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6 Handwerk

Erfolgsgeschichte von Frauen für Frauen

Das Handwerkerinnenhaus im alten Worringer Bahnhof

„Mädchen und Frauen im Handwerk? Na klar!“ Das ist seit 1989 die Losung des Hand-
werkerinnenhauses. Hier erhalten schulmüde Mädchen Motivation und eine neue
Perspektive; doch auch erwachsene Frauen können sich weiterbilden. Fotos: Biber Happe

In der Metallwerkstatt ist die Stimmung nehmen teil. Hier sollen von Schulmüdig-
bestens. Während im Hintergrund Hip- keit bedrohte Mädchen – deren Leistun-
Hop-Musik läuft, ist eine Gruppe von vier gen stark nachlassen, die häufiger fehlen
Schülerinnen fleißig beim Schrauben, oder zunehmend Probleme mit Mitschü-
Montieren und Löten. „Wir sind gerade lern und Lehrern haben – durch Erfolge
im Handwerk neuen Mut fassen, ihr So-
zialverhalten trainieren und unbekannte chen und Frauen für technische Fächer zu
Stärken in sich entdecken. „Wir merken begeistern. „Die meisten Mädchen wissen
meist, dass die Mädchen nach ein paar gar nicht, wie viel es da gibt. So wählen
Wochen Selbstbewusstsein entwickeln noch heute 80 Prozent einen von 20 klas-
und hier mit stolz geschwellter Brust he- sischen Ausbildungsberufen für Frauen.
reinkommen“, so Lehmann. „Später kön- Dabei sind gerade sogenannte Männer-
nen sie in unser Holly Wood-Programm berufe oft besser bezahlt“, weiß Supplie.
zur Berufsqualifizierung wechseln. Dabei
begleiten wir sie bis zur Ausbildung.“ Das Team des Handwerkerinnenhauses
freut sich immer wieder, Erfolge der Teil-
1989 gründeten Handwerkerinnen in Köln nehmerinnen zu erleben, wie eine ehema-
dabei, die Elektrik für eine FC-Köln-Tisch- einen Verein, um mehr Mädchen und lige „Pfiffigunde“-Schülerin, die ihr Abitur
lampe zu machen“, erläutert Christiane Frauen für das Handwerk zu begeistern. nachgeholt hat und nun Möbeldesign
Lehmann, Tischlerin und Sozialarbeiterin, 1991 erfolgte der Umzug in den alten Wor- studiert. Und die Offenheit gegenüber
die von allen einfach „Nane“ genannt wird. ringer Bahnhof an der Kempener Straße. Frauen im Handwerk wachse. „Es ist toll
Die Mädchen kommen aus einer Kölner „Teamarbeit wird bei uns ganz groß ge- zu sehen, dass es bei Eltern kaum noch
Schule und nehmen am „Pfiffigunde“- schrieben. Bei uns geht es nicht darum, Vorbehalte gegen eine Handwerks-Aus-
Projekt des Handwerkerinnenhauses teil. die Beste und Schnellste zu sein, sondern bildung ihrer Töchter gibt, sowohl bei Fa-
Mädchen der Klassen 6 bis 10 kommen gut mit anderen zusammenzuarbeiten“, milien mit als auch ohne Migrationshin-
ein Schuljahr lang einmal wöchentlich betont Petra Supplie, eine der Vorstands- tergrund“, sagt Supplie. Dagegen sei es in
in die Werkstatt. Rund 40 Schulen aller frauen. Der Verein stößt im Laufe der Jahre den Betrieben oft noch schwer. „Die Vor-
Typen aus ganz Köln und darüber hinaus auf große Nachfrage und folgerichtig wur- behalte sind häufig noch groß, Mädchen
die Chance zu einer Ausbildung zu geben.
den 2008 und 2011 Erweiterungsbauten Aber die Lage auf dem Lehrstellenmarkt
errichtet. Neben den Schulprojekten ist hilft zugleich Frauen, die ins Handwerk
auch die Erwachsenenbildung eine Säule wollen.“ Stolz ist das Team des Hauses
der Arbeit. Die Kurse vom Klassiker „Repa- auch auf den großen Kreis von Freunden
raturen im Haushalt“ bis zu Angeboten und Förderern sowie die gewonnenen
wie Fahrradreparatur-, Goldschmiede-, Preise – wie jüngst das „Phineo“-Spenden-
Mosaik-, Weidenflecht- oder Renovie- siegel, das die gute Organisation und die
rungsarbeiten sind regelmäßig sehr stark Wirksamkeit eines Angebots belegt. bes
gebucht. Ziel des Vereins ist es auch, Mäd- www.handwerkerinnenhaus.org

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