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12 Leben
Radfahren lernen in kleinen Schritten und im eigenen Tempo
Anke Prinz betreibt Kölns erste Radfahrschule speziell für erwachsene Menschen
Fahrradfahren – das ist für die meisten Kinder kinderleicht. Doch zahlreiche Er-
wachsene beherrschen diese Kulturtechnik nicht oder nicht mehr wirklich sicher.
Seit einem Jahr bietet Anke Prinz in ihrer Radfahrschule die Möglichkeit, das Zwei-
radfahren (wieder) zu erlernen.
Die Riehlerin besaß nie einen Führer- „Stadtteilkurse“ an, die bezuschusst wer- einen Schritt hin zu mehr persönlicher
schein, ist aber immer gerne Rad ge- den. In Nippes und Buchforst sollen dem- Freiheit schaffen.
fahren. Das ist eine gute Voraussetzung nächst derartige Schulungen angeboten
für ihren Beruf und noch etwas: „Als Au- werden. Die Fahrradschule bietet auch Sicher-
ßenstehende bringe ich das nötige Fin- Ein halbes Jahr hat heitstrainings für SchülerInnen der 5.
gerspitzengefühl mit, um das Radfahren sich Prinz, die im
zu vermitteln. Wenn Paare beispielswei- Bergischen Land und 6. Klassen an. Es wird gemeinsam
se sich gegenseitig helfen, gibt das nur aufgewachsen ist,
Ärger und Frust“, sagt die 46-Jährige. beim „Verband der Schulweg abgefahren. Ganz neu ist
Aber eigentlich bringen sich ihre Kurs- deutscher Radfahr-
teilnehmerinnen und Kursteilnehmer schullehrer“ (VDR) das Training mit IElektrofahrrädern. Und
das Radfahren selbst bei. „Bei mir gibt zur zertifizierten
es kein >du musst<, sondern ein: Probier Radfahrschullehre- wer damit liebäugelt, ein Tandem zu kau-
doch mal aus. Und damit lernt jeder in rin weitergebildet.
seinem persönlichen Tempo und nach Vor dem Start in fen, kann in der Radfahrschule die ersten
seinen Fähigkeiten.“ 20 Unterrichtsstun- die Selbständigkeit
den für Anfänger kosten beispielsweise war die Mutter von Runden drehen. Auf Wunsch werden
200 Euro und es gibt Kurse am Wochen- zwei Kindern sechs
Jahre Geschäfts- sämtliche Räder gestellt. mac
ende und individuellen Einzelunterricht. führerin des ADFC
In Zusammenarbeit mit Sozialraumkoor- Köln, dem Allge- www.radfahrschule-prinz.de
dinatoren bietet Anke Prinz in Mülheim, meinen Deutschen Fahrradclub. „Schon
Vingst und Bickendorf auch so genannte da habe ich gesehen, dass eine Nachfra-
ge nach solchen Kursen besteht.“ Jetzt
übt sie mit ihren KursteilnehmerInnen
auf großen Parkplätzen oder Schulhöfen
– zuerst auf dem Roller, um den Gleich-
gewichtssinn zu schulen und später dann
in ruhigen Wohnstraßen insbesondere in
Riehl eine Fortbewegungsart, die für die
meisten Menschen selbstverständlich ist.
„Aber gerade Erwachsene schämen sich
häufig zuzugeben, dass sie nicht Rad-
fahren können“, hat Prinz beobachtet.
Mit ihrer verbindlichen Art und in einer
familiären Atmosphäre beweist Prinz,
dass es sich lohnt, die persönliche Hemm-
schwelle zu überwinden. „Das Spektrum
der Teilnehmer in meinen Kursen ist breit
gefächert“, sagt Prinz, „und reicht vom
Herzchirurgen bis zu den Menschen, die
sich auch mit dem Lesen und Schreiben
schwer tun.“ Aufgrund der vielen kultu-
rellen Unterschiede - denn Prinz unter-
richtet auch häufig Migrantinnen - lerne
sie selbst immer wieder dazu. „Manchmal
entstehen dadurch Freundschaften über
gesellschaftliche Grenzen hinweg.“ Es sei
zudem schön zu sehen, wie sich Men-
schen mit dem Erlernen des Radfahrens
einen großen Wunsch erfüllen und damit

