Page 6 - nippes-magazin_2019-4
P. 6
6 Literatur
Großer Erfolg für 1. Literaturfestival in Nippes
Eine Woche lang jeden Abend eine Lesung – das erste Literaturfestival in Nip-
pes, veranstaltet von der Buchhandlung Blücherstraße und Veedelmedia, He-
rausgeber des Nippes-Magazins, brachte Literaturschaffende aus Nippes mit
einem aufgeschlossenen Publikum zusammen, das von den Veranstaltungen
begeistert war. Deshalb wird es eine Neuauflage geben, die im November 2020
stattfinden wird. Das erste Literaturfestival lag in der „Woche der Unabhängi-
gen Buchhandlungen“, einer Initiative, um den inhabergeführten Buchhandel
zu unterstützen. Fotos: Bernd Schöneck, Biber Happe
Den Auftakt machte Brigitte Glaser in der sel, die Wirtin des Rheinblick oder die und Schauspieler Klaus Prangenberg. Er
Kirche St. Heinrich und Kunigund, dem junge Sonja Engel und Nachwuchsjour- hatte drei Kostproben aus seinem noch
nicht veröffentlichten Buch mit elf Kurz-
nalistin Lotti Legrand, neben geschichten mitgebracht, die zusammen
den tatsächlichen Figuren der einen Roman ergeben und jeweils außer-
Zeitgeschichte wie einfachen gewöhnliche Todesfälle beschreiben. Es
Abgeordneten und Parteigrö- machte große Freude, dem Schauspieler
ßen. Es war eine kurzweilige bei seiner Lesung zuzuhören und zuzu-
Stunde der Literatur, auch für
Brigitte Glaser: „Für mich war
es ein Fest, im Klangraum zu
lesen“, bedankte sie sich nach
der Veranstaltung.
Klangraum Kunigunde am Schillplatz. Sie Der Dienstag gehörte der schauen. Kristian Lutze, der seit 30 Jah-
las aus ihrem aktuellen Roman „Rhein- „Lyrik in Köln“, einem Projekt ren sehr erfolgreich englischsprachige
blick“, der im Februar 2019 erschienen von Kathrin Rothenberg-Elder, Bücher übersetzt, hatte drei Kneipensze-
ist. Die Geschichte spielt im November um Lyrik im Alltag Raum zu nen aus von ihm übersetzten Romanen
1972, als die SPD mit ihrem Kanzlerkandi- geben. Fünf LyrikerInnen lasen nicht nur, ausgesucht, darunter „Hin und weg“ des
daten Willy Brandt die Bundestagswahl sondern befragten sich gegenseitig über amerikanischen Schauspielers Eathan
gewinnt. Glaser fügt ihrer Zeitreise noch ihre Art, Gedichte zu schreiben, mit Spra- Hawke und „Schlimmer geht immer“ des
die Geschichte einer Bonner Wohnge- che umzugehen, Augenblicke, Stimmun- irischen Autors Damien Owens. Zusam-
meinschaft hinzu und ein Kriminalfall gen und Gefühle einzufangen. Die Veran- men ergab sich ein Abend mit Literatur
darf bei ihr auch nicht fehlen. Die Auto- staltung war schon am zweiten Tag einer am Tresen in ausgesprochen gastfreund-
rin, die aus dem Schwarzwald stammt der Höhepunkte des Literaturfestivals. licher Atmosphäre.
und schon lange in Köln lebt, las nicht Ein dichter, inspirierender Abend in einer
nur aus ihrem Buch, sondern berichte- besonderen Atmosphäre mit intensiven Vor gerade einmal sechs Wochen ist
te über die Entstehungsgeschichte des das neue Buch „Porzellankind“ von My-
Romans, über die Anstrengungen und Gesprächen über Literatur entwickelte riane Angelowski erschienen, aus dem
Mühen, die Erzählung voranzubringen sich im Atelier. Es war schade, dass sich die Autorin im „Gasthaus im 1/4l“- vor-
und Figuren zu erschaffen. Gleichzeitig wie bei Lyrik üblich nur eine kleine Schar mals Feez – vorlas. Es ist die bedrücken-
war ihr anzumerken, wie viel Spaß es von ZuhörerInnen im co/Atelier in der de Geschichte der kleinen Ellis, einem
ihr gemacht hatte, die starken Frauen Sechzigstraße eingefunden hatte. Es ist
zum Leben zu erwecken wie Hilde Kes- ein Raum, den sich verschiedene Künstler
für ihre Arbeit teilen, der aber auch für
Veranstaltungen von Ausstellungen bis
zum Life-Hörspiel genutzt wird.
Die Gaststätte „Zum Bunten Hund“ am seltsamen Kind, das die Liebe der Eltern
Ende der Bülowstraße, die seit zwei Jah- schmerzlich vermisst. Als der kleine Bru-
ren William Blask betreibt, war der ideale
Treffpunkt für Übersetzer Kristian Lutze