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„Wir spielen für Nippes und für alle und umsonst“
Wilhelmplatz wird zum Theaterplatz – Vier Aufführungen „Katzelmacher“ im Juni
Das wird eine echte Premiere. Zum ersten Mal findet auf dem Wilhelmplatz – mit zwei weitere Schauspieler Texte von Karl
Valentin bis Marieluise Fleißer, die Rainer
der Tribüne des Tadsch Mahal als Bühne – eine Freilichttheater-Aufführung statt. Werner Fassbinders Stück Katzelmacher
beeinflusst hat. „Das wird ein unterhalt-
Klaus Prangenberg, Schauspieler und Regisseur, der in Nippes lebt, hat sich dafür samer Abend und ist ein guter Einstieg
ins Stück und die Aufführung“, versichert
das 50 Jahre alte Stück „Katzelmacher“ von Rainer Werner Fassbinder vorgenom- Prangenberg, der auf ein gutes Spenden-
aufkommen setzt. Geprobt wird im Haus
men und mit dem Untertitel „50 Jahre Fremdenfeindlichkeit“ versehen. Auffüh- von Prangenberg, das zurzeit teilweise
umgebaut wird. „Aufgrund der Baustelle
rungen sind am 15., 16., 22. und 30. Juni jeweils um 20 Uhr. Foto: Biber Happe ergab sich die Möglichkeit, denn wir müs-
sen ja auch auf einer Treppe üben. Und
Das Stück „Katzelmacher“, das der Re- Hass, Neid und Missgunst die Harmonie alles ist auch eine Kostenfrage. So sparen
gisseur, Filmemacher und Autor Rainer in der Clique verlorengeht.“ Und wieso ge- wir die Miete für eine Probenbühne.“
Werner Fassbinder (1945-1982) im Jahr 1968 rade der Wilhelmplatz? „Ich wohne schon
veröffentlichte, zeigt in einem Kammer- seit mehr als 20 Jahren in Nippes, komme Schon seit zwei Jahren ist der Künstler mit
den Vorbereitungen für die Aufführungen
fast jeden Tag hier vorbei und beschäftigt. „Das Ordnungsamt hier im
denke, dass hier genau der Bezirksrathaus hat sich mit der Genehmi-
richtige Ort ist, um Theater zu gung schwer getan. Dabei wertet gerade
spielen, Straßentheater.“ Das die freie Theaterszene mit ihren Projekten
sei schließlich die Urform des eine Stadt und natürlich auch einen Stadt-
Theaters, müsse schnell sein, teil auf.“ Prangenberg kann sich vorstellen
sein Publikum mit wenigen – vorausgesetzt, Katzelmacher wird ein
Aktionen einfangen. Erfolg – sogar jedes Jahr ein Sommer-The-
aterfestival auf dem Wilhelmplatz zu ver-
Prangenberg führt Regie, neun anstalten. „Das ist ein toller Platz mit einer
guten Akustik und es ist schade, dass er in
Profi-Schauspieler agieren auf all den Jahren noch nicht bespielt worden
ist. Ich bin irre gespannt, wie es wird.“ mac
den Stufen des Tadsch Mahal.
„Sommer in Nippes ist für mich ...
Beteiligt ist darüber hinaus
... in meinem groß-
Chorlonia, ein Chor aus Nippes. en Wohnzimmer,
auf dem Schillplatz
Es gibt ein paar wenige Bänke zu sitzen.“
spiel, wohin Vorurteile und Fremdenfeind- zum Sitzen für die Zuschauer; die meisten Tanja Lachenicht
lichkeit führen können. Der griechische müssen stehen. „Wir nehmen keinen Ein-
Gastarbeiter Jorgos gerät an seiner neuen tritt und möchten auch die fürs Theater GmbH
Arbeitsstelle in eine Clique von jungen Leu- begeistern, die sonst nicht ins Theater
ten, die mit ihrem Leben unzufrieden sind gehen“, so Prangenberg. „Wir spielen für
und ihre Wut und ihren Frust an ihm aus- Nippes, für alle und umsonst.“
lassen, dem Katzelmacher, Schimpfwort
für Gastarbeiter. „Die Aufführung dauert Mit einer Crowdfunding-Aktion, einer
ungefähr eine Stunde und das Stück eignet Spendensammelaktion im Internet, wur-
sich so gut fürs Straßentheater, weil die Fi- de Geld (3.000 Euro) für die Gage der Mit-
guren knackig und schnell verhandelt wer- wirkenden gesammelt, eine Förderung
den“, sagt Prangenberg, der die Idee zum kommt auch vom Kulturamt der Stadt
Freilichttheater auf dem Wilhelmplatz Köln und am 6. Juni gibt es ab 20 Uhr
hatte. „Das Stück ist auch nach 50 Jahren eine Benefizlesung in der Buchhandlung
noch aktuell und zeigt, wie aufgrund von Blücherstraße. Neben Prangenberg lesen
Wolfgang Blum
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