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14 Kunst

Die andere Welt im Grenzland

Faszinierendes Festival im Freistaat Odonien neben dem Eros-Center

Zum neunten Mal fand im September das Kölner Roboter-Kunst-Festival „Robo-

donien“ im „Freistaat Odonien für Kunst und Kultur“ an der Hornstraße statt. Es

sei ein „Ort kreativen Schaffens ohne gesellschaftliche Grenzen und Abhängig-

keiten“, wie sein Erfinder, der Künstler Odo Rumpf, das ungewöhnlichste Festival-

gelände in Köln selbst beschreibt.          Fotos: Biber Happe

Das „Odonien“ am Gleisdreieck zwischen                                 tung und künstle-     tionale und internationale Künstlerinnen
Nippes und Ehrenfeld ist ein einzigar-                                 rischen Austausch,    und Künstler eingeladen, um ihre Werke
tiger Ort. Ein Ort, der sich immer verän-                              einen neuen Raum      zu präsentieren. Sie brachten Brunnen-
dert und nie vollendet ist. Fast zu gut                                für Kultur. Idee war  installationen mit, bei denen Feuer und
versteckt liegt er zwischen der Inneren                                es, dass verschie-    Wasser gleichzeitig brannten und flos-
Kanalstraße und dem Bordell „Pascha“.                                  dene Akteure den      sen, Kühe aus etlichen Fahrradketten
Schon nach wenigen Schritten betritt                                   Ort mitgestalten      und Rohren, die mit schweren Schritten
man eine Welt aus Eisen, die lebendig                                  und sich unter-       eigenständig liefen. Es wurde geschweißt,
zu sein scheint. Riesige Stahlmassen                                   schiedliche Ziel-     gehämmert und tiefe Bässe tönten über
türmen sich auf, rostig und stetig wach-                               gruppen treffen,      das Gelände. Am Eingang empfing ein
send. Doch neben den Überresten aus                                    die sonst nicht mit-  rund vier Meter langer Drache aus Rohren
der Industrie wachsen auch viele Pflan-                                einander in Verbin-   und Stahl die Besucher, der die Flügel
zen auf dem Gelände, das so groß wie                                   dung treten.          bewegen und Feuer speien konnte. Ein
zwei Fußballfelder ist. Seit der Künstler
Odo Rumpf (56) diesen „Freistaat Odo-                                  Der in Leverkusen     Roboter-Käfer sang zu Hip-Hop und elek-
nien für Kunst und Kultur“ im Jahr 2005                                geborene Rumpf        tronischen Beats. In einer Halle konnten
gründete, finden dort regelmäßig Partys,                               fand einen eher       die Besucher auf einer virtuellen Harfe
Konzerte, Trödelmärkte und Festivals        ungewöhnlichen Weg in die Kunstszene.            spielen, deren Saiten als Laserstrahlen im
statt. Auch ein Biergarten befindet sich    Er studierte zunächst Maschinenbau in            Raum zu schweben schienen.
auf dem Gelände. Rumpf erschuf einen        Aachen. „Das Interesse an Kunst und am
Treffpunkt für freie künstlerische Entfal-  Maschinenbau war schon immer da. Mir
                                            mangelte es nie an Kreativität“, erklärt
                                            Rumpf seine ungewöhnliche Kombinati-
                                            on. „Allerdings war das Berufsfeld eines
                                            Maschinenbauers überhaupt nichts für
                                            mich.“ Eine Tätigkeit im Büro oder in
                                            einem eng getakteten Alltag kam für
                                            ihn nicht infrage. Bei seinen Kunstwer-
                                            ken setzt er die Kompetenzen, die er im
                                            Studium erworben hat, auf kreative Wei-
                                            se um. Seit 1991 ist er als selbstständiger
                                            Künstler tätig. Nippes diente ihm damals
                                            als erste künstlerische Heimat. Sein Ate-
                                            lier hatte er auf dem Gelände des ehe-
                                            maligen Eisenbahn-Ausbesserungswerks
                                            auf dem sich heute unter anderem die
                                            autofreie Siedlung befindet.

                                            Inspirationen für seine neue Heimat in
                                            der Hornstraße holte er sich von der nie-
                                            derländischen „Amsterdam-Dry-Dock-
                                            Company“, einem Kunst- und Kulturge-
                                            lände im Hafen. Seit 1998 findet dort das
                                            „Robodock-Festival“ statt. „Ein Festival
                                            dieser Art wollte ich auch nach Köln ho-
                                            len und etablieren“, sagt Rumpf.

                                            Seit 2008 organisiert er das Roboter-
                                            Kunst-Festival „Robodonien“. Zum neun-
                                            ten Mal waren in diesem Jahr rund 25 na-
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