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18 Leben

„So ein Fahrzeug finden Sie hier nicht“

Autoliebhaber Jonny Stimac restauriert alten Rolls Royce

5000 bis 6000 Arbeitsstunden kostet die Generalüberholung des „Rolls Royce           ältere Mercedes-
20/25 Barker Saloon“, Baujahr 1935, von dem weniger als 3000 Stück hergestellt       und Porsche-Mo-
wurden.                                                                              delle repariert.
                                                                                     „Aber wenn der
                                          restaurieren.“ Mit dem Er-                 Wagen fertig ist,
                                          gebnis: „Ich habe noch nie                 ist das schon et-
                                          so viele Schrauben an einem                was Einmaliges.“
                                          Fahrzeug gelöst.“                          Als Eventfahrzeug
                                                                                     will er seinen Oldie
                                          Karosserie aus Holz                        dann vermarkten,
                                                                                     für Hochzeiten
„Wenn sie mit so einem Auto über die                   Jetzt hängen oder liegen die  oder andere Fei-
Straße fahren, dann lächeln die Leute.                 Einzelteile des Vorkriegsmo-  erlichkeiten. „Hier
Es gibt kein hämisches Grinsen und                     dells in Stimacs Werkstatt    gibt es doch nur
keinen Neid. Die Menschen freuen sich                  in der Christinastraße. Die   Stretchlimousi-
einfach.“ Mit „so einem Auto“ meint                    Karosserie besteht aus Holz   nen“. Und die sind
Jonny Stimac seinen beige farbenen                     und erinnert noch entfernt    für Stimac seelen-
Rolls Royce aus dem Jahr 1935 mit                      an den charakteristischen,    los. „Das hier hat
roten Ledersitzen, Weißwandreifen                      kastenförmigen Aufbau des     Klasse und Stil.“
und einer Armatur aus Holz. Den hat       Fahrzeugs. Die wuchtigen, geschwun-
                                          genen Kotflügel erstrahlen nach der        75 Pferdestärken
                                          Behandlung mit Trockeneis im jung-
                                          fräulichen Aluminium. Über Seilzüge        Seit zehn Jahren betreibt der gebür-
                                          laufen die Bremsen. Auch die werden        tige Kroate, der in Bergisch Gladbach
                                          komplett erneuert. Genau wie die Elek-     aufgewachsen ist, seine Autorepara-
                                          trik. Vom Holzwurm befallene Stücke        turwerkstatt als Ein-Mann-Betrieb. Nur
                                          der Karosserie lässt Stimac neu anfer-     manchmal hilft der Schwiegervater
                                          tigen. Das zehn Jahre alte, gut abgela-    aus. Nach Abschluss der Arbeiten wird
                                          gerte Eschenholz bearbeitet sein Nach-
                                          bar, Theo Weber („Den habe ich mit der
                                          Werkstatt übernommen“), gelernter
                                          Schreiner. „Das hier ist pures Handwerk,
                                          nicht zu vergleichen mit den heutigen
                                          Reparaturen, wo einfach nur Teile aus-
                                          gewechselt werden“, schwärmt Stimac.
                                          Hier muss gesägt, geschraubt und Alu-
                                          minium geschweißt werden. „Das kann
                                          auch nicht mehr jeder.“ Dazu kommen
                                          die englischen Maße in Zoll, die immer
                                          wieder ein Umdenken erfordern.

                                                                                     Stimac rund 5000 bis 6000 Stunden –

der Kraftfahrzeug-Techniker-Meister       Auto mit Klasse und Stil                   meist abends und am Wochenende - in
im Juni 2010 im englischen Manche-
ster gekauft. „So ein Fahrzeug finden     Die Arbeit am Oldtimer sei schon eine      seinen Rolls Royce investiert haben, der
Sie hier nicht“, sagt der 40-jährige Fa-  echte Herausforderung, bekennt Sti-
milienvater, der erst der dritte Besit-   mac, der regelmäßig in seiner Werkstatt    dauerhaft in Nippes geparkt werden
zer dieses Automobils der Luxusklasse
ist. Und keiner wird den Rolls Royce so                                              soll. Schließlich braucht der „Barker Sa-
intensiv kennen gelernt haben wie er.
Denn bis Sommer 2012 soll die umfas-                                                 loon“ bei 75 Pferdestärken und 3,6 Liter
sende Restaurierung des Oldtimers ab-
geschlossen sein. Eigentlich wollte der                                              Hubraum stolze 20 Liter Sprit auf 100
Autofan nur einen kleinen Lackschaden
am Kotflügel beseitigen und die Sitze                                                Kilometer. Aber für eine Fahrt in den
neu beziehen lassen. „Doch dann habe
ich beschlossen, das Auto komplett zu                                                Urlaub ist der Wagen nicht unbedingt

                                                                                     geeignet. „Er fährt sich super“, sagt Sti-

                                                                                     mac. „Aber am besten nicht schneller

                                                                                     als 70 Kilometer. Es fehlt die Servolen-

                                                                                     kung und man muss immer ausglei-

                                                                                     chen.“ Und schließlich soll jeder Passant

                                                                                     die Gelegenheit haben, den Anblick der

                                                                                     Limousine zu genießen. 	  mac
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