln Erfahrung. Ich habe es wie ein Symbol
Gerhardt Haag. arbeiten zu können. Da sind gute Leute wahrgenommen: Plötzlich war das Ge-
am Werk, aber bislang gab es noch keine dächtnis der Stadt zusammengebrochen.
Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf? Berührungspunkte. Mir wurde schlagartig bewusst, wie ver-
Ich bin oft nur an Wochenenden zu Hause letzlich man ist.
und an verschiedenen Häusern bundes- Sie inszenieren Theaterstücke für Erwach-
sene und für Kinder. Was ist Ihnen lieber? Letzte Frage: Was gefällt Ihnen an der
Mit dem Kindertheater bin ich groß gewor-
den und ich mache es wahnsinnig gern. Stadt?
Kinder als Zuschauer reagieren unverstellt
und unmittelbar. Sie sind offen für jede Art Ich kam im Jahr 2000 aus Halle an der
Saale hierher. Köln war da erst einmal ge-
wöhnungsbedürftig. Aber die Menschen
in dieser Stadt – wie sie feiern und sich
selbst besingen. Das finde ich toll. Meine
Kinder, zwölf und fünfzehn Jahre alt, sind
echte Kölner und darüber freue ich mich.
In Nippes wohne ich wahnsinnig gern.
Das Viertel wird immer lebendiger. Die
Mischung von Kulturen und Menschen ist
interessant, und es ist nicht „hip“, sondern
normal und angenehm. job
www.ruedigerpape.de

