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„Ein Sammler hält jede Briefmarke fest“
Nach 49 Jahren schließt Engelbert Holtmüller sein Spezialgeschäft
Im Jahr 1964 eröffnete der Kölner seinen Briefmarken- und Münzhandel in Nip-
pes. Von einstmals fast 30 Briefmarkenhändlern sind in Köln nur noch zwei übrig
geblieben.
Das Schnäppchen-Fenster ist schon lange Jahren nicht einen Tag Urlaub gemacht
vergittert und auch der dahinter liegende
Verkaufsraum ist fast leer geräumt. Nur und bin noch immer aktiv“, sagt der ge-
drei rote, schwere Panzerschränke stehen bürtige Kölner mit Stolz in der Stimme.
noch an den Wänden und eine Theke, de-
ren Auslage unter der Glasplatte leer ge- Doch er räumt auch ein, dass er in den
räumt ist. In den übrig gebliebenen Holz-
regalen stehen und liegen Aktenordner letzten Jahren nur für die Ladenmiete ge-
neben Katalogen und Verpackungsma-
terial. Ende Juni will Engelbert Holtmüller arbeitet habe: „Heutzutage interessieren
seinen Laden endgültig schließen. Dann
geht der 87-jährige Briefmarkenhändler sich die jungen Leute doch nicht mehr für
in Rente. Seit 1964 betreibt er sein Ge- das Sammeln von Briefmarken. Die surfen
schäft in Nippes. Die ersten fünf Jahre im
Eckhaus Neusser Straße/Cranachstraße, doch lieber im Internet.“ Holtmüller kann
seit 1969 im Ladenlokal in der Steinber-
gerstraße Nummer 1. „Ich habe in all den genau den Zeitpunkt festmachen, als
der Abwärtstrend einsetzte: „Als vor 30
Jahren die Computer Einzug in die Wohn-
zimmer hielten. Seitdem sitzen die Kinder
und Jugendlichen lieber vor den Geräten.“
So ein Gerät sucht man im Laden von En- Zeitungsausschnitten. Die zeigen ihn als
gelbert Holtmüller vergeblich. Hier wer- Tänzer einer Lütticher Ballettschule bei ei-
den die Kassenzettel noch von Hand aus- ner Gala im Opernhaus. „Ich habe immer
gefüllt und in Katalogen nachgeschlagen gerne getanzt und war dort als einziger
statt im Internet gesucht. Mann Hahn im Korb.“ 1956 geht er aus
familiären Gründen zurück nach Köln, ar-
Seine Leidenschaft für die bunten Mar- beitet als technischer Zeichner und macht
ken aus aller Welt entdeckte Holtmüller sein Hobby zum Beruf. „Ich hatte mir in
im Alter von sieben Jahren. „Ich bin da- der ersten Jahren an der Neusser Straße
mals von Zollstock, wo wir wohnten, bis einen guten Kundenstamm aufgebaut“,
nach Unter Krahnenbäumen gegangen, erinnert sich Holtmüller. „Die Sammler
um mich mit Briefmarkensammlern in kamen sogar aus Dormagen.“ Thema-
einem Club auszutauschen. Die fanden tische Beschränkungen gab es nicht. „Ein
das natürlich toll und riefen: Da kommt Sammler hält jede Briefmarke fest.“
der Nachwuchs.“ Und worin liegt für ihn
der Reiz des Sammelns? „Diese fremden Ein schwarzer Tag war Samstag, der 18.
Wörter und fremden Länder auf den November 2000. Damals wurde Holt-
Marken. Da bin ich neugierig geworden müller in seinem Geschäft von drei
und habe im Atlas nachgeguckt, wo die unbekannten Tätern überfallen und
Länder liegen. Ich war hinterher der Be- schwer verletzt. Aber davon hat sich der
ste im Fach Erdkunde in der Schule.“ Im Mann nicht unterkriegen lassen. „Seit-
Krieg macht Holtmüller eine Lehre als dem schließe ich die Ladentür immer
Modellschlosser. Ein geplantes Ingeni- ab.“ Mittlerweile lässt sein Gedächtnis
eurstudium verhindert der Dienst in der nach, an sein Hochzeitsdatum und die
Wehrmacht. Er landet als Kriegsgefange- Geburtsjahre seiner beiden Söhne kann
ner in Frankreich und flüchtet nach Bel- er sich nicht mehr genau erinnern. Aber
gien, wo er bis 1956 lebpt.rAounasteuinream_anRzeegiagle:pdrieonBaetguerias_tearnuznegigfeür d10ie.0B8ri.e2f0m09arke1n7:i2st9 Uhr S
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