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Großer Erfolg für 1. Literaturfestival in Nippes

Eine Woche lang jeden Abend eine Lesung – das erste Literaturfestival in Nip-

pes, veranstaltet von der Buchhandlung Blücherstraße und Veedelmedia, He-

rausgeber des Nippes-Magazins, brachte Literaturschaffende aus Nippes mit

einem aufgeschlossenen Publikum zusammen, das von den Veranstaltungen

begeistert war. Deshalb wird es eine Neuauflage geben, die im November 2020

stattfinden wird. Das erste Literaturfestival lag in der „Woche der Unabhängi-

gen Buchhandlungen“, einer Initiative, um den inhabergeführten Buchhandel

zu unterstützen.                           Fotos: Bernd Schöneck, Biber Happe

Den Auftakt machte Brigitte Glaser in der  sel, die Wirtin des Rheinblick oder die      und Schauspieler Klaus Prangenberg. Er
Kirche St. Heinrich und Kunigund, dem      junge Sonja Engel und Nachwuchsjour-         hatte drei Kostproben aus seinem noch
                                                                                        nicht veröffentlichten Buch mit elf Kurz-
                                                        nalistin Lotti Legrand, neben   geschichten mitgebracht, die zusammen
                                                        den tatsächlichen Figuren der   einen Roman ergeben und jeweils außer-
                                                        Zeitgeschichte wie einfachen    gewöhnliche Todesfälle beschreiben. Es
                                                        Abgeordneten und Parteigrö-     machte große Freude, dem Schauspieler
                                                        ßen. Es war eine kurzweilige    bei seiner Lesung zuzuhören und zuzu-
                                                        Stunde der Literatur, auch für
                                                        Brigitte Glaser: „Für mich war
                                                        es ein Fest, im Klangraum zu
                                                        lesen“, bedankte sie sich nach
                                                        der Veranstaltung.

Klangraum Kunigunde am Schillplatz. Sie                 Der Dienstag gehörte der        schauen. Kristian Lutze, der seit 30 Jah-
las aus ihrem aktuellen Roman „Rhein-                   „Lyrik in Köln“, einem Projekt  ren sehr erfolgreich englischsprachige
blick“, der im Februar 2019 erschienen                  von Kathrin Rothenberg-Elder,   Bücher übersetzt, hatte drei Kneipensze-
ist. Die Geschichte spielt im November                  um Lyrik im Alltag Raum zu      nen aus von ihm übersetzten Romanen
1972, als die SPD mit ihrem Kanzlerkandi-  geben. Fünf LyrikerInnen lasen nicht nur,    ausgesucht, darunter „Hin und weg“ des
daten Willy Brandt die Bundestagswahl      sondern befragten sich gegenseitig über      amerikanischen Schauspielers Eathan
gewinnt. Glaser fügt ihrer Zeitreise noch  ihre Art, Gedichte zu schreiben, mit Spra-   Hawke und „Schlimmer geht immer“ des
die Geschichte einer Bonner Wohnge-        che umzugehen, Augenblicke, Stimmun-         irischen Autors Damien Owens. Zusam-
meinschaft hinzu und ein Kriminalfall      gen und Gefühle einzufangen. Die Veran-      men ergab sich ein Abend mit Literatur
darf bei ihr auch nicht fehlen. Die Auto-  staltung war schon am zweiten Tag einer      am Tresen in ausgesprochen gastfreund-
rin, die aus dem Schwarzwald stammt        der Höhepunkte des Literaturfestivals.       licher Atmosphäre.
und schon lange in Köln lebt, las nicht    Ein dichter, inspirierender Abend in einer
nur aus ihrem Buch, sondern berichte-      besonderen Atmosphäre mit intensiven         Vor gerade einmal sechs Wochen ist
te über die Entstehungsgeschichte des                                                   das neue Buch „Porzellankind“ von My-
Romans, über die Anstrengungen und         Gesprächen über Literatur entwickelte        riane Angelowski erschienen, aus dem
Mühen, die Erzählung voranzubringen        sich im Atelier. Es war schade, dass sich    die Autorin im „Gasthaus im 1/4l“- vor-
und Figuren zu erschaffen. Gleichzeitig    wie bei Lyrik üblich nur eine kleine Schar   mals Feez – vorlas. Es ist die bedrücken-
war ihr anzumerken, wie viel Spaß es       von ZuhörerInnen im co/Atelier in der        de Geschichte der kleinen Ellis, einem
ihr gemacht hatte, die starken Frauen      Sechzigstraße eingefunden hatte. Es ist
zum Leben zu erwecken wie Hilde Kes-       ein Raum, den sich verschiedene Künstler
                                           für ihre Arbeit teilen, der aber auch für
                                           Veranstaltungen von Ausstellungen bis
                                           zum Life-Hörspiel genutzt wird.

                                           Die Gaststätte „Zum Bunten Hund“ am          seltsamen Kind, das die Liebe der Eltern
                                           Ende der Bülowstraße, die seit zwei Jah-     schmerzlich vermisst. Als der kleine Bru-
                                           ren William Blask betreibt, war der ideale
                                           Treffpunkt für Übersetzer Kristian Lutze
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