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34 Leben
Auf ein Kölsch im Kappes mit Janine Koppelmann
Seit neun Jahren gibt es die Galerie Koppelmann-Kunstwerk Nippes in der Baudristraße
Für viele Bürgerinnen und Bürger in Nippes ist die Galerie für zeitgenössische bil- view mit unserem Magazin gesagt, dass
der politische Wille in dieser Stadt nicht
dende Kunst und Fotografie immer noch eine unbekannte Größe. Dabei betreiben vorhanden sei, die freie Theaterszene an-
gemessen zu finanzieren. Gilt das auch
Ingrid (72) und Janine Koppelmann (40) die Galerie schon seit neun Jahren und für die Kunstszene?
Natürlich muss man Geld geben, damit
sind eine feste Größe in Köln. Foto: Biber Happe sich etwas etabliert. Ich habe es sehr be-
dauert, dass die Halle Zehn, die Ausstel-
Nippes-Magazin: Frau Koppelmann, wie Weil wir hier die wunderschönen Räume lungshalle auf dem Gelände der Clouth
wird man Galeristin? gefunden haben. Es war genau der rich- Werke, abgerissen worden ist. Früher
tige Ort für eine Galerie. Wir haben 80 gab es auch viele Ateliers dort. Das ist
Janine Koppelmann: Das kann ich gar Quadratmeter Platz und einen Innenhof, alles weg. Damit fehlt der Raum, wo sich
nicht genau sagen. Ich bin in die Fuß- den wir im Sommer schon häufig für etwas etablieren kann. Auf der anderen
stapfen meiner Mutter getreten, die Lichtinstallationen genutzt haben. Seite beobachte ich, dass viele kleine
Ende der 1970er Jahre eine Galerie für Kunsträume in Nippes öffnen. Da tut
zeitgenössische Kunst in Köln eröffnet Kommen viele Bürgerinnen und Bürger sich was. Da verändert sich was.
hat. Ich bin sozusagen in die Kunst und aus Nippes zu Ihren Ausstellungen?
die Kunstszene hineingeboren worden Es gibt immer noch Leute, die uns ent- Was kann Kunst in und für die Gesell-
und mein Beruf ist auch zugleich eine decken und dann mit strahlenden Augen schaft überhaupt bewirken?
Berufung für mich. Kunst ist doch das, was uns ausmacht.
rausgehen. Teils Wenn ich über Kunst reflektiere, mich re-
Was macht Ihre Arbeit aus? sind wir noch ein gelrecht an ihr abarbeite, dann setze ich
Es ist so vielfältig. Es geht ja nicht nur da- Geheimtipp, aber mich mit mir selber auseinander. Kunst
rum, die Werke von den acht Künstlern, wir haben auch gibt es schon seit der Steinzeit, seit die
die unsere Galerie vertritt, zu verkau- ein großes Stamm- Menschen in Höhlen leben und diese be-
fen. Ich vermittle Kontakte zu Museen publikum, das weit malt haben. Kunst ist ein Teil unserer Kul-
und Festivals, zu anderen Galerien im gefächert, aber tur und, da wiederhole ich mich gerne,
Ausland, stehe im Austausch mit Ku- sehr kunstaffin es ist das, was den Menschen ausmacht.
ratoren, die Ausstellungen planen, und ist. Der Standort
wir überlegen gemeinsam, wie Künst- für eine Galerie Wenn ich die aktuelle Situation der Ga-
ler präsentiert werden können. Und die ist eigentlich nicht lerien am Ebertplatz betrachte, die die
Arbeit reicht bis zu Beiträgen, die ich für ausschlaggebend. Kündigung erhalten haben, weil sich der
Kataloge verfasse und dazu auch das Fo- Wir haben keine Ort zu einem sozialen Brennpunkt entwi-
tomaterial besorge. Denn Kataloge sind Laufkundschaft, ckelt hat, ist die Kraft der Kunst in vielen
immer noch wichtig für Künstler, weil sie sondern die Besu- Köpfen noch nicht angekommen.
nachhaltig sind. Eine Ausstellung ist am cher suchen uns Es war eine hilflose Reaktion, denn es
Ende zu Ende. sehr explizit auf wurden einfach Kündigungen ausge-
und kommen sehr sprochen, ohne eine räumliche Alterna-
Warum haben Sie und Ihre Mutter und gerne nach Nippes. tive anzubieten. Die Galerien, es sind ja
am Anfang auch noch Ihre Schwester mehrere, haben sich gegenseitig beflü-
Viviane eine Galerie in Nippes eröffnet? Sie sagen, der Standort für eine Galerie gelt und sich in der Vergangenheit posi-
sei nicht ausschlaggebend. Aber in den tiv auf die Situation auf dem Platz ausge-
letzten Jahren sind viele Galeristen aus wirkt. Es tut mir im Herzen leid, denn die
Köln nach Berlin gegangen. Betreiber der Galerien haben viel Arbeit
Berlin ist natürlich die Hauptstadt, aber und auch Geld reingesteckt und werden
es fehlt das Umfeld. Im Rheinland und jetzt dafür bestraft. Der Ebertplatz ist ein
im Ruhrgebiet gibt es eine große Dichte prekärer Ort, aber gerade deshalb hatte
an Museen und viele Sammlerinnen und im September das Cityleaks Urban Art
Sammler leben an Rhein und Ruhr. Auch Festival dort auch sein Zentrum einge-
die Kunstakademie in Düsseldorf hat richtet, um auszuloten, was eine Stadt
immer noch einen sehr guten Ruf. Denn lebenswert macht.
Köln war einmal von den 1970er Jahren
bis in die 90er Jahren die Kunststadt und Im Rahmen des Cityleaks Festivals hat
die Kunstmesse Art Cologne, die 1967 be- das Paersche Aktionslabor zusammen
gründet wurde, die Messe an vorderster mit Ihrer Galerie 24 Tage lang 24 Künst-
Front. lerinnen und Künstlern den Raum für
Der ehemalige Leiter des Theaters im
Bauturm Gerhard Haag hat im Inter-