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16 Handwerk
Eine Werkstatt jenseits der Wegwerf-Mentalität
Wilfried Carls repariert seit 30 Jahren alte Elektrogeräte
„Es geht nichts verloren“, versichert Wilfried Carls, Geschäftsführer eines kleinen vornehmen, zwei Radio/Plattenspieler
der Marke „Phonosuper SK 61“ von 1962.
Ladens in der Cranachstraße, der hier alte Hifi-Geräte, Radios, Plattenspieler und Danach wartet ein Bose-Receiver auf die
Rearatur, „ein seltenes, im Internet kaum
Fernseher repariert, die sich auf engstem Raum dicht stapeln, und die er vereinzelt erhältliches Gerät“.
Das sind wahre
auch verkauft. In der winzigen Werkstatt von „Spontronic“ hantiert der gelernte Schmuckstücke
für Carls, der gleich
Elektromechaniker seit 30 Jahren mit Schraubenzieher, Zange, Pinzette und Löt- einen Grund da-
für nennt, dass er
kolben. Kurios: Inhaber des selbstverwalteten Geschäfts ist Hans P. Sommer (vor- kaum Elektroge-
räte aus der Zeit von 1990 bis heute in
mals Helmut Schlabbach), der sein Hauptgeschäft in Herchen an der Sieg hat. Der seinem Sortiment hat: „Die werden, wenn
sie kaputt sind, meistens sofort entsorgt“,
Laden in Nippes ist eine Zweigstelle. Fotos: Biber Happe stellt er bedauernd fest.
200 Euro beträgt. Das wird Ersatz- oder notwendige Bestandteile für
dann auch bezahlt“, sagt er,
der nach eigenem Bekunden seine Reparaturen wie Transistoren, Wi-
stets genau weiß, wo welches
Stück lagert. „Ich muss nicht derstände, Stecker und Sicherungen be-
lange suchen. Meine Intuition
ist gefragt“, schmunzelt er und sorgt sich Carls bei zwei Firmen in Nippes.
lässt den Blick über die Vielzahl
der Geräte schweifen. Zurzeit „Das ist jedoch schwieriger als noch vor
arbeitet er an einem seinerzeit
berühmten und begehrten zehn Jahren. Heute sind viele Radio- und
Revox-Tonbandgerät B 77 aus
den 1970er Jahren, das über- TV-Händler vom Markt verschwunden.“
haupt nicht mehr funktioniert.
Demnächst will er sich zwei Spontronic in der Cranachstraße 30 aber
„Schneewittchensärge“ der Firma Braun
Wilfried Carls ist ein Meister seines Fachs. hat alle Zeitläufe überdauert. job
Als früherer Radio- und Fernsehtechniker
kann er Elektrogeräte jedweder Art repa-
rieren. Der „kölsche Jung“ ist mit moder-
ner und älterer Technik vertraut und auch
mit ganz alter: Im Schaufenster steht ne-
ben unzähligen Receivern, Kassettenre-
cordern, Plattenspielern und TV-Geräten
aus den 1960er bis 1980er Jahren ein
„Volksempfänger“ von 1938, den er wieder
auf Vordermann bringen will. Einerseits
ist Carls mit der Reparatur dieser Geräte
beschäftigt, andererseits wartet und in-
stalliert er mit seinem Kompagnon Som-
mer Kabel-TV- und Sateliten-Anlagen.
„Das ist unsere Haupt-Einnahmequelle“,
betont Carls und fügt lächelnd hinzu: „Es
rentiert sich.“
Die Besitzer der Elektrogeräte, die im La-
den auf Reparaturen warten, haben häu-
fig nostalgische Erinnerungen und brin-
gen ihre Schätzchen zu Carls, damit der
sie wieder zum Klingen bringt. „80 bis 90
Prozent der Leute holen die Geräte nach
erfolgter Reparatur wieder. Der Rest lässt
sie einfach da, meist ein halbes Jahr oder
länger“, schätzt Carls. „Durchschnittlich
berechne ich 50 bis 100 Euro für eine In-
standsetzung. Aber es kann auch passie-
ren, dass die Reparatur für ein Gerät, das
ursprünglich 200 D-Mark gekostet hat,
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