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liche unrechtes Gut zurückgeben, sonst gibt
es keine Verzeihung bei Gott.“ Es sollte also
nur das zum Überleben Notwendige entwen-
det werden, und der Erzbischof hatte sich mit
seiner Predigt an die Seite der notleidenden
Menschen im Hungerwinter 1946/47 gestellt.
Josef Kardinal Frings wurde 1967 zum Kölner
Ehrenbürger ernannt, das Wort fringsen hat
es bis ins „Lexikon der Umgangssprache“ ge-
schafft und die handschriftliche Vorlage der
Predigt befindet sich heute im Historischen Ar-
des systematischen Kohlenklaus gab in der chiv des Erzbistums Köln. Die Blätter sind selbst
Silvesterpredigt in Riehl – so empfanden es
die Menschen - Kardinal Frings die Erlaub- für den Frings-Kenner schwer zu entziffern,
nis. Das wurden in den ersten Wochen des
neuen Jahres 1947 besonders deutlich. Die weil der Erzbischof die Seiten immer wieder
britische Militärregierung, die damals für Köln
zuständig war, „was not amused“, konnte überarbeitet hat. Das deutet darauf hin, dass
aber nichts an der Situation ändern, denn es
fehlte an Lebensmitteln und Heizmaterial. Die er sehr mit seinen Formulierungen gerungen
Menschen nahmen sich das, was sie zum Le-
ben und Überleben brauchten. hat und auch Jahre danach beschäftigten ihn
weiterhin seine Worte vom Silvestertag 1946
in Riehl. mac
Kardinal Frings, der Das Manuskript der Silvestgerpredigt wird heute im
von 1942 bis 1969 Historischen Archiv des Erzbistums Köln aufbewahrt.
Erzbischof von Köln
war und während des
Zweiten Weltkriegs
in der Stadt ausge-
harrt hatte, war bei
der Bevölkerung sehr
beliebt. Deshalb hat-
ten die Worte seiner
Predigt ein großes
Gewicht. Was den
einflussreichen Kir-
chenmann allerdings ärgerte, war der Satz
seiner Predigt, der dem „Fringsen“ folgte und
von den Kölnern weniger wahrgenommen
worden war: „Aber ich glaube, dass in vielen
Fällen weit darüber hinausgegangen worden
ist. Und da gibt es nur einen Weg: unverzüg-

