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Gastronomie 31
Draußen gibt’s nicht nur Kännchen
Vorschriften für die Außengastronomie ärgern Wirte
Alle wollen draußen sitzen, wenn die Sonne scheint. Ein Trend, der in den letzten oder Lampen. Auch müssen Sicherheits-
Jahren immer stärker geworden ist und der den Wirten oft genug Ärger und Ko- abstände zu Radfahrwegen (ein halber
sten verursacht. Wenn sie denn durchblicken durch den Vorschriftendschungel. Meter) eingehalten werden. Die „Min-
destrestgehwegbreite“ für die Fußgän-
„Am Anfang haben wir einen Strandkorb oder grauer, Farbe, naturfar- ger muss anderthalb Meter betragen. Die
vor die Tür gestellt, aber da kam sofort ben oder metallisch gehalten Nichtbeachtung der Vorschriften wird je
das Ordnungsamt und hat das verboten“, sein. Die Tischplatten dürfen nach Art und Umfang mit Geldbußen bis
berichtet ein Wirt, der nicht genannt wer- nicht größer als 1,20 mal 0,80 zu fünftausend Euro geahndet.
den möchte. Er hat den Mut gehabt, an ei- Meter sein. Bänke ohne Arm-
ner nicht so schönen Ecke von Nippes ein oder Rückenlehne (Biertisch- Erwin Ott, Geschäftsführer der Früh-
Cafe zu eröffnen, aber mit den Ämtern garnituren) sind nicht zulässig. Kölsch-Gaststätten, die auch den „Golde
will es sich keiner verscherzen. Je mehr Ebenso Stühle, die vollständig Kappes“ in Nippes betreiben, bringt die
Wirte man fragt, desto undurchsichtiger aus Kunststoffmaterial her- Problematik auf den Punkt: .„Wichtig ist
wird das Thema Außengastronomie. Und gestellt worden sind. Sonnen- es, die Stadt Köln für Touristen attraktiv zu
immer mehr wollen gar nichts sagen, um schirme dürfen in geöffnetem halten. In meinen Augen macht die Viel-
keinen Ärger zu bekommen. Zustand die Größe von vier mal falt das Gesamtbild interessant und nicht
vier Metern beziehungsweise die Eintönigkeit.“ Und er führt weiter aus:
die Größe der genehmigten „Vieles ist zu verstehen, aber nicht alles.
Außengastronomiefläche Wir haben tagtäglich damit zu tun, dass
nicht überschreiten. Für Werbeaufdrucke hier ein Stuhl verschoben wird oder dort
auf den Sonnenschirmen gelten ebenfalls ein Tisch zu weit in den Straßenraum ragt.
besondere Vorgaben. Feste Einrichtungen Das gibt sofort Strafen. Und wenn es um
sind verboten. Ebenso das Aufstellen von größere Dinge geht, muss man gleich ei-
Werbeschildern, Blumenkübeln, Strand- nen dicken Rechtsstreit fürchten. Es wer-
körben, Eistheken, Versorgungstheken, den keine individuellen Entscheidungen
Bodenbelägen, Verankerungen im Boden getroffen und das finde ich schade.“ mx
Alles in einheitlicher Optik
Bei der Stadt Köln gerät man in eine Kette
von Erklärungen. Das Stadtplanungsamt
erarbeitet Vorschriften, die von der Abtei-
lung für Gaststättenangelegeheiten um-
gesetzt werden
und kontrolliert
wird alles vom
Ordnungsamt.
Fragen an die
Presse werden
grundsätzlich
nur schriftlich
beantwortet. Und aus dem Beamten-
deutsch übersetzt, heißt das so: Für eine
Außengastronomie auf öffentlichem
Straßenland muss zunächst eine Geneh-
migung beim Amt für öffentliche Ord-
nung beantragt werden, schreibt Dieter
Lüdemann von der Gewerbeabteilung des
Amtes: Für die aufgestellten Möbel gibt es
zahlreiche Vorschriften: Tische und Stühle
müssen in einheitlicher, möglichst weißer

