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34 Menschen

Abenteuer, Wüstensand und gute Taten

Joachim von Loeben reiste mit dem Motorrad fast um die ganze Welt

Er war dann mal weg, für zwei Jahre. Hat die Welt auf dem Motorrad bereist, die
Liebe seines Lebens gefunden und sagt heute, ziemlich genau zwei Jahre nach sei-
ner Rückkehr: „Ich bin mutiger geworden.“

Joachim von Loeben, 1971 in Niedersach-                                 stopp in Deutsch-    verkaufte von Loeben jeden gefahrenen
sen geboren, seit zehn Jahren Nippeser                                  land – auch ein      Kilometer für zehn Cent an Spender aus
aus Leidenschaft, vermietete im Frühjahr                                Weltenbummler        dem Freundes- und Verwandtenkreis.
2007 seine Wohnung und machte sich                                      braucht mal Ur-      Das ergab die Summe von 17.ooo Euro.
auf eine 112.216 Kilometer lange Reise,                                 laub – ging es wei-  Damit hat er unterwegs 15 soziale Pro-
die ihn durch 60 Länder führte. „Ich war                                ter von Alaska bis   jekte unterstützt. In einem katholischen
im Beruf frustriert. Einerseits Routine mit                             an die Spitze von    Mädchenheim in Indien trat er bei 30
gleichzeitiger Unterforderung im Job als                                Südamerika nach      Grad als Weihnachtsmann auf, in Ni-
Bankkaufmann.“ Reingeschnuppert in                                      Feuerland, von dort  caragua erhielten vier Kinder ein Schul-
die Rolle als Weltenbummler hatte von                                   wieder nordwärts     stipendium und in Katmandu wurde
Loeben bereits 2004. Damals nutzte er                                   bis Brasilien und    ein Waisenhaus vor dem Winter mit 50
ein Sabbatjahr seines Arbeitgebers für                                  dann per Flugzeug    Pullovern, 100 Paar Socken und 50 Do-
eine Motorradreise von Köln nach Kap-                                   nach Südafrika.      sen Gesichtscreme
stadt. Nach seiner zweijährigen Weltrei-                                Die Fahrt führte an  versorgt und die
se hatte er keinen Job und einen Berg von                               der Westküste von    Aufbereitungsan-
Schulden – und war dennoch glücklich.                                   Afrika durch zwölf   lage für warmes
Aufbrechen, alte Sicherheiten aufgeben       Staaten bis nach Marokko. Von Tanger            Wasser repariert.
und Neues erleben – das hat sein Leben       ging es mit der Fähre nach Algeciras in         „Wir haben die
bereichert.                                  Spanien, anschließend noch durch An-            Sachspenden im-
                                             dorra und Frankreich. Im Mai 2009 war           mer vor Ort eingekauft“, betont von Lo-
60 Länder in zwei Jahren                     Joachim von Loeben wieder in Köln.              eben, „und haben damit zusätzlich die
                                                                                             heimische Wirtschaft unterstützt.“
„Fernweh hatte ich schon immer“, sagt        Besonders in Erinnerung geblieben sind
von Loeben. „Mit 16 Jahren war ich als Aus-  die extremen Erlebnisse: „Der Zusam-            Lebenseinstellung geändert
tauschschüler in den Vereinigten Staaten     menstoß mit einem Kamel in Maure-
und mit Mitte zwanzig in Bordeaux zum        tanien, auf den letzten Tausend Kilo-           Neben den Erinnerungen sind ein Buch
Auslandsstudium.“ Dort machte er heim-       metern meiner Reise, der dann doch
lich seinen Führerschein. „Meine Eltern      ziemlich glimpflich abgelaufen ist. Mei-        und unzählige Fotos von der Reise seines
hätten das nie erlaubt.“ Im Mai 2007         ne Hand war nicht gebrochen und das
dann der Aufbruch zur Weltumrundung.         blöde Kamel lief unverletzt davon“, sagt        Lebens übrig geblieben und die Erkennt-
Start war natürlich in Köln, dann ging es    von Loeben lachend. Oder die Schlägerei
gen Osten über Österreich und die Bal-       in einem Hotel in Kurdistan, zu Beginn          nis, viele Dinge lockerer nehmen zu kön-
kanstaaten in die Türkei, von dort weiter    der Reise, bei der unterschiedliche Ehr-
Richtung Saudi-Arabien, durch den Süden      begriffe aufeinander stießen. Und zehn          nen. „Ich bin viel toleranter geworden
des Irans nach Indien, Nepal und Tibet bis   Tage Schweigen bei der Vispassana-Me-
Vietnam. Nach einem Monat Zwischen-          ditation in Indien.                             und wünsche mir, dass die Menschen

                                             Fahren für einen guten Zweck                    hier ein bisschen freundlicher werden.“

                                             Aber nicht nur Kilometer hat der Welt-          Die Bekanntschaft aus dem Internet
                                             reisende gesammelt, sondern auch
                                             Spenden. „Ich wollte auf dieser Reise           hat von Loeben – nach gemeinsam ver-
                                             auch etwas Sinnvolles tun.“ Deshalb
                                                                                             brachter Zeit in Goa und Südamerika

                                                                                             - nach seiner Rückkehr geheiratet und

                                                                                             Reisen werden jetzt kürzer ausfallen.

                                                                                             „Aber mal längere Zeit an einem Ort zu

                                                                                             bleiben, hat auch seine Vorteile. Dann

                                                                                             lernt man die Gegend intensiver ken-

                                                                                             nen.“                       mac

                                                                                             www.triparoundtheworld.de

                                                                                             („Echt mutig“ - Vom Banker zum Aben-
                                                                                             teurer ist erhältlich in der Buchhandlung
                                                                                             Blücherstraße oder direkt beim Autor.)

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