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6 Musik
„Tatsächlich bunter als Ehrenfeld“
Casting-Gewinner „Mrs. Greenbird“ entdecken gerade ihr neues Veedel
Als Tummelplatz für Prominente ist Nippes eher nicht bekannt– mit ein bisschen
Glück trifft man aber auch hier bekannte Gesichter. Zum Beispiel Sarah Nücken
und Steffen Brückner, die gemeinsam als „Mrs. Greenbird“ erfolgreich sind und
sogar für den deutschen Musikpreis Echo nominiert waren.
schon vor ihrem Sieg den Weg in die Hit-
paraden.
Erst im vergangenen Jahr ist das Paar von
Ehrenfeld nach Nippes übergesiedelt.
„Wir hatten vorher nur eine kleine Woh-
nung mit dünnen Wänden. Da haben
die Nachbarn alles gehört, da war nichts
mit Proben. Jetzt leben wir etwas geräu-
miger, haben einen großen Kellerraum
mit Tonstudio und können Krawall und
Remmidemmi machen.“ Eine Notlösung
war der Umzug jedoch nicht, Sarah Nü-
cken und Steffen Brückner haben sich
ganz bewusst für Nippes entschieden.
„Wir hatten schon vorher gehört, dass es
ein buntes Viertel ist und ich finde es tat-
sächlich sogar noch bunter als Ehrenfeld“,
Die beiden auch privat liierten Musiker 2006 lernte sie Steffen Brückner (36) in sagt Nücken. Eine gewisse Umgewöh-
sind in Nippes heimisch, seit sie aber im einem Kölner Club kennen. Schnell be-
vergangenen Jahr mit verträumtem Folk- schlossen beide, gemeinsam Musik zu nung bedeutete der Umzug allerdings
Pop die Casting-Show X-Factor bei Vox machen und verdingten sich zunächst
gewonnen haben – mit der deutschen als Cover-Band. Nach und nach began- doch. „Wir sind Nachtmenschen, aber ich
Sängerin Sarah Connor in der Jury -, ver- nen sie, auch eigene Lieder zu schreiben.
bringen sie nur noch wenig Zeit zu Hause. Die Teilnahme an X-Factor verdanken glaube, in Nippes geht man früh ins Bett,
„Seit Oktober letzten Jahres hatten wir sie einem Zufall – wie auch den Namen
vielleicht vier freie Wochenenden“, schätzt Mrs. Greenbird, der auf einen leider toten denn abends sind die Straßen ziemlich
Sarah Nücken. Den Rest der Zeit touren grünen Halsbandsittich vor der Haustür
die Beiden durch ganz Deutschland, im zurückgeht: „Steffen wollte beim Music schnell leer. In Ehrenfeld findet man auch
Sommer werden sie auch auf Open-Air- Store ein Gitarrenkabel kaufen, als dort
Festivals zu sehen sein. Ihre bisherigen gerade ein offenes Casting für die Sen- nachts um drei einen Kiosk, der offen ist,
Beschäftigungen als Sozialpädagogin und dung stattfand. Die Verkäufer kannten
uns und haben Steffen quasi dazu ge- aber hier machen sie wohl schon um elf
Medienleister „mussten“ sie aufgeben. drängt, dass wir uns bewerben“, erzählt
„Wir leben inzwischen komplett vom Mu- die 29-jährige Sängerin. Immerhin gab zu.“ Dafür können die beiden Musiker hier
sik machen“, sagt Nücken nicht ohne Stolz. es in der ersten Runde rund 24.000 Mit-
bewerber. Ganz entgegen dem Klischee noch ganz beruhigt einkaufen gehen,
von Casting-Shows, fühlten sie sich vom
Team bei X-Factor sehr ernst genommen: noch erkennen sie die wenigsten auf der
„Wir haben von vornherein gesagt, wir
machen nur mit, wenn wir die künstle- Straße. „Und noch sind wir auf der Suche
rische Kontrolle behalten“, so Nücken.
In der Show fiel „Mrs. Greenbird“ durch nach einer Lieblingskneipe oder einem
ihre ungewöhnliche Musikauswahl aus
dem Rahmen und ihre Version der Songs Lieblings-Café“, sagt Nücken. Tagsüber
von Madonna und den Ramones fanden
hält sie sich gerne auf dem Wilhelmplatz
auf: „Es gibt ja viele Märkte in Köln, aber
der hier gefällt mir am besten.“ md
„Ich höre gerne Musik in Nippes, ...“
... weil es nur hier
die Kulturkirche
mit ihrem außer-
gewöhnlichen An-
gebot gibt.“
Wolfgang Schlicht