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20 | Riehl Intern Riehler Historie 19. Folge
Riehl - gestern und heute
von Joachim Brokmeier
Die katholische Gemeinde St. Anna in Nach dem Krieg waren die ehemaligen Rieh-
Köln Riehl ler Heimstätten zu mehr als 40 Prozent zer-
stört, die Gebäude ausgeplündert, zum Teil
Seit mehr als 85 Jahren besteht die katho- durch Obdachlose fehlbelegt, und die ehe-
lische Gemeinde St. Anna im Städtischen Se- maligen Bewohner strebten wieder zurück
nioren- und Behindertenzentrum Köln Riehl aus der Evakuierung. Es waren chaotische
– früher Riehler Heimstätten genannt. Verhältnisse. In dieser für alle bestehenden
Notsituation war es notwendig, dass neben
Die ehemalige Offizier-Speiseanstalt des In- der Befriedigung der materiellen Bedürfnisse
fanterie-Regiments Nr. 65 wurde bis 1929 als auch etwas für den seelischen Halt der Be-
wohner und Bewohnerinnen unternommen
katholisches Zentrum wurde. Der damals vorübergehend wieder
der Riehler Heimstät- eingesetzte Direktor Dr. Bernhard Weltring
ten hergerichtet. Das – er war 1933 von den Nationalsozialisten
im Zweiten Weltkrieg abgesetzt worden – bot den Gläubigen
zerstörte Gebäude einen Raum im alten Klubhaus für Gottes-
stand dort, wo sich dienste an. Heute ist hier der Seniorentreff.
heute Haus W 8 be- Ein hölzerner Glockenturm auf der Großen
findet. Hier entstand Wiese rief zum Kirchgang. Die Vinzentine-
ein Raum für Gottes- rinnen fanden bis zum Neubau des Schwe-
dienste der katholischen Gemeindemitglieder. sternhauses 1955 ihre Bleibe im ehemaligen
Weiterhin wurden in diesem Haus die Wohn- Direktorenhaus an der Slabystraße, wo sich
räume für die Schwestern der Ordensgemein- heute ein Kindergarten befindet.
schaft der Vinzentinerinnen geschaffen, de-
nen vertraglich die Pflege der Bewohner und Ab 1950 übernahm Augustin Walaschew-
Bewohnerinnen übertragen worden war. Sie ski die seelsorgerische Betreuung. Er betonte
hatten hier ihre Schlafräume, den Speisesaal deutlich seine Funktion als Pfarrer in der
und den Aufenthaltsraum.
Der erste Seelsorger der Gemeinde war bis
1938 Pfarrer Karl Kreidt. Er baute die Gemein-
de auf, besuchte die Bewohner der Pflege-
heime in ihren Zimmern und erteilte die Kran-
kensalbung. Während des Krieges betreute
Rektor Müller die Gemeindemitglieder, bis
der Kirchenbau durch Bombentreffer zerstört
wurde und die letzten Bewohner und Bewoh-
nerinnen nach Altenberg, Dassel und Markol-
dendorf in Niedersachsen evakuiert wurden.
Innenansicht des alten Betsaals